Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (12.1907, Band 2 (Nr. 26-52))

1907

J UGEND

Nr. 53

Spitapbium auf anno 1907

von Kassian Kluibenscbädel, Tuifelemaler

Der grause Sensenmann mir Hipp' und Stundenglas ist müßig nicht geblieben,
2luf seinem raschen Ritt har er dahingemäht nun auch den Jahrgang 1SO7.

Der zehnte Pius wettert und flucht und tobt und bannt und schreit —

Doch hemmet keine Enzyklika, kein Rirchenbann das rollende Rad der Zeit!
wir Menschlein rennen selber um die wette, wenn auch wird öfters einer hin,
2luf den Straßen mit dem Auto und gar nun durch die Luft mit Zeppelin.
Trotz aller Widersacher bleibt hier auf Erden doch der Fortschritt Trumpf,
wenn wir auch so mitunter passieren müssen einen . . . Sumpf.

So hoffen wir, wenn auch des Jahres End' durch abnormale Dinge

ward gestört,

Daß man im neuen Jahr dafür von einem ganz normalen Lauf der

Weltgeschicke hörtl

fern

Müncftner Kindl

Franzi und Marie spie-
len seit einiger Zeit täglich
mit Variationen „Him-
melfahrt", ohne daß sich
die Eltern den Ursprung
dieses neuesten Spiels er-
klären können.

Lines Tages nun fährt
Franz mit Roß und
Magen schlankweg in den
Himmel.

Oben angekommen,
bindet er sein Gespann
am Pfosten der Eingangs-
tür fest, geht stramm hin-
ein und bleibt vor Petrus
stehen. Nachdem er seine
Mütze vom Kopf genom-
men und sich mit wich-
tiger Miene den Schweiß
von der Stirne gewischt,
fragt er möglichst heraus-
fordernd: „Mas habt's
denn da heroben für a
Bier?"

Wahres Geschichtchen

Der Divisionskommandeur Graf X. ist als be-
sonders scharfer Herr bekannt, aber der ihm unter-
stehende Kommandeur eines Jäger-Bataillons,
Oberstleutnant v. H., nicht minder. Sie lieben
sich gegenseitig nicht.

Bei der Frühjahrsparade fragt der Divisionär
Herrn v. H.: „Warum stehen denn Ihre Leute
wieder 'mal nicht auf Vordermann, Herr Oberst-
leutnant?"

„weil das Regleinent vorschreibt, daß in dieser
Formation nur die Zugführer Vordermann zu
halten haben, Excellenz."

„wenn auch! Alle üb-
rigen Bataillone haben
den Vordermann herge-
stellt."

„DasReglement schreibt
vor, daß sich in der Tief-
kolonne der Vordermann
auf die Zugführer zu be-
schränken hat."

„Aber es sieht besser
aus, Herr!"

„Bedaure, Excellenz.. I"
„Na dann," ruft Se.
Excellenz und schickt sich
an, weiterznreiten, „ma-
chen Sie, was Sic wollen
— der Klügere gibt
n ach!"

Da schallt in deinselben
Augenblick die laute Korn*
mandostimme des Oberst-
leutnants über den Platz:
„ In meinem Bataillon s o-
fortAlles auf vorder
mann treten!"

*

Bei Kronxrinzens

Eäcilie: „Hier liegen
noch sechs Gesuche von
Monarchen vor, die Pa-
tenstelle übernehinen wollten!"

„Nur Geduld, sie kommen alle noch dran!"

*

Inr Zeitalter der Spezialität

Also Kunstgewerbler sind Sie?! Besonderes Genre?
Ja; Spezialist für vordere Stuhlbeine.

sich eine billige Uhr zu kaufen, die nie eine gute Uhr sein kann, die
durch unzuverlässigen Gang Verdruß, Aerger und Hinderniffe aller
Art bereitet und die schließlich durch immer wiederkehrende Reparatur-
Kosten eine sehr teure Uhr wird. Man kann sich, wenn man bei der
Anschaffung nur einen verhältnismäßig geringen Betrag mehr opfert
und gleich eine „Pornos"-Uhr kauft, eine echte, schöne und elegante
Präzisions-Uhr modernster, feinster und solidester Konstruktion er-
werben, die mit erstaunlicher Gleichmäßigkeit auf die Sekunde genau

geht, also auf die man sich immer unbedingt
verlassen kann, und die uns iiberdies durch ihre
stilvoll-künstlerische und praktisch-moderne Form
und Ausstattung täglich aufs Neue entzückt.

wenn Sie geneigt sind, der Anschaffung einer solchen Uhr näher zu treten,
so verlangen Sie die soeben erschienene, reich ausgestattete Aufklärungs-
Broschüre „Die moderne Taschenuhr", die Ihnen auf Wunsch
von der Nomos-Uhr-Gesellschuft, Glashütte LS. (Bf. VI) zugesandt wird.

6s itt kurjTicbtig,

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