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Die „Geldknappheit“ als Meltkitt

„Freundschaft, Freundschaft über Alles!" Bis uns schließlich nun der Dalles

Sang man nutzlos in die Welt, Brüderlich zusammenhält

Chor: Es geht ein Marcon i-pu mp um unfern Ball herum vidibuml-

Die Ainder vor der Grippe

Dort Hans Rarl Abel

Hansel (leise): Das ist ein Häuschen.

Liesel: Nein, das ist eine Kirche.

Gretel: Nein, das ist die Krippe!

Hansel: Es ist auch ein Dach auf dem
Hänschen!

Liesel: Und da sind viele Engelchen!

Hansel: Alle Engel sind Buben.

Liesel: Nein, alle Engel sind Mädchen.

Hansel: Aber der große Engel ist ein Bub!

Heiner: Auf dem steht „dreißig Pfennig".

Hansel: Oh! Er will herunter springen, halt
ihn fest!

Liesel: Warum haben die Engel schon das
Hemd an?

Gretel: Weil sie ins Bett müssen; morgen
ist Sonntag, dann bekommen sie ihre Sonntags-
kleider.

Liesel: Daas sind die Hirteen auf dem Feldee.

Heiner: Das ist kein Hirt, das ist der Schorn-
steinfeger.

Hansel: Das ist der Schornsteinfeger nicht,
das ist der Schulmeister.

Heiner: Sie haben ihn angeleimt, damit er
nicht umfällt.

Hansel: Was sels ich — eine ganz, ganz
kleine, liebe, süße Kuh!

Heiner: Die kann ja nicht laufen.

Liesel: Und ich seh' Kälbchen und Schäfchen!

Hansel: Ja, und das Schäfchen hat Hörnchen,
und die Kuh hat das Schäfchen gelegt-

Gretel: Aber Kühe legen doch keine Schafe!

Hansel: Und das Schäfchen macht so!

Liesel: Nein, so macht's, so!

Heiner: Das macht ja gar nichts.

Hansel: Das ist unser „Bläß" und das der
„Stern" und das der „Fleck"!

Gretel: Wo ist denn der liebe Gott?

Heiner: Im Himmel.

Hansel: Nein, dort hinten liegt er, aber ich
guck nicht hin, weil er so schön ist. Dort ist der
Jesuspapa und die Jesusmama, und — jetzt
zwinkert mich das Jesuschristlein mit den Augen an!!

Liebe Jugend!

In einer kleinen Stadt bemerkt ein Fremder
des Abends nach Schluß der Geschäftsläden mehrere
Bürger, die mit Nummern versehene Armschilder
tragen, wie dies in der Gegend bei Feuerwehr-
Uebungen, sogenannten Spritzenproben üblich ist.

Er fragt einen Einheimischen:

„Ist denn hier so spät am Abend noch etttc*8*
Spritzenprobe?"

„Ach nein, heute ist Freibier im Bürgerverein,
und da schnallt jeder seine Hausnummer um,
damit die Nachtwächter dann wissen, wo die Leute
hingehören."

Theddys Abschied

Amerika:

will sich Theddy ewig von mir wenden,
wo Rockefeller mit den gierigen Händen
Seinem Beutel schrecklich Opfer bringt?
wer wird künftig deine Völker lehren,

Sich der Trustmagnaten zu erwehren,

Deren Räubertat zum Himmel stinkt?

Aoosevelt:

Teures Tand gebiete deinen Tränen!

Nach der Ruhe geht mein friedlich Sehnen,
Diese Arme schlugen tapfer drein.

Rümpfend für Erniedrigung der Zinsen,

Fall' ich; diese Wahrheit, ach, der Binsen
Sieht verblendet unser Volk nicht ein!

Amerika:

Nimmer lausch' ich deiner großen Lunge,
Tatenlos ruht deine große Zunge,

Müßig rostet, ach, dein wackrer Mund!
Theddy, laß' dich nicht so lange quälen,

Laß dich doch ein einziges Mal noch wählen!
Sieh, die andern Männer sind ja Schund.

Roosevelt:

Gerne tränk' ich diese bittre Schale,

Doch bedenk', es wär' zum dritten Male,

Und das geht gesetzlich nicht. Good bye!
Horch! Zum Tennis ruft mich schon Alice,
Gib' die Tennisschuh mir für die Füße,

Erst der Sport, dann die Regiererei!

Frido

Serbisches 3dy\l

Der Kronprinz F o in m 111"

Das verzauberte Zimmer

Von Hugmt ZttiiMerg

(Aus der schwedischen Handschrift, „Gedichte in Prosa,"
übersetzt von Paul Schering.)

In meiner einsamen Wohnung gab es ein
Zimmer, das ick für das schönste in der Welt hielt.
Es war von Anfang an nicht so schön gewesen,
aber darin hatte sich Großes, Bedeutendes ereignet.
Ein Kind war dort geboren worden, ein Mensch
war dort gestorben. Schließlich möblierte ich es
um in einen Tempel der Erinnerung, und ich
zeigte es niemals einem Menschen.

Eines Tages aber kam der Dämon des Hoch-
muts und der Prahlerei über mich, und ich führte
einen Gast hinein. Es war zufällig ein „schwarzer
Mann", ein hoffnungsloser, verzweifelnder Mensch,
der nur an die Faust und die Bosheit glaubte
und sich selber eine Karre Erde nannte.

Als ich ihn einließ, sagte ich:

„Jetzt wirst Du das schönste Zimmer im Land
sehen!"

Ich entzündete das elektrische Licht, das von
der Decke solchen Sonnenschein auszustrahlen pflegte,
daß es keinen dunkeln Winkel im Zimmer gab.

Der Mann stand mitten im Zimmer, sah sich
um, brummte und sagte:

„Das kann ich nicht sehen!"

Als er das gesagt, verdunkelte sich die Kammer;
die Wände drängten sich, zusammen, der Boden
lief ein. Mein heller Tempel verwandelte sich
vor meinen Augen. Er erschien mir wie ein
Zimmer im Krankenhaus mit Flurtapeten; die
schönen, geblümten Gardinen sahen schmutzig aus;
die Platte des weißen kleinen Schreibtisches zeigte
Flecken; die Vergoldung war schwarz; die Messing'
klappen des Kachelofens waren dunkel. Das ganze
Zimmer war verändert, und ich schämte mich. Es
war verzaubert.

Liebe fugend!

Die Schüler der 4. Klasse eines Gymnasiums
/^■'batten einen Aufsatz über „Freuden und Leiden
'' ^ des winters" zu fertigen.

Der kleine Hans hatte dieses schöne Thema mit
allem Schwung seiner kindlichen Seele behandelt
und schloß mit folgenden Worten: „Aus diesen
Träumereien wurde ich durch einen harten Schnee-
ballen aufgeschreckt, der mich fest in den Nacken
traf. Ich drehte mich um und sah Freund Fred,
der mir zurief: Hans, lauf, es wird gleich Zeit
zur Schule."

Randbemerkung des trefflichen Pädagogen:
„Nach den Diszixlinarsatzungen ist das Schnee-
ballenwerfen auf den Straßen und Promenaden
der Stadt strengstens verboten!"

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Index
August Strindberg: Das verzauberte Zimmer
Monogrammist Frosch: Serbisches Idyll
Monogrammist Frosch: Die Geldknappheit als Weltkitt
Hans Karl Abel: Die Kinder vor der Krippe
Frido: Theddys Abschied
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
 
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