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1908

JUGEND

Nr. 2

Was ist Liebe?

Professor G. Sorner*) erklärt die Liebe für eine
pathologische Erscheinung mit den Symptomen der
Paranoia.

was ist Liebe? — Lin Gedanke
Und zwei Seelen? — Dumme Meinung!
Liebe ist nur eine kranke
pathologische Erscheinung,

Kommt oft schleichend in das Blut
Und mitunter auch akut.

Der Erscheinungen Lomplex ist
Einmal die Idee, die fixe!
wo nur eine alte Hex' ist,

Sieht „er" eine holde Nixe;.

Und „sie" spri ht den krümmsten Mann
Selig a!s Adonis an.

Beide sind sie Deliranten,

Irren sich in ihrem werte,

Sehen wie Halluzinanten
Stets das Falsche, das Verkehrte:

Liebe ist ein kranker Geist,

Den man „pa a roia" heißt.

Der Erregung höchsten wogen
Folgt ein Stürzen der Gefühle:

Ist der süße Bausch verflogen,

Denkt man plö.l ch etwas kühle.

Doch das Denken schwindet prompt,
wenn die woge wieder kommt.

Soll mir dies den Spaß vertreiben?

Nein! — Ich feilt* fromm die Hände:

„Laß mich pathclogisch bleiben,

Herr, bis an mein selig Ende
Und als piiramicus
weiterleben bis zum Schluß!"

__ Beda Hafen

*) Georg Lomer, „Liebe und Psychosen", Wies-
baden 1907. I. F. Bergmann.

Versammlungsfreiheit

Im Pommerschen wurde ein Pfarrer von einem
Amtsvorsteher in eine Polizeistrafe von fünf Mark
genommen, weil er dem Vereinsgesetz zuwider eine
öffentliche Versammlung unter freiem Himmel
ohne polizeiliche Genehmigung abgehalten habe.
Diese öffentliche Versammlung bestand in einer
Kirchhofsfeier am Totensonntag.

Dem strebsamen Amtsvorsteher winkt für seinen
Pflichteifer eine besondere Auszeichnung; man
schwankt zwischen dem Kronenorden 4. Klasse und
einem Denkmal im Berliner Tiergarten. Das
wird ihn hoffentlich zu weiteren Taten anspornen,
sodaß wir aus seinem Bezirk bald folgende
Meldungen lesen werden:

Der Amtsvorsteher erließ gegen die Erben des
sozialdemokratischen Stadtverordneten Blutrot einen
Strafbefehl, weil ihr Erblasser eine öffentliche Ver-
sammlung unter freiem Himmel ohne polizeiliche
Genehmigung veranlaßt hatte. Die öffentliche
Versammlung war das Begräbnis des Herrn
Viutrot.

Wegen desselben Verbrechens erhielt der Lehrer
Rohrstock einen Strafbefehl. In seinem Falle
lag die Sache noch schlimmer, weil die Teilnehmer
an der öffentlichen Versammlung minderjährig
waren. Die Versammlung war nämlich eine
Waldschule für kränkliche Kinder.

Auch gegen den Gefängnisdirektor Haft von
Zellsitz ging der Amtsvorsteher aus demselben
Grunde vor; dieser hatte die sämtlichen Gefangenen

seiner Anstalt jeden Mittag zum Spaziergang im
Gefängnishofe versammelt. Vergebens wandte der
Gefängnisvorsteher ein, die Versammlung sei keine
öffentliche, sondern eine geschlossene Gesellschaft
gewesen. Der Amtsvorsteher entschied, diese Ver-
sammlungen seien deswegen öffentlich, weil der
Zutritt jedem nach Belieben gestaltet sei; er
brauche nur zu stehlen oder zu betrügen oder zu
unterschlagen, was im Belieben jedes Einzelnen
stehe.

Nur dem Warenhausbesitzer Schlauwitz, der
eines Tages durch eine interessante Schaufenster-
dekoration eine öffentliche Versammlung vor seinem
Geschäftslokal veranlaßt hatte, gelang es, seine
Freisprechung zu erzielen. Er wies nach, daß es
an diesem Tage geregnet und daß jeder Mensch
vor seinem Lokale einen aufgespannten Regen-
schirm getragen habe. Jeder Teilnehmer habe also
unter Dach gestanden, sodaß die Versammlung
nicht unter freiem Himmel stattgefunden habe.

Frido

o

Liebe Jugend!

Der Vortragende Hat im Kultusministerium
lag auf dem Totenbett.

„Kinder," sagte er, „ich muß von hinneu
gehen. Aber ich sterbe in dem Bewußtsein, nicht
umsonst gelebt zu haben. Ich habe durchgesetzt,
daß man Maaßen mit zwei a schreibt."

Roda Roda

Die Ubr.

eine gute Taschen - Uhr, die ihrer Konstruktion und ihrer Form
nach auf der Höhe unserer Zeit steht, ist für jeden modernen
Menschen ein sich täalich, ja stündlich geltend machendes Bedürfnis.
Eine solche Uhr bringt Ordnung und Klarheit in unser Schaffen
und in unsere Arbeit, sie bringt Behaglichkeit und Sicherheit in unser
Vergnügen und in unfern Genuß. Sie ist das regulierende Instrument
unseres äußeren Lebens und die unabläßig mahnende Helferin zum
Erfolg. Je besser die Uhr ist, umso besser erfüllt sie diese Aufgabe.
Die vielen billigen Uhren, mit denen der Markt überschwemmt wird,
die in bezug auf Minderwertigkeit und Unzuverlässigkeit des Werkes,
auf Sinnlosigkeit und Geschmacklosigkeit der Form miteinander wett-
eifern, sind deshalb für die Praxis so gut wie wertlos; sie sind aber
außerdem auch in Wirklichkeit die teuersten Uhren wegen der vielen
immer wiederkehrenden Heparaturkosten. Die tägliche Gebrauchsuhr,
wie sie die Gegenwart verlangt, muß

l- ein solides, feines, unbedingt zuverläßiges und exaktes Werk
modernster Konstruktion besitzen,

2. in allen Teilen vom besten Material hergestellt, dauerhaft,
praktisch und bequem sein.

z. durch einfach-stilvolle
Schönheit und Eleganz der
künstlerischen Kultur unserer Zeit
Rechnung tragen.

Diese Eigenschaften sind zum ersten Male
auf das vollkommenste vereinigt und verkörpert
in der „Nomos“- Uhr.

Die „Nomos“ bedeutet eine Reform auf
dem Gebiete der Ta''chen-Uhr: sie ist die feinste,
schönste und modernste Uhr. — Mit der „Nomos“-
Uhr ist endlich die in jeder Hinsicht technisch wie künstlerisch voll-
kommene Präzisions-Uhr geschaffen, wie sie den hohen Anforderungen
und den vielseitigen Bedürfnissen des modernen Kultur-Menschen aufs
sinnreichste und intimste entspricht.

Eine solche Uhr fehlte bis jetzt! —

wenn Sie geneigt sind, der Anschaffung einer „Nomos"-Uhr
näherzutreten, so verlangen Sie den soeben erschienenen illustrierten
Katalog, der Ihnen auf Wunsch von der Nomos-Uhr-Gesellschaft, Glas-
hütte i. Sa. (Bf. 85) kosten- und portofrei zugesandt wird.

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Register
Beda Hafen: Was ist Liebe?
Frido: Versammlungsfreiheit
Roda Roda: Liebe Jugend!
 
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