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Nr. 26

JUGEND

1908

wünsche

„Wie ein Voglein möcht' ich fliegen,"

Singt so mancher junge Mann.

Doch ich dank' für dies Vergnügen,

Stimm' ein bessres Liedlein an:

Wie ein Schnecklein möcht ich krabbeln,
Hübsch phlegmatisch, müd und matt!

Mit dem Regenwürmlein zappeln,

Das es nie sehr eilig hat!

Mit dem Laubfrosch möcht' ich hupfen
Durch die Wälder und die Au'n!

Mit dem Geisbock Grünzeug zupfen
Und es ungestört verdau'n!

Mit dem Faultier möcht' ich hängen
An dem Ast, recht brüderlich!

Möcht' bei eines Schlaflieds Klängen
Watscheln mit dem Enterich!

Mit der Raup' im Blumenkohle
Möcht' ich kriechen, mir dabei
Wünschend, daß der Teufel hole
Die moderne Hetzerei!

Karl cli en

*

wahres Gefchichtchen

In der Volksschule erhält ein Schüler, der
wiederholt das Perfekt von wissen mit „gewißt"
bildet, 25 mal die schriftliche „Uebnngsarbeit":
„Ls muß heißen: Das habe ich nicht gewußt."
Der Lehrer, der am folgenden Tag gewissenhaft
nachzählt, findet den aufgegebenen Satz nur
20 mal geschrieben, und auf seine erzürnte Frage
tönt es heulend zurück: „Lnt — entschuldigen Sie,
das — das habe ich nicht gewißt, Herr Lehrer."

Standesamtliche Reform

(mit obiger Zeichnung von U Schmidhammer)

Die Salle de mariage in der Pariser Vorstadt
Neuilly wird demnächst durch ein großes Wandge-
mälde von G. Courtois geschmückt werden, das
unter dem Titel „Das verlorene Paradies" Adam
und Eva nach dem Sündenfalle darstellt.

Nun endlich wird Wahrheit in aller Pracht
Was mancher Weise sich längst gedacht!

Nun endlich wird heilsam abgeschreckt,

Wer unberufen die Nase steckt

Ins heikle Heiligtum der Ehe,

Als ob einem jeden da wohl geschähe!

Nun weist den Verirrten der Finger der Kunst,
Daß lang die Neue und kurz die Brunst;

So kurz, wie der Biß in den Apfel, ach.

Den Eva ihrem Adam brach!

Wie harmlos gefielen die Beiden Gott
Vor dem ausgemachten Obstkomplott:

Dann aber traf sie sein Zorn, o weh!

Und Du, o Freund, Du willst in die Eh' ?

Bedenke, Verwegner — noch hast Du Zeit —
DeS Paradieses Herrlichkeit:

Des Paradieses, das Dir gelacht
So manchen Tag, und so manche Nacht!

Was Dich erwartet nach dem Gericht,
Leichtsinniger, das ahnst Du nicht!

Bedenk' es, Du Kühner! Noch hast Du Zeit —
Der Wahn ist kurz, und der Weg ist weit!

So predigt beredt das Bild von der Wand —
Und sicher wird Vielen da blümerant:

Und wer dann ruhig noch unterschreibt,

Dem ist nicht zu helfen: Der sei beweibt!

Sassafrass

*

Wie man's nimmt!

Richter: „Sind Sie mit dem Angeklagten
befreundet oder verfeindet?"

Zeuge: „Ich Hab ihm mei' Geschäft ver-
kaaft; is das ä Fraindschaft?"


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Bel etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „JUGEMD“ Bezug zu nehmen.

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[nicht signierter Beitrag]: Wie man's nimmt!
Karlchen: Wünsche
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Standesamtliche Reform"
[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen
Sassafrass: Standesamtliche Reform
 
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