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Huf den Höben der ffienschheit A Geigenberger

vreugebackener Rommerzienrat: „Johann, fahren Se schncllerl

Ich befürcht' c Attentat."

Danse macadre

Was will das weinende Geschnarr?
Die Geigen sind zerbrochen.

Auf hohlen Fliesen tanzt ein Narr
Mit klapperdürren Knochen.

Er fiedelt sich ein wildes Lied
And singt von jener Erde,

Wo noch die schöne Sonne glüht,

Mit jammernder Geberde:

„Und grad, als es zum Sterben kam,
Da stand die Welt voll Wonne.

Der Lerche ward ich gries und gram
Und fluchte auf die Sonne.

Die Auen blühten schwül und wild
Zu glühenden Gelüsten.

Ein Mädel schritt durch das Gefild
Mit wonnig jungen Brüsten.

Ein Knabe kam und hielt voll Lust
Den schlanken Leib umschlungen:

Da ist mir mitten in der Brust
Das feige Herz zersprungen!"

Drei neue Tiroler Marterln von

Zrommer Wandrer, du mußt wissen.

Hier hat ein Wirt und wetzger in das

Gras gebissen I

Kaspar Rauch ward er geheißen,

Fm Leben tat er lieber in was andres beißen.

Ausg'schieb'n,')

Drunten blieben.

Sakra, es war' wirklich schön,

Könnt' i wieder droben steh'n!

Dann ließ i mir mit Abikugeln (Zeit,
Gelobt sei die allerheiligste Dreifaltigkeit!

Kassian Kluibensäiäclel, Tuifelemaler

In diesen Abgrund stürzte ich wohl aus der

lustigen Höh':

Da war ich rasch erlöset von allem Grdenweh.
(Mir Josef Gamper gebe der Herr die

ewige Ruh!

P.8. wärst halt nit ausig'stiegen, du

dummes Rindvieh dul
Zeichnungen von A. Schmidhammer.i

Liebe Jugend!

In einer größeren Garnisonsstcidt bringt eine
Kapelle dem bferrn Pl atzm aj o r ein Ständchen.
Gerührt dankt dieser und sagt schließlich: „Jetzt
schpielet Se mer aber no emal des Lied, wo ebbes
von em Gockeler drinne vorkommt."

Alles ist stumm, niemand kennt das Stück,
bis schließlich einer der Musiker fragt: „Der Herr
Platzmajor meinen wohl das Lied — Früh wenn
die Hähne kräh'n?" —

„Ja, dces isch's," sagt erfreut der Major,
und das Lied wurde nochmals gespielt.

Rindermund

Fritzchen hat sich mit Müh und Not das Ge-
sicht waschen lassen.

„Nun die Händel" sagt die Mutter.

„Ach, Mutti, die steck ich in die Tasche I"

Die Geige summt, der Bogen schnarrt
Und greint die alte Weise.

Der Tote hüpft und schlürft und scharrt
Und dreht sich fort im Kreise.

Drei Glocken brummen dumpf und hohl.
Aus ist's mit einem Schlage.

Von seinem Neid sonst sang' er wohl
Fort bis zum jüngsten Tage. —

Wilhelm Michel

Gedanken

Wo der Frosch König ist und Königin
die Kröte, da muß ein Sumpf in all-L-
nächster Nähe sein.

*

Die billigen Frauen — das sind die
kostbarsten Frauen.

»

Es gut mit einem meinen, ist oft nur ein
infamer Vorwand, ihn schlecht zu behandeln.

*

Starkes Selbstbewusstsein verlangt ebenso
starke sittliche Grundlagen, soll es nicht aus-
arten in Selbstüberhebung.

*

Vom Recht der Gedankenfreiheit pflegen
Schweiger besseren Gebrauch zu machen, als
Schwätzer.

Zweimal waltet im Leben des gesitteten
Europäers der Geistliche seines Amtes mit
besonders feierlichem Ernste: einmal, wenn
wir zum Traualtar schreiten und das andere
Mal, wenn sie uns zur letzten Ruhe tragen:
beide Male wird oft ein Glück, ein Glaube
und ein Charakter begraben.

Dv. Laer (Oberdorf)
Index
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Drei neue Tiroler Marterln"
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Kassian Kluibenschädl: Drei neue Tiroler Marterln
Kassian Kluibenschädl: Drei neue Tiroler Marterln
August Geigenberger: Auf den Höhen der Menschheit
Wilhelm Michel: Danse macabre
Dr. Baer: Gedanken
[nicht signierter Beitrag]: Kindermund
 
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