Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (13.1908, Band 2 (Nr. 27-52))

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A. Schmidhammer

Zum Jubiläum der Universität Jena

(mit 2 Zeichnungen von A. Sch mid Hammer)

i) Saalelieü

Alte, liebe, traute Saale,

Deutschen Reichs Studenteufluß,

Klingt ein Echo Dir im Tale,

Klingt's wie Schmollis, Lied und Kuß!

Träumend spiegeln Deine Wogen
Stolzer Burgen Epheugrab,

Unter alten Brückenbogen
Schwimmt's wie Jugendglück talab.

Tücher wie vor Zeiten winken
Hoch vom moos'gen Felsgestein,

Wie dereinst die Speere blinken,

Liebe Mädel schenken ein.

Windgewiegte Ufer-Erlen
Lispeln hold wie Liebchens Mund,

Der mit seinen Elfen-Perlen
Nur beim Küssen stillestund.

Saale, die als immer junge
Jungem Glück vorübersließt,

Sei mit frohem Becherschwunge,

Alte Saale, sei gegrüßt!

2) Die Saalenixe

(Studeimn-Bänkelsang)

Holder Saalenixen eine
Sehnte sich vor grauer Zeit,

Noch Studenten gab es keine,

Nach der Liebe Süßigkeit.

's war ein Fnhrinann auserkoren,

Dem sie ihre Neigung bot,

Doch ihr Minnen war verloren,

Denn er war ein großer Knot'.

Auf dem zarten, weißen Linnen,

Das sie sich am Ufer bleicht,

Trampelt er — welch ein Beginnen! —
Tappt und trappt er unerweicht.

Aber als zu seinem Wagen
Er sich wieder wenden tut,

Packt die Nixe ihn am Kragen,

Zieht ihn in der Saale Flut.

Taucht mit ihm kopfüber unter,

Stellt sich vor als seine Braut,

Und von einer Riesenflunder
Ward er flugs ihr angetraut.

Lebte nach der alten Sage,

Meist in Höhlen eingespunnt,

An dreihundert Honigtage
Auf der Saale kühlem Grund.

Aber als ein Kind gekommen,

Glaubte sie nichts zu versehn,

Hat ihn mit an's Licht genommen,

An der Wiege muß er stehn.

Kaum hat sie sich umgewendet,

Schmeißt der Kerl die Wiege um!

Seine Fuhrmannstreue endet —

Nixlein, ach, wie warst du dumm!

Heute ist schon viel gescheiter,

Was in Jena zärtlich minnt.

Schwört Dein Liebster, flucht er, schreit er.
Halt' ihn feste, schönes Kind!

C. R. Gehre

Liebe Jugend!

Der Sohn der Frau Spritzinger war
seit kurzem beim Korps aktiv. Nach
einiger Zeit trifft die besorgte Mutter
die Frau Gfretter, deren Sohn schon
längere Zeit bei einem anderen Korps
aktiv ist. Frau Gfretter kommt darauf
zu sprechen, daß die beiden Korps seit
langer Zeit erbittert gegeneinander
fechten.

Bald darauf erhält Fuchs Spritzinger
von der besorgten Mutter einen Brief,
dessen eindringlichste Mahnung die war:
.. und wenn Ihr mit den ,Baiern*
fechtet, stelle Dich nicht in die erste
Reihe."

Aus dem juristischen Examen

„Herr Kandidat, können Sie mir die
Gründe gegen die strafrechtliche Ab-
schreckungstheorie sagen?"

„Ja, Herr Professor! Erstens,
zweitens, drittens!"

*

Der ehemalige Mensurstudent

Schwester: Bruder, es ist Zeit,
baß Du Hock) zeitstoilette machst.

Alter Korpsstudent (an seinem
Hochzeitstage): Na, da wollen wir uns
mal zur Mensur fürs Leben anban-
d agieren.

Max Hagen München)

Hus Oesterreich: Die aktive Jamilie

Wahres Geschichtchen

Ein profeffor der Physiologie legte
an Hand statistischen Materials den
Fleischverbrauch pro Tag und Kopf
der Bevölkerung in einzelnen Staaten
dar. Für Italien fand sich: 26 gr, für
Deutschland \\o und für Australien
360 gr.

„Meine Herren," fuhr der Herr Pro-
fessor fort, „daß der Fleischverbrauch
in Australien so groß ist, liegt zum
größten Teil daran, daß die Zahl
falsch ist."

*

Zur gefl« Beachtung I

Die auf S. 703 dieser Nummer re-
produzierte Bismarck-Statue ist in der
Ausführung 20 Meter hoch gedacht.

Nr. 32 der „Jugend“ bringt im Haupt-
teil Werke des dänischen Malers Oscar
Matthiesen, darunter eine Reproduktion
des Kolossalgemäldes „Meerreiter“.

Der literarische Teil der Nummer
bringt lyrische und novellistische Bei-
träge der hervorragendsten schwedi-
schen und dänischen Autoren. Voraus-
bestellungen bitten wir baldigst an den
Verlag der „Jugend“, Lessingstrasse 1,
gelangen zu lassen.