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R. Pfeiffer

Kultusminister Äedner opfert den teurer
Beybl dem Zentrum

Die Zeiten, da den „Göttern" Menschenopfer dar-
gebracht wurden, sind doch noch nicht voriiber!

-u

Der vrackenlöler

Der Anton war ein stolzer Held,

Er schlug die Drachen in Wald und Feld.

Er schlug mit seinem Schwert „Ukas,"

Den Giftwurm, der in Würzburg saß.

Und rings erschallet es Hoch! und Heil!

Denn Anton, der erschlug den Beyhl!

Doch als der Bephl erschlagen war,

Des Anton Mut ist noch nicht gar.

Die schwarze Rüstung Funken sprüht,

Er bald einen neuen Drachen sieht.

Und schlagt mit seinem Schwert „Ukas"

Den Lindwurm „Hoch sch ul" über die Nas

Dem Lindwurm aber wird nicht bang,

Sein Schweif ist mächtig groß und lang.

Er wehrt sich baß und brüllend laut,

Den Schweif um des Anton Ohren haut.

Weh. Anton, weh, was hast Du getan?

Mit großen Drachen fang nicht an!

Gar traurig könnt' das Ende sein!

O Anton, steck den Degen ein!

A. Id A


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H-n.

Rctr von lüebner, der bayrische Macvttb,

wiegte sich in Liegesgewißheit. Du sah er mit
Entsetzen denBlätter-Wald vonDunstuan nahen.

„Weh mir!“ ries er. „Ätz, hätte ich schwacher
Mann nur nicht so viel auf die Einflüsterungen
der Lady Zentrum gehört!"

Sin UuUuräoKumeiil

(Aur Hinrichtung der Grete Beier waren nach
Blättermeldungen zweihundert ä!) Zuschauer zugelaffen
worden.)

„wie war's denn?" fragte sie interessiert
Mit ihrem bezauberndsten Lachen.

— „Ich habe mich großartig amüsiert!

Man sollte das öfters doch machen!"

„Erzählen Sie, bitte!" — „Gewiß, recht gern!
Mit größter Wonne und Freude!
wir waren so etwa 200 Herrn,

Durchwegs ,gebildete Leutes

Die Guillotine war tadellos —
tlns juckten Allen die Felle —

Die chose klappte denn auch famos,

VXut ging es ein bißchen zu schnelle!

Es war ja gewiß entzückend und nett,

'Clav hatten's zu eilig die Rnaben.

Man will doch schließlich für sein Littet
Auch etwas geboten haben!

Und wie man sie auf das Brett dann band,
Den Ropf ihr vom Rumpfe zu stückeln,

Und wie dann das Beil fiel — 's war

hochamüsant I

's war unbezahlbar das prickeln!

Ich hätte am liebsten ,Da capo‘ gebrüllt,
Und Beifall geklatscht nach bloten,

Obwohl es mich heimlich mit Aerger erfüllt,
Daß das Rauchen man hatte verboten.

2luch gab es kein Bier. Das war ein Skandal!
Es spielte auch keine Rapelle —

Ul a, hoffen tlieh klappt das beim

nä ch sten M a I.

In Sachsen ist man ja Helle!"

Rarkhen

Eine Einladung und ibr Kommentar

Das Lokalkomitee für die 55. Generalversamm-
lung der Katholiken Deutschlands in Düsseldorf
veröffentlicht eine Einladung; den folgenden Kom-
mentar dazu veröffentlicht sie dagegen nicht. Es
heißt in der Einladung:

wir wollen ehrlich und eifrig prüfen die
Richtlinien für unsre Betätigung im öffent-
lichen Leben.

(Kommentar: Wir wollen mit feurigen

Worten bekämpfen die Partei der Sozialdemo-
kraten, die Thron und Altar untergraben, und
wir wollen sie mit unfern Stimmen unterstützen,
wenn wir ihre Stinunen dafür kaufen können,
denn der Zweck heiligt die Mittel.)

wir wollen in gegenseitiger Aussprache uns
stärken und rüsten zu tatkräftigem wirken für
Rieche und Vaterland.

(Kommentar: Denn Kirche und Vater-
land find ein untrennbares Ganze; ihre Funk-
tionen greifen in einander und ihre Herrschaft
wechselt mit einander ab; bald gebietet die Kirche,
bald gehorcht der Staat; bald ist die Kirche
Hammer, bald der Staat Amboß; in geistlichen
Dingen tut die Kirche, was sie für recht hält,
und in weltlichen Dingen tut der Staat, was
sie für recht hält.)

wir geloben und verlangen die Wahrung
und Förderung des konfessionellen und des
sozialen Friedens.

(Kommentar: Wir wollen den Streit und
den Unfrieden tilgen, und da unsre Gegner den
Streit mit uns und den Unfrieden wollen, so
wollen wir sie vernichten; denn erst wenn alle
Ketzer und Ungläubige erschlagen sind, dann ver-
stummt der Widerspruch und dann herrscht der
Frieden. Amen!) Frido

Spruch

über der Ture des Zentrumsfraktions-Ammers
Hier, wo der Wehner Friede fand,
„wehnerfried" sei dieser Drt genannt!

*

Sensationell!!

Dem Londoner „Standard" ist es gelungen
ein Bild in seine Hände zu bekommen, das deut-
lich zeigt, wie Deutschland systeiuatisch Spione
züchtet. Das Bild, über dessen Bekanntwerdunq
im deutschen Generalstab hellste Verzweiflung
herrschen soll, stellt dar, wie preußische Leutnants
im Rasieren und Stiefelputzen unterrichtet werden
damit sie später in London unter diesen Masken
spionieren können.

WaUischer Einladung

Von Signore Domenico Ratzelmacher

Der Trienter Fremdenverkehr-Verein (Societä GW
corso forestieri nel Trentino) versandte an eine An-
zahl von großen und einflußreichen Wiener und reichs-
deutschen Zeitungen ein Rundschreiben, in welchem er
deren Chefredakteure einladet, an einer Reihe von
Automobilfahrten durch die verschiedenen Täler des
„Trentino" teilzunehmen. In dem Rundschreiben
wird wiederholt ausdrücklich versichert, daß das An-
erbieten für den Empfänger „vollkommen kostenfrei" sei.

0 tedesco Sweindelvieck,

Bestia mit Rissel,

Komm dock und besucke uns
Subito ein bissel!

Was feilt das für ein Manier,

Ctetial Sacramento!

Daß so wenick sehen laß'

Du dick in der Trento!

Können wir sie swar nit leid'

Larbari maledetti,

Aber dafür desto mehr
I suoi moneti!1)

Darum wollen fittern wir
Porchi giornalisti,

Daß sie für den Trento mack'

Uns Reklam', sapristi!

Sein su kommen cosi2) dumm
Sweindel. . . muß ick sagen:

Dann verdient er wirklick nur
Daß man ihn erslagen!

A) ihr Geld. 2) so.

Herr Müller aus Werlin stieg in einem
Schweizer Hotel ab. Etwas ängstlich sagte er
zu sich selbst:

„Jek will mir ins Fremdenbuch lieber als
Meier einschreiben, — besser is besser!"
Index
[nicht signierter Beitrag]: Sensationell!!
[nicht signierter Beitrag]: Herr von Wehner, der bayrische Macbeth
[nicht signierter Beitrag]: Spruch
Frido: Eine Einladung und ihr Kommentar
August Geigenberger: Der deutsch-schweizerische Mehlkonflikt
Karlchen: Ein Kulturdokument
Richard Pfeiffer: Kultusminister Wehner opfert den Lehrer Beyhl dem Zentrum
Domenico Katzelmacher: Wallischer Einladung
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Herr von Wehner, der bayrische Macbeth"
A. D. N.: Der Drachentöter
 
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