Politik
Der Chef des Kabinettes spricht:
Er betrachte es als oberste Pflicht,
Allen Nationen, ob groß oder klein.
In ihren Wünschen gerecht zu sein.
Er versichert, daß nichts entgegensteht
Der italienischen Fakultät,
Sobald nur die Studenten beschließen,
Auszuhören Revolver zu schießen.
Den Prager Studentenbummel auch sei
Er zu verbieten sogleich dabei,
Falls sich nur ein Geprügelter wehre
Und die Deutschen also die Provokateure.
Den Slovenen würde er konzedieren.
In Laibach slovenisch zu amtieren;
Die Polen sollten das Recht behalten,
Galizien weiterhin zu miß-walten,
In Schlesien, wenn sie es nötig befinden,
Polnische Kindergärten zu gründen;
Kurz, was einer wolle begehren,
Die Regierung würde es gerne gewähren.
Die Deutschen aber als Kompensationen
Für das, was erhielten die andern Nationen,
Bekämen das Vorrecht, im Krieg mit den Serben
Für das teuere Vaterland zu sterben.
Pacillkus Kasslatterer
*
Reichsfeinde ringsum
Die Reichsverdrossenheit macht immer weitere
Fortschritte. Besonders in Süddeutschland machen
sich Bestrebungen geltend, die antipreußisch sind
und den Bestand des Reiches geradezu gefährden.
Dies geschieht jetzt selbst in demjenigen süd-
deutschen Staate, der bisher als der preußen-
freundlichste galt, — in Baden. Eine Nachricht,
die aus diesem Staate kommt, ist kaum zu
glauben; sie wird von allen Feinden des Deutschen
Reiches mit hämischer Freude, von allen Pa-
trioten aber mit schmerzlicher Trauer begrüßt:
Zwei Pforzheimer Fabrikanten haben gegen
das Manschettenknopfpatent des Kronprinzen
Einspruch erhoben, weil sie angeblich schon seit
längerer Zeit solche Manschettenknöpfe fabri-
zieren.
Bisher haben die Nörgler und vaterlands-
losen Gesellen sich begnügt, mit Worten über
das Erfindertalent des Kronprinzen zu witzeln.
Aber die beiden Pforzheimer Rebellen begnügen
sich nicht mit Worten, sie gehen mit Taten vor.
Mit Taten! Schläfst du, Staatsanwalt? Oder
hast du den § 100 des Strafgesetzbuches ver-
gessen? Er lautet: „Wer sich einer Tätlichkeit
gegen ein Mitglied eines bundesfürstlichen Hauses
schuldig macht, wird mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren
oder mit Festungshaft von gleicher Dauer be-
straft." Also hinein ins Zuchthaus mit den
beiden Pforzheimern!
ist
Einst und jetzt
Ach, wie dürft' in frllhern Zeiten über alles
früh und spät
Sich der Hofbericht verbreiten, wenn mal
Seine Majestät
Hat den Bürgern was gepustet, Höchstsich
Bilder hat beguckt,
Allergnädigt hat gehustet, sich geräuspert
und gespuckt.
Hofbericht jetzt
Kurz abgesetzt.
Stil lapidar,
Thron und Altar.
Dcjeu-, Diners,
Skate und Tees
Kommen nicht rein,
Taten allein.
Wichtiges nur,
Sonst keine Spur!
Hofbericht, wißt,
Weltgeschicht' ist.
Sein Redakteur —
Klio heißt er.
Frido
Airgeto Janks Wandgemälde
für den Sitzungssaal des Reichstags sind bekanntlich
auf Widerstand gestoßen. Jnsbesonders wurde
gegen das Bild „Die Schlacht bei Sedan" der Vor-
wurf erhoben, die Franzosen müßten sich dadurch
verletzt fühlen. Wir schlagen vor, den Sitzungssaal
mit folgeliden Gemälden zu schmücken, die sicher den
Beifall der bisher unzufriedenen Herrn „Kunstsach-
verständigen" des Reichstags finden werden.
Paul Singer, der sich gar» dem politi-
schen Leben widmen will, kündigt den Aus-
tritt seiner Person aus der iMäntelftrma
p. Singer & Lo. an und verläßt die trauern-
den Seinen.
Aus Rücksicht auf die Empfindlichkeit
des Auslands: »Die Schlacht bei Jena."
Großer Hammelsprung unter Anfüh-
rung des Abgeordneten vr. Arendt.
Damit die Gemälde auch den Kunstan-
sprüchen des Aentrumsabgeord. Pfeiffer
entsprechen: »Heinrich IV. im Schloßhof von
Ganoffa."
Lord Roberts' PPachtFestchr
Was wiegt sich wie eine schwimmende Stadt
Aus der Nordsee graulichen Wellen?
Wer schleicht auf die Schiffe durch Knick
und Watt?
Wer drückt sich in den Kajüten platt?
Was sind das für tück'sche Gesellen?
O England, awake and beat the drum:
Two hundred thousand Germans come!
Was wagt sich im Nebel aufs finstere Meer
Zu trotzigen Wikingertaten?
Fährt keines dem anderen in die Quer?
Wer steht an dem Steuer? Wer lenkt sie? Wer?
Was sind das für wilde Piraten?
O England, awake and beat the drum:
Two hundred thousand Germans come!
Welch Schornsteinqualmen, Maschinengeschnauf
Rückt näher und näher dem Strande?
Wer springt ans Ufer? Wer klettert im Lauf
Die Kreidefelsen Britanniens hinauf?
Wer ist die verwegene Bande?
O England, awake and beat the drum:
Two hundred thousand Germans come!
Wer zieht vorüber bei klingendem Spiel
An Hydepark mit fliegender Fahne?
Wer steht auf Wache so stramm und kühl
In des König Eduards Vestibül?
Was will der freche Ulane?
0 England, awake, put on thy gown:
The Germans are in London-town!
Ad. Ey
*
Pms-Hustcbmben
Der tschechische Nationalrat in Prag erläßt
folgendes Preis-Ausschreiben:
I.
Für jede Louleurkappe, die ihm mit
dem Nachweis, daß sie einem deutschen
Studenten gestohlen oder geraubt
wurde, überbracht wird.K -40
2. für jeden leicht verwundeten Deutschen
ohne Unterschied der politischen und
territorialen Zugehörigkeit .... X —.30
3. für jeden schwer verwundeten Deutschen X—.50
4. für jeden schwer oder leicht verwun-
deten Juden
a) deutscher Nationalität ... X —.20
d) tschechischer Nationalität . . X — .\0
II.
Die tschechischen Mädchen und Frauen
erhalten:
Für jeden angespuckten Studenten
a) aus Oesterreich.X — 40
b) aus dem Reiche.X —.20
2. für Haar- und Hutnadel-Attacken, die
ernstere Verletzungen zur Folge haben X —.50
5. für jedes einem Deutschen ausgekrah'e
Auge.X —
Byzantinische Presse
„Entweder, wir müssen jetzt täglich einen
Raubmord fingieren, oder unser Blatt muß ein-
gehen: Majestät will, daß künftig die Hof-
nachrichten gekürzt werden!"
*
Vesterreichische Skeptiker
„Krieg? Keine Spur! Serbien droht, um die
Oppositionen im Land abzulenken."
„Und Nikolaus von Montenegro?"
„O, den hat sicher Aehrenthal bestochen, damit
er rüste. Dann bewilligt die ungarische Delegation
leichter das Kriegsbudget."
„Huf nach Prac
Die Lu,ist
Der Chef des Kabinettes spricht:
Er betrachte es als oberste Pflicht,
Allen Nationen, ob groß oder klein.
In ihren Wünschen gerecht zu sein.
Er versichert, daß nichts entgegensteht
Der italienischen Fakultät,
Sobald nur die Studenten beschließen,
Auszuhören Revolver zu schießen.
Den Prager Studentenbummel auch sei
Er zu verbieten sogleich dabei,
Falls sich nur ein Geprügelter wehre
Und die Deutschen also die Provokateure.
Den Slovenen würde er konzedieren.
In Laibach slovenisch zu amtieren;
Die Polen sollten das Recht behalten,
Galizien weiterhin zu miß-walten,
In Schlesien, wenn sie es nötig befinden,
Polnische Kindergärten zu gründen;
Kurz, was einer wolle begehren,
Die Regierung würde es gerne gewähren.
Die Deutschen aber als Kompensationen
Für das, was erhielten die andern Nationen,
Bekämen das Vorrecht, im Krieg mit den Serben
Für das teuere Vaterland zu sterben.
Pacillkus Kasslatterer
*
Reichsfeinde ringsum
Die Reichsverdrossenheit macht immer weitere
Fortschritte. Besonders in Süddeutschland machen
sich Bestrebungen geltend, die antipreußisch sind
und den Bestand des Reiches geradezu gefährden.
Dies geschieht jetzt selbst in demjenigen süd-
deutschen Staate, der bisher als der preußen-
freundlichste galt, — in Baden. Eine Nachricht,
die aus diesem Staate kommt, ist kaum zu
glauben; sie wird von allen Feinden des Deutschen
Reiches mit hämischer Freude, von allen Pa-
trioten aber mit schmerzlicher Trauer begrüßt:
Zwei Pforzheimer Fabrikanten haben gegen
das Manschettenknopfpatent des Kronprinzen
Einspruch erhoben, weil sie angeblich schon seit
längerer Zeit solche Manschettenknöpfe fabri-
zieren.
Bisher haben die Nörgler und vaterlands-
losen Gesellen sich begnügt, mit Worten über
das Erfindertalent des Kronprinzen zu witzeln.
Aber die beiden Pforzheimer Rebellen begnügen
sich nicht mit Worten, sie gehen mit Taten vor.
Mit Taten! Schläfst du, Staatsanwalt? Oder
hast du den § 100 des Strafgesetzbuches ver-
gessen? Er lautet: „Wer sich einer Tätlichkeit
gegen ein Mitglied eines bundesfürstlichen Hauses
schuldig macht, wird mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren
oder mit Festungshaft von gleicher Dauer be-
straft." Also hinein ins Zuchthaus mit den
beiden Pforzheimern!
ist
Einst und jetzt
Ach, wie dürft' in frllhern Zeiten über alles
früh und spät
Sich der Hofbericht verbreiten, wenn mal
Seine Majestät
Hat den Bürgern was gepustet, Höchstsich
Bilder hat beguckt,
Allergnädigt hat gehustet, sich geräuspert
und gespuckt.
Hofbericht jetzt
Kurz abgesetzt.
Stil lapidar,
Thron und Altar.
Dcjeu-, Diners,
Skate und Tees
Kommen nicht rein,
Taten allein.
Wichtiges nur,
Sonst keine Spur!
Hofbericht, wißt,
Weltgeschicht' ist.
Sein Redakteur —
Klio heißt er.
Frido
Airgeto Janks Wandgemälde
für den Sitzungssaal des Reichstags sind bekanntlich
auf Widerstand gestoßen. Jnsbesonders wurde
gegen das Bild „Die Schlacht bei Sedan" der Vor-
wurf erhoben, die Franzosen müßten sich dadurch
verletzt fühlen. Wir schlagen vor, den Sitzungssaal
mit folgeliden Gemälden zu schmücken, die sicher den
Beifall der bisher unzufriedenen Herrn „Kunstsach-
verständigen" des Reichstags finden werden.
Paul Singer, der sich gar» dem politi-
schen Leben widmen will, kündigt den Aus-
tritt seiner Person aus der iMäntelftrma
p. Singer & Lo. an und verläßt die trauern-
den Seinen.
Aus Rücksicht auf die Empfindlichkeit
des Auslands: »Die Schlacht bei Jena."
Großer Hammelsprung unter Anfüh-
rung des Abgeordneten vr. Arendt.
Damit die Gemälde auch den Kunstan-
sprüchen des Aentrumsabgeord. Pfeiffer
entsprechen: »Heinrich IV. im Schloßhof von
Ganoffa."
Lord Roberts' PPachtFestchr
Was wiegt sich wie eine schwimmende Stadt
Aus der Nordsee graulichen Wellen?
Wer schleicht auf die Schiffe durch Knick
und Watt?
Wer drückt sich in den Kajüten platt?
Was sind das für tück'sche Gesellen?
O England, awake and beat the drum:
Two hundred thousand Germans come!
Was wagt sich im Nebel aufs finstere Meer
Zu trotzigen Wikingertaten?
Fährt keines dem anderen in die Quer?
Wer steht an dem Steuer? Wer lenkt sie? Wer?
Was sind das für wilde Piraten?
O England, awake and beat the drum:
Two hundred thousand Germans come!
Welch Schornsteinqualmen, Maschinengeschnauf
Rückt näher und näher dem Strande?
Wer springt ans Ufer? Wer klettert im Lauf
Die Kreidefelsen Britanniens hinauf?
Wer ist die verwegene Bande?
O England, awake and beat the drum:
Two hundred thousand Germans come!
Wer zieht vorüber bei klingendem Spiel
An Hydepark mit fliegender Fahne?
Wer steht auf Wache so stramm und kühl
In des König Eduards Vestibül?
Was will der freche Ulane?
0 England, awake, put on thy gown:
The Germans are in London-town!
Ad. Ey
*
Pms-Hustcbmben
Der tschechische Nationalrat in Prag erläßt
folgendes Preis-Ausschreiben:
I.
Für jede Louleurkappe, die ihm mit
dem Nachweis, daß sie einem deutschen
Studenten gestohlen oder geraubt
wurde, überbracht wird.K -40
2. für jeden leicht verwundeten Deutschen
ohne Unterschied der politischen und
territorialen Zugehörigkeit .... X —.30
3. für jeden schwer verwundeten Deutschen X—.50
4. für jeden schwer oder leicht verwun-
deten Juden
a) deutscher Nationalität ... X —.20
d) tschechischer Nationalität . . X — .\0
II.
Die tschechischen Mädchen und Frauen
erhalten:
Für jeden angespuckten Studenten
a) aus Oesterreich.X — 40
b) aus dem Reiche.X —.20
2. für Haar- und Hutnadel-Attacken, die
ernstere Verletzungen zur Folge haben X —.50
5. für jedes einem Deutschen ausgekrah'e
Auge.X —
Byzantinische Presse
„Entweder, wir müssen jetzt täglich einen
Raubmord fingieren, oder unser Blatt muß ein-
gehen: Majestät will, daß künftig die Hof-
nachrichten gekürzt werden!"
*
Vesterreichische Skeptiker
„Krieg? Keine Spur! Serbien droht, um die
Oppositionen im Land abzulenken."
„Und Nikolaus von Montenegro?"
„O, den hat sicher Aehrenthal bestochen, damit
er rüste. Dann bewilligt die ungarische Delegation
leichter das Kriegsbudget."
„Huf nach Prac
Die Lu,ist
[nicht signierter Beitrag]: Preis-Ausschreiben
[nicht signierter Beitrag]: Österreichische Skepriker
[nicht signierter Beitrag]: Byzantinische Presse
[nicht signierter Beitrag]: Angelo Janks Wandgemälde
[nicht signierter Beitrag]: Reichsfeinde ringsum
Frido: Einst und jetzt
Karl Julius Adolf Ey: Lord Roberts' Nachtgesicht
Pacificus Kaßlatterer: Politik
Monogrammist Hammer: Illustration zum Text "Angelo Janks Wandgemälde"
[nicht signierter Beitrag]: Österreichische Skepriker
[nicht signierter Beitrag]: Byzantinische Presse
[nicht signierter Beitrag]: Angelo Janks Wandgemälde
[nicht signierter Beitrag]: Reichsfeinde ringsum
Frido: Einst und jetzt
Karl Julius Adolf Ey: Lord Roberts' Nachtgesicht
Pacificus Kaßlatterer: Politik
Monogrammist Hammer: Illustration zum Text "Angelo Janks Wandgemälde"