Der neue Plutcrrch
„Für was brauch'» ma denn Überhaupts
Bild I n Herrn im Reichstag?!" meinte Seine
Zentrumsherrlichkeit Herr vr. Pfeiffer aus
Bamberg. „An Spiegel soll'n's hinhänga,
daß ma fi' auch stacht, bal ma s Maul auf-
uat! Rann's denn a fchöner's Bild'l geb'n?"
Kirche und Schule in Württemberg
Ls liegt dem Bischof von Rottenburg
Die Schule gewaltig im Magen,
Aufklärung, Bildung und Wissenschaft,
Das können die Herrn nicht vertragen!
Sie wünschen noch immer den frühern Staat,
Den gnädig die Kirche geduldet ...
Das ist nun allerdings längst vorbei;
Das wissen hat es verschuldet!
Drum schreit und zetert die Klerisei:
Laßt uns die Schule knebeln,
Auf daß wie dereinst in alter Zeit
Die Geister sich wieder umnebeln!
Ls ist zu spät . . . das Rad der Zeit
Dreht Niemand mehr zurücke,
Da nützt für die Dauer fein Anathem
Und keine heimliche Tücke!
Das wissen sie gut und fürchten daher
Den starken Geist der Freien!
Roch mehr als der Zorn macht heute die Angst
Die schwarzen Raben schreien! Ten
*
Aus der Diplomatenküche
„Wie sagte doch der Herr Staatssekretär so
schön?"
„Es ist durchaus falsch, daß wir von Er-
eignissen in der Türkei überrascht wurden, bloß
von ihrem Eintreffen wurden wir überrascht.
Oh, das ist theoretisch durchaus nicht dasselbe
und dann —, unser Botschafter war allerdings
faktisch nicht da, aber wir haben gedacht, er
soll gleich hingehen, und dann haben wir wieder
gedacht, er soll doch nicht gleich hingehen; aber
nachher ist er doch hingegangen und dafür, daß
er nicht gleich hingegangen ist, hat er dann
gleich dem Sultan gratuliert zum Erfolg der
Revolution."
Aber daß uns die Engländer die Walfisch-
bai anboten, wenn sie unser Auswärtiges Amt
dafür bekämen, das hätte man wirklich nicht
so energisch dementieren müssen, denn das hat
keiner der Herren Abgeordneten geglaubt.
*
Der europäische Skat
Wichel: „Aber, Bernhard, wir ver-
lieren ja immerzu!"
Bülow: „Suchen wir unsern Vorteil nicht
in der Eitelkeit und dem Flitter!"
Oeuffrfje und amenkanischeweihnachts-öotfchaft
Zeichnungen von
Sydow:
„Tut Buße! Der
,Dalles' ist riesen-
groß geworden!"
A. Geigenbereer)
„Freuet euch! Die
FinanzlageistzurZeit
ganz ausgezeichnet!"
Und Anton von Werner sprach
Anton, dessen Herz der Steinwand
Gleicht an Härte, wenn's pikiert,
Anton, der so manche Leinwand
Durch Bemalen ruiniert,
Anton, der den Photographen
Konkurrenz macht, frei und frank,
Anton könnt' nicht ruhig schlafen,
Eh' er abgemurkst den Jank.
Und von Königsberg bis Frankfort
Scholl der Ruf aus Antons Mund:
„Aus dem Reichstag muß der Jank fort,
Was er malte, es ist Schund!
Ich Hab' es herausbaldowert,
Ich, der deutschen Malkunst Schah:
Keine Fahne ward erobert,
Bei Sedan! — Wie steh' ich da?!"
__ — Anton, dieser neid'sche Kniffspruch
Sei verzieh'n, obwohl er derb!
Littest Du doch selber Schiffbruch
Damals bei dem Wettbewerb.
Jedem gibt es einen Herzklaps,
Schöpft ein Andrer ab den Most.
Mancher trinkt in seinen: Schmerz
Schnaps,
Mancher schimpft dann in der „Post" ..
. Kärtchen
Männerstolz vor Königsthronen
Eine Diaspora-Anstalt in Preußisch Schlesien
verschickt an ihre Gönner den Jahresbericht, in
dem des Heimganges zweier Mitglieder des
Königshauses gedacht wird; es kommen in dem
Artikel 29mal die Worte „Höchstihre", „Höchst-
dieselben" und „Höchstpersönlich" vor; die Da-
hingeschiedenen werden als die hohen Beter
und Bekenner bezeichnet; zum Schluß wird der
Segen auf Höchstihre Durchlauchtigste Kinder
und Kindeskinder herabgefleht. —
Die Roture wird immer frecher! Wie kommen
diese Untertanen dazu, „Höchstihre" statt „Aller-
höchstihre" zu sagen?! Wollen sie vielleicht zu
ihrer Rechtfertigung anführen, daß das Prädikat
Allerhöchst nur den Majestäten, nicht den Prinzen
zukommt? Die Untertanen liegen in ihrem
Staube so unendlich tief unter dem Königshause,
daß sie keine Unterschiede mehr sehen können!
Anderswo werden die erhabenen Mitglieder
des Königshauses würdiger behandelt. Der Ver-
fasser des Berichts eilte unmittelbar nach dem
Hinscheiden der Herrschaften in den Himmel,
um die Allerhöchsten Ankömmlinge anzumelden.
Der Hergott, der neue Ankömmlinge sonst auf
seinem Throne sitzend empfängt, begab sich vor
das Himmelstor, empfing die Herrschaften und
bat sie, seinem Himmel die Hohe Ehre zu schenken.
Die Herrschaften baten den Herrgott, voranzu-
gehen; dieser aber sagte mit einer tiefen Ver-
beugung, indem er das Himmelstor öffnete:
„Bitte, nach Ihnen, ich bin nur der Höchste,
die Allerhöchsten Herrschaften haben
den Vortritt!"
Der neue Mutarch
„Ferner findet Dr.Pfeiffer," bemerkte 2l n t on
von Werner zu Angelo Jank, „auf Ihrem
Reichstagsbilde die Stiefel eines bayerischen
Infanteristen nicht blank genug gewichst!"
„Ja, ja," gestand der Münchner Maler, „so
an Stiefel wie Sie kann i' freili' net malen!"
*
Moderne Gastfreundschaft
In Berlin gibt es jetzt ein Institut „Gast-
freund", das gebildete Herren (Akademiker,
Reserveoffiziere, Baumeister, elegante Karlfleute)
für Gesellschaften, als Begleiter alleinstehender
Damen, sowie als Tauf- und Trauzeugen diskret
und billig verleiht. Das Institut versendet jetzt
Prospekte an die Berliner Hausfrauen.
Im Interesse unserer Leser haben wir uns
die Preisliste dieses Instituts kommen lassen,
die wir zu Nutz und Frommen der Interessenten
hier veröffentlichen. Die angegebenen Preise
verstehen sich pro Kopf und schwanken je nach
Größe und Stattlichkeit der einzelnen Herren.
Bei Barzahlung 2 "/» Skonto. Im Abonnement
ermäßigte Preise.
1. Gerichtsreferendare, Kaufleute,
Bauführer, Leutnants, und lyrische
Dichter. 20—25 M
2. Assessoren, Richter, Baumeister,
Aerzte, Prokuristen erster Geschäfte,
Gymnasiallehrer, Hauptlehrer, Ritt-
meister und Zirkusdirektoren . . 25—30 M
3. Räte 4. Klasse, Kommerzien-,
Sanitätsräte, Universitätsprofessoren,
Schauspieler, Opernsänger, Stabsoffi-
ziere und Romanschriftsteller . . 30—35 M
4. Räte 1. und 2. Klasse, Schau-
spieler und Sänger mit einer Jahres-
gage von 30000 M an aufwärts,
Dramendichter. 35—40 M
5. Exzellenzen und Generäle . . 100 „
6. Regierungsreferendare . . . 200 „
7. Dieselben, wenn sie nicht Re-
serveoffiziere sind .. 150 „
Von allen Klaffen sind immer einzelne Exem-
plare mit kleinen Fehlern zu ermäßigten Preisen
auf Lager. Es wird ersucht, die gelieferten
Herren gut zu behandeln; heschädigte oder
beschmutzte Exemplare werden nicht zurückge-
nommen. Frido
*
Der neueste Börsenwitj
Ballin kommt zum Kaiser und spricht
mit ihm über die wirtschaftliche Lage.
„Na, wie geht's bei Ihnen, lieber Ballin?"
fragt Seine Majestät.
„Schlecht, Majestät! Mit den Rhedereien
ist jetzt kein Geschäft zu machen!"
„Wem sagen Sie das?" fragt ihn
wehmütig der Kaiser.
„Für was brauch'» ma denn Überhaupts
Bild I n Herrn im Reichstag?!" meinte Seine
Zentrumsherrlichkeit Herr vr. Pfeiffer aus
Bamberg. „An Spiegel soll'n's hinhänga,
daß ma fi' auch stacht, bal ma s Maul auf-
uat! Rann's denn a fchöner's Bild'l geb'n?"
Kirche und Schule in Württemberg
Ls liegt dem Bischof von Rottenburg
Die Schule gewaltig im Magen,
Aufklärung, Bildung und Wissenschaft,
Das können die Herrn nicht vertragen!
Sie wünschen noch immer den frühern Staat,
Den gnädig die Kirche geduldet ...
Das ist nun allerdings längst vorbei;
Das wissen hat es verschuldet!
Drum schreit und zetert die Klerisei:
Laßt uns die Schule knebeln,
Auf daß wie dereinst in alter Zeit
Die Geister sich wieder umnebeln!
Ls ist zu spät . . . das Rad der Zeit
Dreht Niemand mehr zurücke,
Da nützt für die Dauer fein Anathem
Und keine heimliche Tücke!
Das wissen sie gut und fürchten daher
Den starken Geist der Freien!
Roch mehr als der Zorn macht heute die Angst
Die schwarzen Raben schreien! Ten
*
Aus der Diplomatenküche
„Wie sagte doch der Herr Staatssekretär so
schön?"
„Es ist durchaus falsch, daß wir von Er-
eignissen in der Türkei überrascht wurden, bloß
von ihrem Eintreffen wurden wir überrascht.
Oh, das ist theoretisch durchaus nicht dasselbe
und dann —, unser Botschafter war allerdings
faktisch nicht da, aber wir haben gedacht, er
soll gleich hingehen, und dann haben wir wieder
gedacht, er soll doch nicht gleich hingehen; aber
nachher ist er doch hingegangen und dafür, daß
er nicht gleich hingegangen ist, hat er dann
gleich dem Sultan gratuliert zum Erfolg der
Revolution."
Aber daß uns die Engländer die Walfisch-
bai anboten, wenn sie unser Auswärtiges Amt
dafür bekämen, das hätte man wirklich nicht
so energisch dementieren müssen, denn das hat
keiner der Herren Abgeordneten geglaubt.
*
Der europäische Skat
Wichel: „Aber, Bernhard, wir ver-
lieren ja immerzu!"
Bülow: „Suchen wir unsern Vorteil nicht
in der Eitelkeit und dem Flitter!"
Oeuffrfje und amenkanischeweihnachts-öotfchaft
Zeichnungen von
Sydow:
„Tut Buße! Der
,Dalles' ist riesen-
groß geworden!"
A. Geigenbereer)
„Freuet euch! Die
FinanzlageistzurZeit
ganz ausgezeichnet!"
Und Anton von Werner sprach
Anton, dessen Herz der Steinwand
Gleicht an Härte, wenn's pikiert,
Anton, der so manche Leinwand
Durch Bemalen ruiniert,
Anton, der den Photographen
Konkurrenz macht, frei und frank,
Anton könnt' nicht ruhig schlafen,
Eh' er abgemurkst den Jank.
Und von Königsberg bis Frankfort
Scholl der Ruf aus Antons Mund:
„Aus dem Reichstag muß der Jank fort,
Was er malte, es ist Schund!
Ich Hab' es herausbaldowert,
Ich, der deutschen Malkunst Schah:
Keine Fahne ward erobert,
Bei Sedan! — Wie steh' ich da?!"
__ — Anton, dieser neid'sche Kniffspruch
Sei verzieh'n, obwohl er derb!
Littest Du doch selber Schiffbruch
Damals bei dem Wettbewerb.
Jedem gibt es einen Herzklaps,
Schöpft ein Andrer ab den Most.
Mancher trinkt in seinen: Schmerz
Schnaps,
Mancher schimpft dann in der „Post" ..
. Kärtchen
Männerstolz vor Königsthronen
Eine Diaspora-Anstalt in Preußisch Schlesien
verschickt an ihre Gönner den Jahresbericht, in
dem des Heimganges zweier Mitglieder des
Königshauses gedacht wird; es kommen in dem
Artikel 29mal die Worte „Höchstihre", „Höchst-
dieselben" und „Höchstpersönlich" vor; die Da-
hingeschiedenen werden als die hohen Beter
und Bekenner bezeichnet; zum Schluß wird der
Segen auf Höchstihre Durchlauchtigste Kinder
und Kindeskinder herabgefleht. —
Die Roture wird immer frecher! Wie kommen
diese Untertanen dazu, „Höchstihre" statt „Aller-
höchstihre" zu sagen?! Wollen sie vielleicht zu
ihrer Rechtfertigung anführen, daß das Prädikat
Allerhöchst nur den Majestäten, nicht den Prinzen
zukommt? Die Untertanen liegen in ihrem
Staube so unendlich tief unter dem Königshause,
daß sie keine Unterschiede mehr sehen können!
Anderswo werden die erhabenen Mitglieder
des Königshauses würdiger behandelt. Der Ver-
fasser des Berichts eilte unmittelbar nach dem
Hinscheiden der Herrschaften in den Himmel,
um die Allerhöchsten Ankömmlinge anzumelden.
Der Hergott, der neue Ankömmlinge sonst auf
seinem Throne sitzend empfängt, begab sich vor
das Himmelstor, empfing die Herrschaften und
bat sie, seinem Himmel die Hohe Ehre zu schenken.
Die Herrschaften baten den Herrgott, voranzu-
gehen; dieser aber sagte mit einer tiefen Ver-
beugung, indem er das Himmelstor öffnete:
„Bitte, nach Ihnen, ich bin nur der Höchste,
die Allerhöchsten Herrschaften haben
den Vortritt!"
Der neue Mutarch
„Ferner findet Dr.Pfeiffer," bemerkte 2l n t on
von Werner zu Angelo Jank, „auf Ihrem
Reichstagsbilde die Stiefel eines bayerischen
Infanteristen nicht blank genug gewichst!"
„Ja, ja," gestand der Münchner Maler, „so
an Stiefel wie Sie kann i' freili' net malen!"
*
Moderne Gastfreundschaft
In Berlin gibt es jetzt ein Institut „Gast-
freund", das gebildete Herren (Akademiker,
Reserveoffiziere, Baumeister, elegante Karlfleute)
für Gesellschaften, als Begleiter alleinstehender
Damen, sowie als Tauf- und Trauzeugen diskret
und billig verleiht. Das Institut versendet jetzt
Prospekte an die Berliner Hausfrauen.
Im Interesse unserer Leser haben wir uns
die Preisliste dieses Instituts kommen lassen,
die wir zu Nutz und Frommen der Interessenten
hier veröffentlichen. Die angegebenen Preise
verstehen sich pro Kopf und schwanken je nach
Größe und Stattlichkeit der einzelnen Herren.
Bei Barzahlung 2 "/» Skonto. Im Abonnement
ermäßigte Preise.
1. Gerichtsreferendare, Kaufleute,
Bauführer, Leutnants, und lyrische
Dichter. 20—25 M
2. Assessoren, Richter, Baumeister,
Aerzte, Prokuristen erster Geschäfte,
Gymnasiallehrer, Hauptlehrer, Ritt-
meister und Zirkusdirektoren . . 25—30 M
3. Räte 4. Klasse, Kommerzien-,
Sanitätsräte, Universitätsprofessoren,
Schauspieler, Opernsänger, Stabsoffi-
ziere und Romanschriftsteller . . 30—35 M
4. Räte 1. und 2. Klasse, Schau-
spieler und Sänger mit einer Jahres-
gage von 30000 M an aufwärts,
Dramendichter. 35—40 M
5. Exzellenzen und Generäle . . 100 „
6. Regierungsreferendare . . . 200 „
7. Dieselben, wenn sie nicht Re-
serveoffiziere sind .. 150 „
Von allen Klaffen sind immer einzelne Exem-
plare mit kleinen Fehlern zu ermäßigten Preisen
auf Lager. Es wird ersucht, die gelieferten
Herren gut zu behandeln; heschädigte oder
beschmutzte Exemplare werden nicht zurückge-
nommen. Frido
*
Der neueste Börsenwitj
Ballin kommt zum Kaiser und spricht
mit ihm über die wirtschaftliche Lage.
„Na, wie geht's bei Ihnen, lieber Ballin?"
fragt Seine Majestät.
„Schlecht, Majestät! Mit den Rhedereien
ist jetzt kein Geschäft zu machen!"
„Wem sagen Sie das?" fragt ihn
wehmütig der Kaiser.
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
[nicht signierter Beitrag]: Aus der Diplomatenküche
[nicht signierter Beitrag]: Männerstolz vor Königsthronen
August Geigenberger: Deutsche und amerikanische Weihnachts-Botschaft
Monogrammist Frosch: Der neueste Börsenwitz
Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Der neue Plutarch"
Frido: Moderne Gastfreundschaft
Karlchen: Und Anton von Werner sprach
Monogrammist Frosch: Europäischer Skat
(Theodor) Tell: Kirche und Schule in Württemberg
[nicht signierter Beitrag]: Aus der Diplomatenküche
[nicht signierter Beitrag]: Männerstolz vor Königsthronen
August Geigenberger: Deutsche und amerikanische Weihnachts-Botschaft
Monogrammist Frosch: Der neueste Börsenwitz
Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Der neue Plutarch"
Frido: Moderne Gastfreundschaft
Karlchen: Und Anton von Werner sprach
Monogrammist Frosch: Europäischer Skat
(Theodor) Tell: Kirche und Schule in Württemberg