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Gute Lehren

In einem seiner letzien Münchener Vorträge betonte Professor Forek, dafi zur Zeit der Weinlese
und des Karnevals die meisten Idioten gezeugt werden.

Schön ist's, wenn die Weinbergböller schnalzen,

Mostentzückte Menschen sich umhalsen:

Schön auch, wenn der freie Karneval
Uns erlöst von aller Würdequal —

Doch es spricht der Weise: Machet da
Keine Kinder, nur Allotrial

A. Schmidhammer

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Wohl! Dies Warnwort diene uns znr Heilimg
Und verniinstigen Genuszverteilung!

Immer dann erst, wcnti der Most verschäumt ist,
Wenn der Traum des Faschings ausgeträumt ist,
Widinen wir ganz nüchtern und abstrakt
Uns dem bestsnndierten Schöpfungsalrt!

Falls sich dann trotz treubefolgter Lehren
Immer noch die Idioten mehren.

Bis im stumpfsinngrauen Jammertal
Einschläft Winzerfest wie Karneval,

Sagt sich ruhig jeder ernste Mann:

„Gott sei Dank — ich bin nicht schuld daran!"

Sassal'raNN

Der Dichter und die Aeffm

Liebe Jugend!

„Die wunderbare Schimpansin Maja im Tier-
garten, 1896, umarmte mich stürmisch und liebevollst"
— so berichtet Peter Altenberg in der Wiener Allgem.
Zeitung. „Ich glaube,"- bemerkt er ferner, „es war
das einzige weibliche Wesen, das an mir ernstlich
Gefallen fand. Für edle Tiere gehört vielleicht ein
Philosoph mit einem tiefen Herzen. Frauen geben
es billiger und machen sich nichts daraus."

„Maja, holdes Affenwunder,

Einz'ge, die mich je verstand!

Alle Liebe scheint mir Plunder,

Seit Dein Herz sich meinem fand:

Seit Du Dich mit kühnem Sprunge
Mir geworfen an die Brust,

Mich benässcnd mit der Zunge —

Stolz mir weckend nebst der Lust!

Denn Du schienst zu sagen: „Peter!

Die mich leckte, die Kultur —

Du allein bist ihr Vertreter!

Darum leck' ich Dich retour.

And'rer Weiber Lieb' wird Hansen,

Hinzen, Kunzen nur beschert —

Doch die Tochter der Schimpansen
Urteilt nach dem inner» Wert!"

Also hört' ich Petern preisen
Gläubig Majas treue Lieb'.

Jiun ging Maja längst auf Reisen.

Blieb sie da bei dem Prinzip?

Reh! Vielleicht kam wo ein Orang,

Minder tief, doch frisch am Werk —

Und sie wankt' und gab ihm Vorrang -_

Armer Peter Altenberg!

R. Sch.

Da ich Deine Redaktion besuchen wollte, frug
ich einen Schutzmann am Zentralbahnhof nach
der Lage der Lessingstraße.

„Lessing?" sagte er. „Glei da drobn bei der
Beethovenstraß'. Da san alle dö Romponisten-
straß'n."

Die Beleidigung

(mit untenstehender Zeichnung v. A. Schmidhammerj

Das Münchener Oberste Landesgericht bestätigte
die Verurteilung eines Schusters wegen Beleidigung,
der einen Gastwirt mit dem Schellunter ver-
glichen hatte.

Die Turmuhr schlug, schlug immerzu:
‘ Da fuhr empor aus schnarchender Ruh'
Sin Rat vom Obersten Landesgericht —
''hn traf ein Strahl Gespensterlicht.

Ls stand an seiner Liegerstatt —

Eju, was er einen Schrecken hatt' —

Lin junger Ariegsheld stolz und kühn,

Das Wams glührot, die kjosen grün!

Lin blaues Schwert — daß Gott erbarm! —
Zum Mordschlag hob des Kriegers Arm.

Und dröhnend grollt' in Zorn und kjohn
Sein reckenhafter Bariton:

„Ich, teutscher Iügling mit lockigem Haar,

So schinuck und stramm und augenklar,

Mit einem Schnurrbart, der Schönsten wert,

In guter Faust das gute Schwert:

Ich, meines Fähnleins bester Mann,

Ich soll mir wohl gefallen la'n,

Daß euch ein Wirt beleidigt gilt,

Wenn man mich Seinesgleichen schilt??

potz Toten köpf und Klapperbein I
Ich bin beleidigt, ich allein —

Beleidigt von dem Schusterzwirn:

Doch noch viel mehr von euer'm Hirn!

Drum mit dem Schwert, dem blau und kalten,
Will ich dies Hirn euch jetzt zerspalten —
Und dir zuerst!" Jähjämmerlich
Schrie auf der Rat .. . und kain zu stch.

NAMMAfraH*

*

Liebe Jugend l

Dem Leichenbegängnisse eines bekannten is-
raelitischen Barons, der mehrere hundert Millionen
verinögen hinterließ, wohnte auch eine große
Anzahl seiner Glaubensgenossen bei. Unter diesen
befand sich einer, welcher durch sein großes Weh-
klagen allgemein aufficl. Liner der Leidtragenden
trat auf ihn zu und fragte: „Sie find gewiß ein
verwandter des verstorbenen, daß Sie so weinen ?"
„Leider nicht," antwortete der Andere, „ich weine
eben darum, daß ich keiner binl"
Register
R. Sch.: Der Dichter und die Äffin
Sassafrass: Die Beleidigung
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Die Beleidigung"
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Gute Lehren"
Sassafrass: Gute Lehren
 
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