tTeu -Ijahr in philiftaa
Kann's was Schöneres geben.
Als sein Glas erheben
Im Familienkreis und in der Nacht
Um den Hals sich fallen
Und „Prost Neujahr" lallen,
Wenn der Zeiger seinen Weg gemacht?!
Vater steigt mit Gähnen
Und Mama mit Tränen
Drauf ins Ehebett; dort klagt man still,
Das; die gute Tochter
iieberreif, jedoch der
Schwiegersohn einmal nicht kommen will!
Aus des Amtsblatts Spalten
Liest Mama dem „Alten"
Früh die neuen Staatsaffären vor:
Wer befördert worden,
Oder wo ein Orden
In der Bürger Knopfloch sich verlor!
Später mit den Tanten,
Onkeln und Bekannten
Sitzt man vormittags im Restaurant.
Vater spricht: Mein Bester,
Gestern war Silvester
Bei uns wieder einmal höchst charmant!
Y orsicbtsm assregeln
Für die Sitzung der Budgetkommission, in
der Staatssekretär Dernburg seine Diamanten
vorlegen wird, sind besondere Vorsichtsmaß-
regeln in Aussicht genommen:
Die Mitglieder der Kommission dürfen nur
in enganliegenden Trikotanzügen ohne
Taschen erscheinen!
Die Hände, die stets unter den Tisch ge-
halten werden müssen, stecken in ledernen
Fausthandschuhen.
Herr Dernburg legt vor jedes Kommissions
Mitglied eine Handvoll Diamanten auf die
Tischplatte zur Besichtigung und Prüfung.
Bevor die Kommisstonsmitglieder das Lokal
verlassen, müssen sie sich einer Leibesvisitation
unterwerfen. Herren mit starken Backen-
taschen werden besonders energisch re
vidiert!
Besteht ein begründeter Verdacht, daß ein
Mitglied der Kommission Steine verschluckt
haben könnte, so tritt natürlich das bekannte
Laxierverfahren (Motto: Unten durch!) in
Kraft. Wird der Täter überführt, so verwirkt
er für die Dauer der Session das Recht, par-
lamentarische Ehrenämter zu bekleiden,
schärften Ordnungsruf!
„ECX Hrendt“ Szeremley
„Malen Rollcga gegenwärtig nicht?"
„Nein, cs wäre für die Ratz! Ich warte
schon lieber das Erscheinen des ,Rcichsmal-
rcglcmcnts* ab!"
Moralrcgeln für unverkeirakete deurscbe
Diplomaten im Auslande
Bist du Gar?on, so miete schnell
Dir eine brave Kochmamsell!
§ausdameu sollen — dies merk' fein! -
m besten Fall Ausnahmen sein.
Leb' nicht mit deiner Dame d’honneur,
Als ob sie deine Liebste wär'.
Bedenk: Die Folgen von dem Streich
Blamieren ja das deutsche Reich!
Schlemm' nicht als wüster Antichrist,
Selbst wenn du bei den Serben bist;
Und stell' dem Diplomatenkorps
Um keinen Preis dein „Schätzchen" vor!
Und wär' die „Dame" chik und nett,
Der Rosen schönste, die da blühn,
Du darfst sie, Freundchen, wohl in's Bett,
Doch nie an deine Tafel ziehn!
M. Br.
preußisch, nicht reichisch!
In den, Reihen der Freikonservativen wurde
dieser neue Spruch geboren, den die Kreuzzeitung
adoptiert hat.
Deutsches Volk, du hast einen Spruch erhalten,
Der hell schmetternd dröhnt, wie dieKriegssanfare,
Die die Feinde schreckt. Dieser Spruch, der lautet:
Preußisch, nicht reichisch!
Blauen Blutes sind, die den Spruch erfanden.
Rot reizt sie zur Wut, wie den hitzigen Bullen.
Sehn sie rrt, so schallt's patriotisch wehrhaft:
Preußisch, nicht reichisch!
Schwarz und weiß allein sind der Christen Farben,
Rot ist sittenlos, es ist antichristlich.
Schwarz-weiß-rot, das ist demokratisch-jüdisch.
Preußisch, nicht reichisch!
Nur am Strand der Spree ist die wahre Tugend'
In der Siegsallee ist die wahre Kunst nur,
Wo die Spree nicht fließt, da ist geist'ge Dürre.
Preußisch, nicht reichisch!
Untertanen, halt! An die Hosennähte
Legt die treue Hand! Drücket durch die Kniee!
Dann hebt hoch den Arm im besohlnen Winkel!
Preußisch, nicht reichisch!
*•
Zn Rußland wurden im Jahre 1908 bis zum
1./14. Dezember 1691 Todesurteile gefällt.
Zn Petersburger Regierungskreisen beab-
sichtigt man, wie wir hören für den Fall, daß
im (russischen) Kalenderjahr 1908 die Ziffer 2000
bei den Todesurteilen noch erreicht wird, die be-
treffende Hinrichtung mit besonderem Glanze zu
seiern. Dazu werden natürlich nur die Staats
oberhäupter der liberalen Westmächte ein-
geladen. Die Lieferung von Stricken für die
Hinrichtungen von 1909 wird ebensalls nur
Firmen der l i b e r a l e n W e st m ä ch t e anvertraut.
Die Londoner und die Pariser Börse notieren
bereits gewaltige Preissteigerungen in Hanf.
va§ Lira von 0er „Pfarrmtocbter
(Nach einer wahren Erlanger Begebenheit)
Es sind die Pfarrerstöchterlein
Der Frauen schönste Sterne!
Schon Goethe hatt' in Sesenheim
Ein Pfarrerstöchterl gerne.
Drum nannte auch ein Korps-Verein
Sich „Pfarrerstochter" keck.
Als dies vernahm der Pfarrverein,
Bekam er einen Schreck.
Zuchhu, heidi,
Bekam er einen Schreck!
Das Vaterherz, es war empört,
Es klagt's dem Magistrate:
„Dieweil solch Name unerhört,
Perbiet' ihn ohne Gnade!"
Der Magistrat die Nase schnaubt
Und spricht mit Lachen dies:
„Der holde Name bleibt erlaubt.
Denn er klingt zuckersüß!
Zuchhu, heidi.
Denn er klingt zuckersüß!"
Die Pfarrerstöchter, blond und sein,
Sind allerliebste Göhren.
Wie alle hübschen Mägdelein
Soll man sie hoch verehren!
O Pfarrverein, du tust mir leid!
Du dauerst mich gar sehr!
Wenn Ihr gar so empfindlich seid.
Dann zeugt halt keine mehr!
Zuchhu, heidi.
Dann zeugt halt keine mehr!"
Kartellen
Der neue Plutarch
Der Rronprin; von Serbien soll be-
absichtigen, eine türkische Prinzessin zu
beira cn.
„Gut, Georg!" sagte der Sultan Abdul
Hamid zu ihm, „Du sollst mein Schwiegcr-
sohn werden. Geld habe ich nicht, wie Du
weißt; dafür werde ich Dir statt einer —
sechs Töchter geben, das kittet die zukünftige
serbisch-türkische Entente cordiale fester wie
eine Anleihe!"
„was soll denn nun aus meiner Politik
werdei?!" meinte ärgerlich Rönig Eduard.
„Derflucht l wenn mein Llcsfe keine Rede» mehr
hält, wie soll ich denn da wissen, was los ist?"
»Ich weiß nicht, was mit mir ist?" rief
Graf Prepsing aus. „Ich habe in der
letzten Zeit solch einen Blutdurst! Johann,
zwei Flaschen Rotwein!"
Kann's was Schöneres geben.
Als sein Glas erheben
Im Familienkreis und in der Nacht
Um den Hals sich fallen
Und „Prost Neujahr" lallen,
Wenn der Zeiger seinen Weg gemacht?!
Vater steigt mit Gähnen
Und Mama mit Tränen
Drauf ins Ehebett; dort klagt man still,
Das; die gute Tochter
iieberreif, jedoch der
Schwiegersohn einmal nicht kommen will!
Aus des Amtsblatts Spalten
Liest Mama dem „Alten"
Früh die neuen Staatsaffären vor:
Wer befördert worden,
Oder wo ein Orden
In der Bürger Knopfloch sich verlor!
Später mit den Tanten,
Onkeln und Bekannten
Sitzt man vormittags im Restaurant.
Vater spricht: Mein Bester,
Gestern war Silvester
Bei uns wieder einmal höchst charmant!
Y orsicbtsm assregeln
Für die Sitzung der Budgetkommission, in
der Staatssekretär Dernburg seine Diamanten
vorlegen wird, sind besondere Vorsichtsmaß-
regeln in Aussicht genommen:
Die Mitglieder der Kommission dürfen nur
in enganliegenden Trikotanzügen ohne
Taschen erscheinen!
Die Hände, die stets unter den Tisch ge-
halten werden müssen, stecken in ledernen
Fausthandschuhen.
Herr Dernburg legt vor jedes Kommissions
Mitglied eine Handvoll Diamanten auf die
Tischplatte zur Besichtigung und Prüfung.
Bevor die Kommisstonsmitglieder das Lokal
verlassen, müssen sie sich einer Leibesvisitation
unterwerfen. Herren mit starken Backen-
taschen werden besonders energisch re
vidiert!
Besteht ein begründeter Verdacht, daß ein
Mitglied der Kommission Steine verschluckt
haben könnte, so tritt natürlich das bekannte
Laxierverfahren (Motto: Unten durch!) in
Kraft. Wird der Täter überführt, so verwirkt
er für die Dauer der Session das Recht, par-
lamentarische Ehrenämter zu bekleiden,
schärften Ordnungsruf!
„ECX Hrendt“ Szeremley
„Malen Rollcga gegenwärtig nicht?"
„Nein, cs wäre für die Ratz! Ich warte
schon lieber das Erscheinen des ,Rcichsmal-
rcglcmcnts* ab!"
Moralrcgeln für unverkeirakete deurscbe
Diplomaten im Auslande
Bist du Gar?on, so miete schnell
Dir eine brave Kochmamsell!
§ausdameu sollen — dies merk' fein! -
m besten Fall Ausnahmen sein.
Leb' nicht mit deiner Dame d’honneur,
Als ob sie deine Liebste wär'.
Bedenk: Die Folgen von dem Streich
Blamieren ja das deutsche Reich!
Schlemm' nicht als wüster Antichrist,
Selbst wenn du bei den Serben bist;
Und stell' dem Diplomatenkorps
Um keinen Preis dein „Schätzchen" vor!
Und wär' die „Dame" chik und nett,
Der Rosen schönste, die da blühn,
Du darfst sie, Freundchen, wohl in's Bett,
Doch nie an deine Tafel ziehn!
M. Br.
preußisch, nicht reichisch!
In den, Reihen der Freikonservativen wurde
dieser neue Spruch geboren, den die Kreuzzeitung
adoptiert hat.
Deutsches Volk, du hast einen Spruch erhalten,
Der hell schmetternd dröhnt, wie dieKriegssanfare,
Die die Feinde schreckt. Dieser Spruch, der lautet:
Preußisch, nicht reichisch!
Blauen Blutes sind, die den Spruch erfanden.
Rot reizt sie zur Wut, wie den hitzigen Bullen.
Sehn sie rrt, so schallt's patriotisch wehrhaft:
Preußisch, nicht reichisch!
Schwarz und weiß allein sind der Christen Farben,
Rot ist sittenlos, es ist antichristlich.
Schwarz-weiß-rot, das ist demokratisch-jüdisch.
Preußisch, nicht reichisch!
Nur am Strand der Spree ist die wahre Tugend'
In der Siegsallee ist die wahre Kunst nur,
Wo die Spree nicht fließt, da ist geist'ge Dürre.
Preußisch, nicht reichisch!
Untertanen, halt! An die Hosennähte
Legt die treue Hand! Drücket durch die Kniee!
Dann hebt hoch den Arm im besohlnen Winkel!
Preußisch, nicht reichisch!
*•
Zn Rußland wurden im Jahre 1908 bis zum
1./14. Dezember 1691 Todesurteile gefällt.
Zn Petersburger Regierungskreisen beab-
sichtigt man, wie wir hören für den Fall, daß
im (russischen) Kalenderjahr 1908 die Ziffer 2000
bei den Todesurteilen noch erreicht wird, die be-
treffende Hinrichtung mit besonderem Glanze zu
seiern. Dazu werden natürlich nur die Staats
oberhäupter der liberalen Westmächte ein-
geladen. Die Lieferung von Stricken für die
Hinrichtungen von 1909 wird ebensalls nur
Firmen der l i b e r a l e n W e st m ä ch t e anvertraut.
Die Londoner und die Pariser Börse notieren
bereits gewaltige Preissteigerungen in Hanf.
va§ Lira von 0er „Pfarrmtocbter
(Nach einer wahren Erlanger Begebenheit)
Es sind die Pfarrerstöchterlein
Der Frauen schönste Sterne!
Schon Goethe hatt' in Sesenheim
Ein Pfarrerstöchterl gerne.
Drum nannte auch ein Korps-Verein
Sich „Pfarrerstochter" keck.
Als dies vernahm der Pfarrverein,
Bekam er einen Schreck.
Zuchhu, heidi,
Bekam er einen Schreck!
Das Vaterherz, es war empört,
Es klagt's dem Magistrate:
„Dieweil solch Name unerhört,
Perbiet' ihn ohne Gnade!"
Der Magistrat die Nase schnaubt
Und spricht mit Lachen dies:
„Der holde Name bleibt erlaubt.
Denn er klingt zuckersüß!
Zuchhu, heidi.
Denn er klingt zuckersüß!"
Die Pfarrerstöchter, blond und sein,
Sind allerliebste Göhren.
Wie alle hübschen Mägdelein
Soll man sie hoch verehren!
O Pfarrverein, du tust mir leid!
Du dauerst mich gar sehr!
Wenn Ihr gar so empfindlich seid.
Dann zeugt halt keine mehr!
Zuchhu, heidi.
Dann zeugt halt keine mehr!"
Kartellen
Der neue Plutarch
Der Rronprin; von Serbien soll be-
absichtigen, eine türkische Prinzessin zu
beira cn.
„Gut, Georg!" sagte der Sultan Abdul
Hamid zu ihm, „Du sollst mein Schwiegcr-
sohn werden. Geld habe ich nicht, wie Du
weißt; dafür werde ich Dir statt einer —
sechs Töchter geben, das kittet die zukünftige
serbisch-türkische Entente cordiale fester wie
eine Anleihe!"
„was soll denn nun aus meiner Politik
werdei?!" meinte ärgerlich Rönig Eduard.
„Derflucht l wenn mein Llcsfe keine Rede» mehr
hält, wie soll ich denn da wissen, was los ist?"
»Ich weiß nicht, was mit mir ist?" rief
Graf Prepsing aus. „Ich habe in der
letzten Zeit solch einen Blutdurst! Johann,
zwei Flaschen Rotwein!"
[nicht signierter Beitrag]: Vorsichtsmassregeln
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
[nicht signierter Beitrag]: [ohne Überschrift]
[nicht signierter Beitrag]: Preußisch, nicht reichisch!
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Vorsichtsmassregeln"
Karlchen: Das Lied von der "Pfarrerstochter"
Julius v. Szeremley: Lex Arendt
Beda: Neu-Jahr in Philistäa
M. Br.: Moralregeln für unverheiratete deutsche Diplomaten im Auslande
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
[nicht signierter Beitrag]: [ohne Überschrift]
[nicht signierter Beitrag]: Preußisch, nicht reichisch!
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Vorsichtsmassregeln"
Karlchen: Das Lied von der "Pfarrerstochter"
Julius v. Szeremley: Lex Arendt
Beda: Neu-Jahr in Philistäa
M. Br.: Moralregeln für unverheiratete deutsche Diplomaten im Auslande
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"