Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
I

mais verpackt hat, naa, naa
damit niederdruckt.

Wann i mi rühr, würgt er mi ab, Han i mir denkt und Hab stad ghaltn..
da fangt er wieder an: „Ich bin Saul, der König Israels! Wo ist David,
der Hirt, mir den bösen Geist zu vertreiben durch süßes Lautenspiel?!"

Da ta mer a Eingebung kommen, wie a Engl vom Himmel so licht

„In der Hütte ist David, komm hinein!" hau i gsagt, grad in dem Ton
und dem Hochdeutsch wie er, aber dabei is mer a Gänshaut über 'n Buckl
glaufn, weißt. — Des wann nix nutzt iatz, na weiß i mer kein andern Rat
nimmer, Han i denkt, aber es hat gnutzt, glei auch no.

Los hat er mi lassn und hat gsagt: „Der König kommt, geh voran, David I"

0 renn in d' Herrnkammer ans Telephon und schrei eint: „Der Professer
is toll worn, schickts glei Leut auffi und an Dokter!"■ — Da kimint der Infnß
scho hinter meiner her, packt mi am Hals und brüllt: „Wo ist David, der
Hirt? Wo ist die Laute?" „Glei hol i s', glei! Unter'n Bett draußen steckt s',
nur grad a wengl Geduld, grad a wengl!"

„Ein König wartet nicht!" brummt der Infuß, zieht d' Stirn in Faltn...
laßt mi aber los.

1 hol schnell mein Zitherkastn unter 'n Bett vor. . . da wirft mi der
Narr in a Eck, schiebt den schwarn Eichntisch vor, reißt sein Kuglstutzn von
der Wand, spannt die zwei Höhn und herrscht mi an: „Spiel!!"

Herrgott! des is der a Musi gwen I Gsvielt hau i alls durchanand:
Schnadahüpfeln und Tanz, Volkslieder und Selbergmachts ... und wann
mer gar nix mehr eingfalln is, na han i wieder angfangt von vorn. Dieani
Han i scho gmeint, iatz wird's schnalln, bal mer d' Zither hat gwinselt wie a
junge Katz, die wo mer in Schwanz zwickt.

Der Schweiß is mer abigronna vom ganzn Leib, 'n Krampf Han i kriegt
m die Finger. .. aber gspiclt Han i in einer Tour allwei fort ... und der
Infuß laßt mi net aus die Augn, halt' sei Büchs unverwandt auf mi gricht't
und singt dazu und lacht und redt Unsinn daher... Die ganz Bibel hat er
durchgangen mit mir kreuz und quer, weißt, daß mer ganz dumm is worn . . .

Und der Kuckuck da drobn an der Wand hat achte grufen und neune
und zehne... ganz lahm bin i scho gwen und damisch, und der Infuß is
rogli worn, hat d' Stirn g'runzelt, daß eahm d' Lauscher Ham gwackclt, hat
d'Augn g'rollt dazu, und wann i grad a w ngl Hab ausschnaufu wolln, hat
er gschrien „Weiter!" und mit 'n Abzug gspielt von der Büchs. ..

I bin der wie auf der Folter gscffn, und nix hat si grührt draußn,
nix l! — Halbet tot bin i scho gwen und Hab mer denkt: iatz is alles eins . . .
iatz mußt a weng rastn... da sans endli kemma die Leut um halb elfe ...

Ja, des is der a Nacht gwen, eine von dene, die wo ein' 's Lebn ab-
kürzn um a paar Iahrl. . . jaha! und hintennach, weißt, Han i erst gsehn,
daß er sei Büchs net amal gladn hat ghabt, derselbige Infuß!! —"

Arthur Schubart

Vlact) Paul Verlaine

Unendliches Weh
In der schweigenden Weite,
Wie Sandgebreite
Schimmert der Schnee.

Der Himmel thront,

Ein kupfernes Becken,

Ein starrender Schrecken,

Es stirbt der Mond.

Wie Schatten ziehn
Die.grauen Eichen
Im wogenden bleichen
Dunst dahin.

Der Himniel thront,

Ein kupfernes Becken,

Ein starrender Schrecken,

Es stirbt der Mond.

Ihr Wölfe und Krähen,
Verhungert Getier,

Was sucht ihr hier
Im eisigen Wehen?

Unendliches Weh
In der schweigenden Weite,
Wie Sandgebreite
Schimmert der Schnee.

Richard Schaukal

Das Imponierkabinctt

Eines Tages wurde August Wilhelm Kuhlenkamp im Münchner Hos
bräuhaus von Moritz Chluwitzky, Manager und Theatcragenten entdeckt —
als das „dramatische: Genie" — und frisch vom Fasse weg nach Berlin über-
führt. Dort sollten August Wilhelm Kuhlenkamps unsterbliche Werke am
„Nordischen Theater", dem neuen Institut für gereinigte Theaterkunst, das
von Markosz Kohary so erfolgreich gegründet worden war, aufgeführt werden.
Der Direktor und der Manager führten ihn in die Berliner Gesellschaft ein,
und da August Wilhelm Kuhlenkamp sich ungehobelt und schwerfällig betrug,
wurde er bald der verhätschelte Liebling von Berlin W.

Wenn er über die gesellschaftlichen Unbequemlichkeiten knurrte, — denn
er hätte für sein Teil viel lieber in irgend einer Kneipe gehockt — so wurde
er von seinem Manager zum Schweigen gebracht, der ihm vorstellte, daß alle
diese Unannehmlichkeiten nur Vorbereitungen für seine Aufführung waren.

So war es ihm gar nichts Fremdes mehr, als eines Vormittags um elf
Uhr Chluwitzky in sein Hotelzimmer eindrang, ihn aus dem Bette rollte, ihm
Gesicht und Hände abseifte, seinen übrigen Körper einer eingehenden Spritz-

Winter-Abend
Index
There is no information available here for this page.

Temporarily hide column
 
Annotationen