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Darwin A. Schmidhammer

Probebild aus dem grossen historischen Gemäldecyhlus „Die Förderung der {Hissens ch aft durch den dltramontan'smus.

-Blut ist ein ganz besonderer Saft

Die Zeitungen, die Zeitungen, das ist das
Unglück unseres Vaterlands! Sie haben immer
Zu Kritteln und zu nörgeln und setzen das Reich
dadurch herab. Haben sie Unrecht, dann ist es
schon schlimm, denn etwas bleibt immer hängen;
haben sie aber Recht, dann ist es noch schlimmer;
denn nichts setzt ein Land so herab als ein
Dadel, wenn er gerechtfertigt ist. —

Neulich hielt sich die „Frankfurter Zeitung"
darüber auf, daß unter 100 deutschen Gesandt-
kchaftsdiplomaten sich nur 4 bürgerliche befinden.
Aber sie hat von dem Staatssekretär von Schön
in der Budgetkommission des Reichstags etwas
ordentliches abbekommen.

Zunächst wies Schön nach, daß
der diplomatische Dienst in den Bot-
schaften und Gesandtschaften nicht 100,
sondern 137 höhere Beamte zähle,
und ferner, daß sich unter diesen neun
bürgerliche befinden. Wenn aus
^7 neun bürgerliche kommen, dann
kommen auf 100 6,57, aber nicht vier
bürgerliche. Die „FrankfurterZeitung"
hat also 2,57 bürgerliche Gesandt-
schaftsbeamte unterschlagen.

o. Schön wies aber weiter nach,
daß von den 128 Adeligen nur 70 dem
"radel, 58 aber nur dem Briefadel
angehören; diese 58 sind also eigent-
»och zur Kanaille zu rechnen.

Dazu kommt, daß bei sämtlichen
Botschaften und Gesandtschaften aus-
nahmslos die Portiers bürgerlich sind,

und zwar gehören sie sämtlich dem Urbürger-
tum, nicht etwa dem Briefbürgertum an. Da
sieht man, um wie viel vornehmer und zu-
rückhaltender der Adel ist als die Rotüre!
Die Adeligen haben sich noch nie darüber be-
klagt, daß sie bei der Besetzung der Portier-
stellen zugunsten der Bürgerlichen benachteiligt
werden.

Auch in andern Ständen werden die Adligen
auffallend zurückgesetzt; wir haben z. B. in
ganz Deutschland nicht einen einzigen adligen
Rabbiner. Und diese Zurücksetzung ist ungerecht;
denn man kann adlig und dabei doch
ein tüchtiger Beamter sein.

(Ostelbtscder Sri!

Der Abg. Dr. Hahn erklärte jüngst im Reichstag,
die kaiserlichen Arbeiterwohnungen in Cadinen seien
zu groß gebaut und erforderten zuviel Feuerung. Luft
und Licht brauche wohl eine Berliner Parlamentarier-
Wohnung, ländliche Arbeiter zögen Behaglichkeit und
Wärme vor.

Was? kfoch die Zimmer, die Türen breit,
Und Fenster, die gar nicht ziehen?

Da muß ja jede Behaglichkeit
Und alle Wärme entfliehen!

Nein, wir Gstelbier baun nicht sol
Wir sehen mehr aufs Intime.

Die Ifäuschen niedrig, das Dach

von Stroh l

Ist unsre erste Ulaxime.

Für alle nur Eine Stube allein!

— Denn das gibt Wärme unfraglich —
Und in die Stube Ulensch, ksund

und Schwein!

So wird das Ifeim erst behaglich.

Dann sorgen für gute Ventilation
Noch Löcher tu Dach und DTauer,

Und Licht empfängt auf dem

Felde schon

Genügend umsonst der Bauer.

M. Hagen

-Berechtigter Einwurf gegen die Erbschaftssteuer
„Totaler BlLdstnn natürlich! Ulan wird doch nich dafür,
daß man schon „erblich belastet" is, ooch noch — zagten!!"

S o bauen wir eine Arbeiterfarm
In unferm preußischen (Osten,

Und halten uns die Arbeiter „warm"
Ulit Liebe und ohne Rosten.

A. I>. N,
Register
Arpad Schmidhammer: Darwin
Max Hagen: Berechtigter Einwurf gegen die Erbschaftssteuer
[nicht signierter Beitrag]: Blut ist ein ganz besonderer Saft
A. D. N.: Ostelbischer Stil
 
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