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Höllenballade

Auf seinem Schloß mit altem Remter
Ganz plötzlich starb Herr Adolf Schnitzer,
Großkaufmann, Rittergutsbesitzer,
Verwalter vieler Ehrenämter,

Vorsitzender von Kommissionen,

Die Arbeit oft mit Orden lohnen,
Mitglied von dreißig Aufsichtsräten,

Die für die Aktionäre — beten.

Durch Telephon erfuhr die Hölle:
„Euch naht ein .würdiger' Geselle!

Um ihm recht gründlich einzuheizen,
Müßt Ihr mit Material nicht geizen!"

Doch in der Zeitung war zu lesen,
Was Schnitzer sür ein Mann gewesen:
An Tugend, Geist, Charaktergaben
Ein weißer unter schwarzen Raben;

So treu, so gut, so stark, so ehrlich,

Kurz, für die Mitwelt unentbehrlich.

Der Stadt, dem Kreise und dem Staat
Zu helfen immer schnell parat.

Auch die Beamten seines Gutes
Versicherten betrübten Mutes,

Was alle sie an ihm besessen,

Wie er drum bleibe unvergessen.

Desgleichen klagten die Kommis
Der Firma Adolf Schnitzer, wie's
Ihnen nahe gehe sehr,

Wie der Verlust so groß und schwer!

Auch hatte sich die Dieuerschast
Trotz allen Schmerzes aufgerafft.

Beschrieb im Zeitungsblatt genauer,

Wie unermeßlich ihre Trauer-

Als schon im Höllenauto saß
Herr Schnitzer, merkt' er: „Ich vergaß,

KriminalcMnsmiRnon Szeremley

„wenn oaner aus ’m Maßkruag sauft und
den Deckel eicht!' zuamacht, so is er net vee-
dächti'. — B'stellt er Limonade, Lhampagner
oder andere fremde Getränk', so muaßt ihn
scho' im Aug' b'halt'n. — Nimmt er beim Ver-
lassen des Lokals außer dem sei»' a no' an
fremd'» Ueberzieher mit, — nach« druckst Di',
den» dös is a g'fährlichcr Gauner."

*

Ja wirklich die Visitenkarten,

Bestimmt, den Teufeln aufzuwarten I"

So ging er noch einmal zurück
Und hatte ganz besondres Glück:

Er fand das Trauerzeitungsblatt,

Las sich an eigner Tugend satt
Und rief: „welch süßer Lobesduft I
Ich glaubte selbst, ich sei ein Schuft,

Hielt mich als Höllenbraten reif.

Nun seh ich einen Heil'genstreif
An meiner Stirn! Heda, Chauffeur!

— Er trat heraus — det Ding bleibt leer!

Empfehlen Sie mich Beelzebuben,

Ich suche mir nun kühlre Stuben!"

Er ries's und stieg im Luftballon
Zu Sancto Petro flugs davon.

Und schnell hielt er am Himmelstor,

Da trat der fromme Pförtner vor,

Sprach: „Bitte Ihre Eintrittskarte!"
Jedoch der Schnitzer-Adolf schnarrte:

„Hier dieses große Zeitungsblatt
Zeigt, was mein Kommen auf sich hat;
Ihr könnt es schwarz auf weiß drin lesen,
Was für ein Engel ich gewesen!

Drum laßt mich ein, macht keine Faxen,
Da meine Tugend ausgewachsen!"

Jedoch Sankt Peter strich den Bart
Und dachte: „Welche neue Art!"

Als er nun, was da stand, gelesen,
Strich er sich seine weißen Haare,

Nahm einen großen Himmelsbesen
Und sprach: „Wir kennen diese Ware!"
Warf drauf Herrn Adolf Schnitzer munter
Die ganze Himmelstreppe runter.

Victor von Utliinnnn

Rriegsmäßige Uebung

Das Bataillon war zur Nachtübung ausge-
rückt. Sorgfältig waren die Truppen zum Angriff
auf den Gegner entwickelt worden, utid endlich
konnte zum Sturm angesetzt werden. Da ertönt
plötzlich das bekannte und der Mannschaft liebste
Signal: „Das Ganze halt!" was war vorge-
fallen, daß der gestrenge Uommandeur die Uebung
unbeendigt abbrach? Des Rätsels Lösung war
sehr einfach. Zwischen dem Führer des Ganzen
und seinem Adjutanten hatte nämlich folgendes
Gespräch stattgefunden: „lscrr Leutnant, lassen
Sie das Ganze kfalt blasen. Ich habe das Auto-
mobil bis 9 Uhr bestellt, sonst wird die Geschichte
zu teuer!"

BURGEFFeC? HOCHHE!M%

BURGEFFs RIESENKELLER..GRAF ZEPPELIN;

4.800.000 Haschen fassend,

im Baue der4'- Blage.

BURGEFF GRÜN
BURGEFF EXTRA CUVEE
BURGEFF JUBILÄUMS CUVEE
IMMERGRÜN

Bei etwaigen UeNtcIluug;eu bittet mau auf die Münchner liezug zu nehmen.

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[nicht signierter Beitrag]: Kriegsmäßige Übung
Julius v. Szeremley: Kriminaler-Instruktion
Victor v. Uthmann: Höllenballade
 
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