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Rururre behmische

Es wird gegenwärtig eine Aktion in's Werk gesetzt,
die böhmischen Kurorte zu tschechtsiereu. Die Prager „Narodni
Listy" veröffentlichen eine diesbez. Aufforderung an die
tschechischen Kurgäste in Marienbad, Karlsbad und Franzens-
dad, bei allen Eisenbahn- und Postämtern ausschließlich die
tschechische Sprache zn gebrauchen, zweisprachige Blankette,
Postanweisungen re, zu verlangen und wenn ihrem Wunsch
nicht entsprochen werde, es den tschechischen Abgeordneten
zur Anzeige zn bringen.

Ale, liumnite jedes Jahr
Birgerlich und Adel,

Kerper zu kuriroivst,

In den behmisch Badel.

Kummte neben dicke Bauch,

Was zu viele wiegte,

Unfruchtbare Damenwelt,

Was nit Kindel kriegte.

Behmisch Kururt hilfte gleich,

Ise nix mit Schwindel,

Dicke Bauch wird magere,

Dame kriegen Kindel.

Abe ane Krankheit is
Wahrhaft mich viel schlimme,

Weil se schun ganz chrunisch plagt
Mann und Frauen,ziinme!

Ise Wassesprudel selbst
Dafir nuch zu schwache. ..

Krankheit sehr gefährliche.

Heißte: Deitsche Sprache!

Drum will Leiden sulchenes
Patienten armen
Treiben Pane Wenzlicek
Aus jetzt vull Erbarmen!

pokorny Prokop,
„Iugend"-Rurrespundent behmische

Scbmicresteher

lver mit seinem Magen gut vorwärts kommen
will, der muß die Räder schmieren. Aber die
gewerbliche lvclt vergißt oft, das; die An-
gestellten fremder Geschäfte keine Räder
sind. Die Lieferanten schmieren die An-
gestellten ihrer Runden, als wenn sie
Räder wären. Gegen diese Schmier-
gelder will die Reichsregierung jetzt ein-
schreiten; sie hat dem Reichstag einen
Gesetzentwurf vorgelegt, der den Ange-
stellten nicht nur das Nehmen, sondern
auch den Lieferanten das Geben von
Schmiergeldern untersagt. Das Schmiere-
geben soll ebenso strafbar sein, wie das
Schmierestehen; und Geben soll noch un-
seliger sein denn Nehmen. Die Stim-
inung des Reichstags ist dem Gesetzes-
vorschlag günstig; denn alle Rreise sehen
ein, daß das Schmieren so nicht mehr
weiter gehen kann. Zweifelhaft ist
nur das Schicksal eines Amende-
ments, das von der Strafbarkeit
des Schmiergeldergebens die
Professoren der medizinischen
Fakultät der Universität Berlin
ausnehmen will. Frldo

Ehre, dem Ehre gebührt!

Auf der Versammlung der Deutschen Rolonial-
Gesellschaft in Dresden wurde behauptet, in
Kamerun sollen diejenigen Neger, die höhere
Steuern zahlen, mit Sie angeredet werden. Diese
Behauptung wurde zwar dementiert, aber sie birgt
einen gesunden und entwicklungsfähigen Gedanken.

Man könnte auch bei uns beu Jensiten für
höhere Steuerleistungen höhere Titel geben. Ein
Student z. B. (wenn der Fall vorkommt, daß ein
solcher überhaupt etwas bezahlt,) könnte Doktor,
ein Arzt Sanitätsrat, ein Einjähriger Leutnant,
ein Nachtwächter Nachtrat, ein Lehrer Dberlehrer,
ein Ronststorialrat Dberkonsistorialrat, ein Meister
Bbermeister, ein Kellner Gberkellner und ein
Gerichtspräsident Regierungsreferendar tituliert
werden, Hierfür werden die meisten Menschen
gern höhere Steuern bezahlen. Für Agrarier wäre
die Einführung einer solchen Ehrentitulatur über-
flüssig; denn daß ein Agrarier höhere Steuern
bezahlt, das kommt nicht vor.

Linzer Vierzeiler

Der Linzer Statthalter,

Der Herr Baron Haudl,

Is aber scho ganz
A sonderbar's Manndl!

Dreiß'g Jahr' hat er g'schlaf'n,

Af oamal wird er wach
Und jagt enk wia narrisch
Den K o r n b l u a m e n nach!

Zum Aergern is's z'dumm
Und zum Lachen is's z'blöd . . .

Aber ausbleib'n wird d' Straf'

Dafür hoffentli nöt!

lveil dös Blau vo' der Kornbluam'

D' Exzellenz hat scheniart,
lvird durch a anderes Blau
Er bald wol kuriartl
Denn wer st' a solche
Blamasch hat zuazog'n,

Dem g'hört aber schleunigst
Af'n Schädel der „blau' Bog'n"!

ketlinger, cter gute Hirte

iDer jetzige Erzbischof von München soll als Domdechant in Speyer
Zustandekommen eines soziakdemokrattsch-ultraniontanen Wah
n iss es in hervorragender Weise beteiligt gewesen sein,)

„Kindlein, liebet einander!"

Oie Meckseljakre Ues Mannes

Ich Hab es immer erwartet:

Ein alter Iunggesell

Ist leiblich genau so geartet,

Wie eine alte Mamsell.

Er tritt mit den Vierziger-Jahren
— Das hat ein Herr vr. Blum
Durch fleißige Forschung erfahren —

Ins Kliiuaeterium.

Wird fett, fad, launisch und müde,
Gedächtnisschwacher dabei.

Klagt über Hämorrhoide
Und Hang zur Faulenzerei;

Fängt morgens schon in den Strümpfen
Zu brummen an und rebellt
Den ganzen Tag unter Schimpfen
Bis Nachts über Gott und die Welt.

Es ist eine alte Erfahrung.

Nur hat man halt hierzuland
Die Leute mit solcher Gebarung
„Z'widere Kampl" genannt.

^ A. l>e Nora

Womit wäscht man Löwen?

s. rn. gab, wie eine Berliner Korrespondenz
berichtet, vor einigen Wochen bei einem Besuch
in Hagenbecks Tierpark folgenden vorzüglichen
Witz zum Besten. Er fragte die Umgebung,
womit man eigentlich die Löwen wasche. Einige
meinten: Mit Seife, andere: mit Soda, ein
Dritter: mit einer scharfen Bürste. Als sich
schließlich niemand mehr meldete, sagte der
Kaiser: „Ich will es Ihnen verraten: ,Mit
Lebensgefahr!'"

„Au—au—au—ausgezeichnet!" rief der Hof-
marschall von Kalb, der etwas stottert, und die
ganze Suite brach in wiehernden Beifall aus.
Sogar die Löwen heulten.

Der Oberlöwe des Hagenbeckparkcs gab am
Tag nach dem Kaiserbesuche seiner Umgebung
folgenden Witz zu lösen: „Womit," sprach er,
„hört man Kaiserwitze an?" Mit Ehrfurcht! er-
widerte ein Löwe. Ein anderer: Mit
Beifall. Ein dritter meinte: Mit Ge-
nuß. Als keiner mehr eine Lösung
an dem wußte, sprach der Oberlöwe: „Mit
lbünd- Lebensgefahr!", kniff den Schweif
ein, stieß ein jämmerliches Geheul aus
und schlich mit gekrümmtem Rücken
von dannen. a. i>. k.

Rat

Angeblich beabsichtigen die Verschwörer io
Serbien, den ehemaligen Kronprinzen ganz
umzubringen.

Wetzt ihr wieder eure Dolche,
Serbische Verschwörerhorden?

Habt ihr wieder eine solche
Wut zum Morden?

Und es gilt dem Känigssohne,
Dem mit der Revolverschnauze?
Schmiedet ihr die Dulderkrone
Diesem Kauze?

Schnitzt doch lieber aus der Zeder
Weichem Holze einen Stecken,

Und dann tupft ihm auf das Leder
Blaue Flecken! h. a. \nime
Register
A. D. N.: Womit wäscht man Löwen?
B. A. Nause: Rat
Frido: Ehre, dem Ehre gebührt!
Monogrammist Frosch: Bettinger, der gute Hirte
Frido: Schmieresteher
A. De Nora: Die Wechseljahre des Mannes
Krokodil: Linzer Vierzeiler
Pokorny Prokop: Kurorte behmische
Arpad Schmidhammer: Berliner Rollschuhsport und der Schutzmann
 
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