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EanDrat: „wohin geht die Keife, fjerr 6raf?“
örafX.: „Tlad) 6er Staöt, um meine viertel-
jabrsquote von M. 1,50 kinkornrnensteuer zu be-
zahlen, Die Sie mir übrigens auch hatten erlassen
können!" *

Si duo faciunt idem —

Thronend auf dem Kultuspodium
Prüft der Herr Minister Wehner:

Wo hat dieser oder jener
Etwan ein Gesiunungsodium?

Und dem Sozi, der da lehrt,

Wird dies fortab streng verwehrt.

Oder gar den frechen Priester,

Der verbotner Denkart huldigt,

Streicht (falls er sich nicht entschuldigt)
Wehner aus dem Amtsregister.

Denn der Herr Minister springt.

Wenn das fromme Zentrum winkt.

Weniger sieht man rachedürsten.
Weniger ihn um Frommheit streiten,
Gilt's, den höchsten Platz bereiten
Einem hohen Kirchenfürsten.

Rotgefärbter Wahlkampfbund
Ist dann kein Verfehmungsgrund.

Bettinger mag fröhlich steigen
In des Erzbischofs Geftühle!

Voll geschwellter Hochgefühle
Sieht man Wehnern sich verneigen.

Denn das Zentrum hat gewinkt
Und der Herr Minister springt.

^ B. A. Nause

Die letzten Affen von Europa
Diese Armen führen auf dem Felsen von
Gibraltar ein überaus kümmerliches Dasein,
hüllen sich fröstelnd in die ihnen von der eng-
lischen Regierung gelieferten Plaids und starren
melancholisch in die blauen Fluten des Mittel-
ländischen Meeres. —

Der Reporter eines bekannten europäischen
Sensationsblattes, der die bedauernswerten Vier-
händer interviewte, berichtet darüber: „Wir sind
immer und stets gute Engländer gewesen,"
äußerte sich das würdige Oberhaupt der letzten
Affenfamilie, „und hegen hoheVerehrungund eine
wahre Affenliebe für unseren braven,
seelensguten King Edward. Friedlich
und guter Dinge lebten wir Jahrhun-
derte lang auf diesem unwirtlichen
Felsen, glaubten an die unzerstörbare
Macht des englischen Weltreiches und
ließen es uns nicht nehmen, jeden aus
den Fluten austauchenden -Union-Jack"
begeistert mit drei kräftigen,Cheers‘
zu begrüßen. Die Lektüre der in den
letzten Monaten erschienenen englischen
Zeitungen hat uns aber derartig
nervöse gemacht, daß auch wir nun-
mehr sicher an eine deutsche In-
vasion glauben und das Fundament
unseres Felsens für erschüttert halten.

Es geht mit uns zu Ende! Sicheren
Nachrichten zufolge arbeiten die Deut-
schen schon jahrelang an einem unter-
irdischen Minengang, der von Span-
dau nach Gibraltar führt und unser,
so lange für unbezwingbar gehaltenes
Bollwerk in die Luft sprengen soll.

Die letzten Affen Europas und die
treuesten Untertanen King Edwards
find verloren! Vae victis!" — Der Re-
porter, der sofort sah, daß er es mit
total verrückten Affen zu tun hatte,
empfahl sich ^ nach einer Zigarren-
Spende so schnell als möglich.

„Größen-Unterschiede"

Bülow zum ersten Kanzler: „Du hast recht,
lieber vberkollege, mit Deinem Wort von der polit-
ischen „Drecklinie". bs ist schrecklich, wie einem
der Schmutz um die vtzren fliegt.

Der alte Bismarck: „Sonderbar, bei mir ist
er nie über die Stiebein hinaufgespritzt!"

q-

Freiheit 1909

Die Regierung zu Stettin hat die Gebühr für
die Erlaubnis zum Beeren-Sammelu bon fünf Pfennig
auf drei Mark erhöht.

Der Herr Junker wünscht die Ernte
In den Scheunen zu verstauen.

Weh dem Kind, das sich entfernte
Von dem Felde! Weh den Frauen!

Wollen sie ich gelangweilt drücken?

Woll'n sie faul den Tag verlungern?

Ach, sie gehen Beeren pflücken.

Das schützt besser vorm Verhungern.

Ach, sie gehen Beeren pflücken.

Sie am Markte zu verkaufen.

Müssen mit gekrümmtem Rücken
Stundenlang durchs Strauchwerk laufen.
Nur fünf Pfennige koft't der Zettel,

Daß sie Beeren sammeln dürfen.

Und den Säugling und die Vettel
Sieht man sie zusammenschürfen.

Doch das Feld braucht Frauen, Kinder.

Fort mit euerm Beeren-Bettel!

Zum Herrn Landrat läuft der Schinder:
Einen Taler koft't der Zettel!

Wollt ihr jetzt noch Beeren pflücken?

Ei, wo sind denn die drei Märker?!

Mögt euch auf dem Mistkarrn bücken!

Seht, der Gutsherr ist doch stärker...

Heil den deutschen Vorderfahren!

Leuchtend strahlt, was die gezeitigt,

Die bereits vor hundert Jahren
Die Leibeigenschaft beseitigt!

JB. A. Sause

Deutschland uni> der Gardasee

,rtVat wollen denn nuv die Einheimischen, daß det janze Land
total jermanisiert sei, — ick Hab' erst jestern wieder 'ne italienische

Laus jekriegt!"

Die verkannte Triple-Entente oder Die neue
„Do g g erb ank-Affaire."

lohn Bull (vorwurfsvoll): „freund Iwan, Du
mutzt mich nicht immer gleich anfchietzen, wenn
Du mir begegnest. Das ist Za die reine ,Büpel»
Entente«!"

•!>

Die Agrarier und die Hermann-Schlacht

Die „Deutsche Tageszeitung" ist darüber in
Aufregung geraten, daß Professor Hans Delbrück,
der berühmte Entdecker der vielbeliebten „Steuer-
mogelei", zum Festredner der neunzehnten Jahr-
hundertfeier der Teutoburger Schlacht in Aussicht
genommen ist. Sie fordert im kategorischen Im-
perativ das Festkomitee auf, Delbrück zu veran-
lassen, seinen Platz als Festredner einem echten,
überzeugten Agrarier abzutreten. —

Wie kommt die „Deutsche Tageszeitung" dazu,
diese nationale Feier zu einer rein agra-
rischen stempeln zu wollen? Sie scheint der
Meinung zu sein, daß die alten Germanen, die
einst den Römer varus verhauten, eine Art
„Bund der Landwirte" dargestellt hätten,
an dessen Spitze Hermann der Cherusker
eine ähnliche Rolle spielte, wie heute ungefähr
Or. Hahn oder Röstcke. Nach den neuesten hi-
storischen Forschungen ist diese Auffassung aber
eine völlig irrige. Die alten Deutschen hielten
sich, wie erwiesen, von jeder Agitation, die eine
Erhöhung der Schweine- und Rindvieh-Preise be-
zweckt, völlig fern, sie hüteten sich auch wohl-
weislich, demonstrative Reden im „Busch" zu
halten, sondern saßen ruhig und verständig „an
beiden Ufern des Rheins", tranken „immer noch
einen" Schoppen und schliefen dann ihren Rausch
auf einer Bärenhaut aus, statt — die „Deutsche
Tageszeitung" Doktor Oertels zu lesen.

Wahres ßesebiebteben aus der Pfalz

^ Einige Bauern sitzen im Wirtshaus und po-
litisieren. Die meisten sind protestantisch und
liberal, einer davon katholisch und ultramontan.
Dieser war deswegen schon viel verspottet worden.

Heute nun klopft ihm sein Nachbar tröstend
auf die Schulter und sagt: „Heinz, jetzt
brauchscht De Dich nimmeh ze schäme,
daß De ultramontan bischt, die Konser-
vative sein noch veel schlechter wie
Ehr" (Ihr).

*

„Heim"atknnst

In der Erbanfalldebatte erklärte Dr.
Heim, was Prinz Ludwig in Karlsruhe
gesagt habe, wisse er besser, der Prinz habe
nicht für die Erbschafts-, sondern gegen
die Vermögenssteuer gesprochen.

Dös was der Prinz Ludwig
In Bad'n hat g'red't,

Dös verstehnga blos Mir,

Er sölber woaß's net.

Dös wiffn Mir besser,,.

Denn Mir schreibn uns Üns,

Und Mir san Professer,

Aber Er is bloß Prinz.

Und Er halt' bloß Red'n,

Aber Mir leg'n ff aus:

Mir sagn schon am Jedn,
was er macha muaß draus.

Dös waar doch net übel,

Wann ma dös nimma kunnt' —
Mir drahn sogar d' Bibel
Don ob'n nach unt'! a. v N.

W Krain
Index
[nicht signierter Beitrag]: Die letzten Affen von Europa
[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen aus der Pfalz
[nicht signierter Beitrag]: Die Agrarier und die Hermann-Schlacht
B. A. Nause: Freiheit 1909
Monogrammist Frosch: Ostelbisches Steuer-Sittenbild
Monogrammist Frosch: Größen-Unterschiede
Monogrammist Frosch: Die verkannte Triple-Entente
Willibald Krain: Deutschland und der Gardasee
B. A. Nause: Si duo faciunt idem
A. D. N.: "Heim"atkunst
 
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