Der Bundesrat im Cirhus „Sebwarj“
Allez hop! Nur nicht genierenI Ihr werdet bald noch ganz andere Sprünge machen müssen!"
Bülow zum Abschied
Er stürzt — doch nicht vom Feind
in tapferm Wagen
Und offnem Kampfe Mann vor Mann gefällt:
Er stürzt, von Meuchlern hinterrücks erschlagen,
Die feig und tückisch ihm ein Bein gestellt!
Er geht —aus Reinlichkeit! Weil ihm den Magen
Der Ekel umdreht! Und frohlockend bellt,
Der Rache froh und froher noch der Beute,
Die lang' ihn fruchtlos angekläfft, die Meute!
Gewiß: er war nicht ganz der Mann von Eisen
Wie unsres Reiches unvergeffner Schmied,
Doch als den Besten dürfen wir ihn preisen
Im Kanzleramt, seit jener Große schied!
Stets halt' er saubre Hände aufzuweisen
Und stimmte nicht in das infame Lied
Der Schranzen ein; kein Automat, kein trister,
Der „Zu Befehl" sagt, war er, kein Philister!
Und ob er stürmisch nicht für Freiheit glühte —
Der Freiheit Rechte hat er doch gewahrt!
Und steckte ihm ein Junker im Geblüte,
So war's ein Junker von der wackern Art!
Humor besaß er — und das zeugt von Güte —
Und wir, die oft nicht mit dem Spott gespart,
Wir loben's, daß der vielfach Attackierte
Nach gutem Brauch „Gazetten nicht genierte"!
Er hatte Geist! Zum Stoß und zur Parade
Schwang er der Rede spitziges Florett —
Kein grimmer Schwertheld ohne Furcht
und Gnade,
Jedoch ein Fechter, fair stets und adrett!
Nach manches Schwätzers öder Schwadronnade
War's uns Erlösung, ließ er flink und nett,
Wie Feuerwerk, das blitzt und blinkt im Dunkeln,
Des bessern Witzes bunte Lichter funkeln!
Und spricht man heute neunmalklug
am Skattisch:
Er stürzt, weil er nicht fest und unverwirrt
Die Richtung einhielt, sondern mehr erratisch
Bald links geschwenkt und bald nach
rechts geirrt:
Wer weiß es: war er minder diplomatisch,
Hätt' hinter ihm der Riegel längst geklirrt!
Und was dieFeinde heuteanihmrächen,
Sind seine Tugenden, nicht seine
Schwächen!
Er stürzt: weil er der Pfaffen plumpen Händen
Entschlossen die mißbrauchte Macht entwand;
Er stürzt: weil er den rechtberaubten Ständen
Ein Fünklein Licht verhieß im Preußenland;
Weil er der Herrsch- und Habgier, der horrenden,
Der „Edelsten im Volke" widerstand;
Er stürzt — und daß sie Treu' mit Treue lohne,
Reicht keine Hand sich helfend ihm vom Throne!
Jammers genug! Daß nicht mit geller Stimme
»Ein wilder Zornschrei durch die Lande dröhnt,
Wo niedrer Rachgier jetzt und feigem Grimme
Die wackern Brüder skrupellos gefröhnt!
Daß man die Schmach nicht fühlt, die
furchtbar schlimme:
Die alles Deutsche Haffen, unversöhnt,
Die haben ihm dies Fangnetz auch gewoben —
Sie geh'n zu Rom in scharlachroten Roben! —
Leb' wohl! An Ehre hast Du nichts verloren,
Der solcher Feinde Bündnis so erlag!
Und laut zum Abschied sei Dir's zugeschworen:
Wer Deutschland liebt und wer die Freiheit mag.
Der wird den Bund der Schächer und der Toren
Furchtlos und treu bekämpfen, bis der Tag
Des Rechtes wieder leuchtet überm Lande
Und uns befreit von solcher Affenschande!
„^u^end"
Liebe Jugend!
Im Münchner Künstlertheater wird der „Som-
meruachtstraum" aufaeführt. Im ersten Ring
sitzen Frau von Goldsack und Frau Silberstock, die
sehr entzückt den Vorgängen auf der Bühne folgen.
Frau Silberstock ist besonders befriedigt von der
Mendelssohnfchen Musik, unter deren Begleitung
sich die Märchenszenen abspielen. Sie beugt sich
zu ihrer Nachbarin hinüber: ,Poren Se nur die
scheene Musik, Frau von Goldsack!" Frau von
Goldsack zuckt überlegen die Achsel und meint:
„Kunststück — Shakespeare!"
Bülows letztes Zitat
„Ave, Caesar, ausreissiturus te salutat!“
Der verleumdete Bundesrat
Nichts ist mehr heilig der infamen Linken!
Nicht 'mal der Bundesrat ist heilig ihr!
Sie hetzt mit Lügen, die zum Himmel stinken,
Und die ich deshalb eiligst dementier':
Nie fiel dem Bundesrat es ein, zu sagen,
Er trete für die Erbschaftssteuer ein!
So wahr die Aepfelbäume Birnen tragen,
Er fand die Erbschaftssteuer stets gemein!
Nie war der süßen Eintracht holde Wonne
Bei Kanzler und dem Bundesrat gestört!
So wahr amTag der Mond und nachts die Sonne
Am Himmel steht! Ich find' es unerhört!
Der Bundesrat ist konsequent gewesen,
Wer anders sagt, der lügt impertinent!
So wahr Neptun die Gottheit der Chinesen
Und Krupp der größte Schlagrahmproduzent!
Mit Stolz sag' ich es Euch Verleumdern allen,
Damit Ihr es für alle Zeiten wißt:
Der Bundesrat ist niemals umgefallen,
So wahr er neulich umgefallen ist!
liarlchen
-r»
Richard Muther f
Etwas freies, frohes, lichtes, wie sonnige
Morgenstimmung über der grünen Erde; keines
Stubenhockers enge Zelle, wo Gedanken gleich
Mücken schwirren; der weite Raum, den Adler-
flug durchmißt: — das ist die Welt, in der er
heimisch war.
Gewiß, es gibt peinlichere, exaktere Forscher,
vertrautere Kenner dieses und jenes Gebietes
der Kunst. Er war, so hört man mitunter,
bloß ein Kunstlehrer für Laien.
Das heißt: sein Temperament drängte aus
der Enge in die Weite, zog seine Kreise immer
breiter und mochte seiner weitausholenden Schön-
heitssehnsucht keine Grenzen setzen. Verhaßt
waren ihm die lästigen, hemmenden Schranken
zopfiger Pedanterie. Wacker kredenzte er im
blanken Pokal meisterlicher Sprachkunst seines
sonnigen Geistes leichtflüssigen Wein.
Und er wußte von neuen Dingen zu erzählen.
Spürte die tiefen kosmischen Zusammenhänge
aller Kultur, den ewigen Rhythmus des blut-
warmen Lebens in der Kunst. Und brachte in
glaubensarmer Zeit den rechten Glauben mit
sich und die starke, sieghafte Liebe.
Ob auch immer die Wahrheit, die absolute?
Gleichviel! War er doch — was unserer ne-
gationslüsternen Zeit sehr not tut — ein Lehr-
meister der Lebensbejahung. — —
Aus dem Dunkel ungeklärter Sehnsüchte stei-
gen in kühnem Bogen Meteore empor, Licht-
bringer des Augenblicks, von jenen fernen Hori-
zonten her, hinter denen wir die Ewigkeit ahnen.
Sie sind von ihr ein guter Strahl. Boten
jenes Lichtes der Erkenntnis, das in jedem von
uns neu aufgehen muß.
So einer war auch er. Los
Allez hop! Nur nicht genierenI Ihr werdet bald noch ganz andere Sprünge machen müssen!"
Bülow zum Abschied
Er stürzt — doch nicht vom Feind
in tapferm Wagen
Und offnem Kampfe Mann vor Mann gefällt:
Er stürzt, von Meuchlern hinterrücks erschlagen,
Die feig und tückisch ihm ein Bein gestellt!
Er geht —aus Reinlichkeit! Weil ihm den Magen
Der Ekel umdreht! Und frohlockend bellt,
Der Rache froh und froher noch der Beute,
Die lang' ihn fruchtlos angekläfft, die Meute!
Gewiß: er war nicht ganz der Mann von Eisen
Wie unsres Reiches unvergeffner Schmied,
Doch als den Besten dürfen wir ihn preisen
Im Kanzleramt, seit jener Große schied!
Stets halt' er saubre Hände aufzuweisen
Und stimmte nicht in das infame Lied
Der Schranzen ein; kein Automat, kein trister,
Der „Zu Befehl" sagt, war er, kein Philister!
Und ob er stürmisch nicht für Freiheit glühte —
Der Freiheit Rechte hat er doch gewahrt!
Und steckte ihm ein Junker im Geblüte,
So war's ein Junker von der wackern Art!
Humor besaß er — und das zeugt von Güte —
Und wir, die oft nicht mit dem Spott gespart,
Wir loben's, daß der vielfach Attackierte
Nach gutem Brauch „Gazetten nicht genierte"!
Er hatte Geist! Zum Stoß und zur Parade
Schwang er der Rede spitziges Florett —
Kein grimmer Schwertheld ohne Furcht
und Gnade,
Jedoch ein Fechter, fair stets und adrett!
Nach manches Schwätzers öder Schwadronnade
War's uns Erlösung, ließ er flink und nett,
Wie Feuerwerk, das blitzt und blinkt im Dunkeln,
Des bessern Witzes bunte Lichter funkeln!
Und spricht man heute neunmalklug
am Skattisch:
Er stürzt, weil er nicht fest und unverwirrt
Die Richtung einhielt, sondern mehr erratisch
Bald links geschwenkt und bald nach
rechts geirrt:
Wer weiß es: war er minder diplomatisch,
Hätt' hinter ihm der Riegel längst geklirrt!
Und was dieFeinde heuteanihmrächen,
Sind seine Tugenden, nicht seine
Schwächen!
Er stürzt: weil er der Pfaffen plumpen Händen
Entschlossen die mißbrauchte Macht entwand;
Er stürzt: weil er den rechtberaubten Ständen
Ein Fünklein Licht verhieß im Preußenland;
Weil er der Herrsch- und Habgier, der horrenden,
Der „Edelsten im Volke" widerstand;
Er stürzt — und daß sie Treu' mit Treue lohne,
Reicht keine Hand sich helfend ihm vom Throne!
Jammers genug! Daß nicht mit geller Stimme
»Ein wilder Zornschrei durch die Lande dröhnt,
Wo niedrer Rachgier jetzt und feigem Grimme
Die wackern Brüder skrupellos gefröhnt!
Daß man die Schmach nicht fühlt, die
furchtbar schlimme:
Die alles Deutsche Haffen, unversöhnt,
Die haben ihm dies Fangnetz auch gewoben —
Sie geh'n zu Rom in scharlachroten Roben! —
Leb' wohl! An Ehre hast Du nichts verloren,
Der solcher Feinde Bündnis so erlag!
Und laut zum Abschied sei Dir's zugeschworen:
Wer Deutschland liebt und wer die Freiheit mag.
Der wird den Bund der Schächer und der Toren
Furchtlos und treu bekämpfen, bis der Tag
Des Rechtes wieder leuchtet überm Lande
Und uns befreit von solcher Affenschande!
„^u^end"
Liebe Jugend!
Im Münchner Künstlertheater wird der „Som-
meruachtstraum" aufaeführt. Im ersten Ring
sitzen Frau von Goldsack und Frau Silberstock, die
sehr entzückt den Vorgängen auf der Bühne folgen.
Frau Silberstock ist besonders befriedigt von der
Mendelssohnfchen Musik, unter deren Begleitung
sich die Märchenszenen abspielen. Sie beugt sich
zu ihrer Nachbarin hinüber: ,Poren Se nur die
scheene Musik, Frau von Goldsack!" Frau von
Goldsack zuckt überlegen die Achsel und meint:
„Kunststück — Shakespeare!"
Bülows letztes Zitat
„Ave, Caesar, ausreissiturus te salutat!“
Der verleumdete Bundesrat
Nichts ist mehr heilig der infamen Linken!
Nicht 'mal der Bundesrat ist heilig ihr!
Sie hetzt mit Lügen, die zum Himmel stinken,
Und die ich deshalb eiligst dementier':
Nie fiel dem Bundesrat es ein, zu sagen,
Er trete für die Erbschaftssteuer ein!
So wahr die Aepfelbäume Birnen tragen,
Er fand die Erbschaftssteuer stets gemein!
Nie war der süßen Eintracht holde Wonne
Bei Kanzler und dem Bundesrat gestört!
So wahr amTag der Mond und nachts die Sonne
Am Himmel steht! Ich find' es unerhört!
Der Bundesrat ist konsequent gewesen,
Wer anders sagt, der lügt impertinent!
So wahr Neptun die Gottheit der Chinesen
Und Krupp der größte Schlagrahmproduzent!
Mit Stolz sag' ich es Euch Verleumdern allen,
Damit Ihr es für alle Zeiten wißt:
Der Bundesrat ist niemals umgefallen,
So wahr er neulich umgefallen ist!
liarlchen
-r»
Richard Muther f
Etwas freies, frohes, lichtes, wie sonnige
Morgenstimmung über der grünen Erde; keines
Stubenhockers enge Zelle, wo Gedanken gleich
Mücken schwirren; der weite Raum, den Adler-
flug durchmißt: — das ist die Welt, in der er
heimisch war.
Gewiß, es gibt peinlichere, exaktere Forscher,
vertrautere Kenner dieses und jenes Gebietes
der Kunst. Er war, so hört man mitunter,
bloß ein Kunstlehrer für Laien.
Das heißt: sein Temperament drängte aus
der Enge in die Weite, zog seine Kreise immer
breiter und mochte seiner weitausholenden Schön-
heitssehnsucht keine Grenzen setzen. Verhaßt
waren ihm die lästigen, hemmenden Schranken
zopfiger Pedanterie. Wacker kredenzte er im
blanken Pokal meisterlicher Sprachkunst seines
sonnigen Geistes leichtflüssigen Wein.
Und er wußte von neuen Dingen zu erzählen.
Spürte die tiefen kosmischen Zusammenhänge
aller Kultur, den ewigen Rhythmus des blut-
warmen Lebens in der Kunst. Und brachte in
glaubensarmer Zeit den rechten Glauben mit
sich und die starke, sieghafte Liebe.
Ob auch immer die Wahrheit, die absolute?
Gleichviel! War er doch — was unserer ne-
gationslüsternen Zeit sehr not tut — ein Lehr-
meister der Lebensbejahung. — —
Aus dem Dunkel ungeklärter Sehnsüchte stei-
gen in kühnem Bogen Meteore empor, Licht-
bringer des Augenblicks, von jenen fernen Hori-
zonten her, hinter denen wir die Ewigkeit ahnen.
Sie sind von ihr ein guter Strahl. Boten
jenes Lichtes der Erkenntnis, das in jedem von
uns neu aufgehen muß.
So einer war auch er. Los