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III. JTgra's (Teppichblumen

3n einer Bambushalle Ntzen, wie nackte Jlmoretten ln bunten Reifen,

Die netten Rinder JIgra’s, wohl taufend braune Mädchen, Buben, gleich wie in einer l)Immelsftuben
Luftig ift ein geranne, ein luftig Singen, Schreien, und alle arbeiten an Rnüpfereien.

Es fitzen, wie Rolibris auf einer Stange, in einem langen gange
tüobl immer hundert eng im Fleih an einem Teppich im ßedräng,

Rnüpfen von gelbem, purpurnem und grünem wollenem Strange,

Und taufend Rinderhände zappeln, wie Mäuschen Hüpfen

Und fie begleiten mit uraltem, indischem Sange die Arbeit, die in ftetem gange.

Ulie Wand an Wand ftand Teppich hier vom Dach zum Boden ausgefpannt.

3ch habe lange zugefchaut, wie unter mancher Rinderhand fich klug
Aus Rurpurfäden manches indische Blumenmuster vor den Augen baut.

Die täten grobe l)ände der Erwachsenen die Rnüpfereien schnell genug.

Den Fingerspitzen dieser Rinder, die fingen, knüpfen, lachen, beten, weben,

Entschweben all die Teppichblumen wie ewige gärten in das Leben.

Und später treten drüber hin die Schritte in den reichen Sälen,

Schritte, die stampfen und befehlen, Schritte die schleichen und den Tag bestehlen;

Schritte, die sich im glück nicht aufjutreten trauen,

Schritte, die die Blumen streicheln und Schritte, die die Blumen quälen.

Die Üropenfonne aber tritt und glüht im Arbeitshaus auf's Wellblechdach
Und manche Rinderhand wird heih von Fieber, matt und schwach.

Doch kein's von feinem Leiden das Ende weih,

So wie die (uppicbblumen, die ohne Jahreszeit ins Leben fchauen, bis fie ganz zerriffen,

Und nichts vom Rommen und vom gehen wiffen.

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Paul Haustein Stuttgart)




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Paul Haustein: Rahmenzeichnung
Maximilian Dauthendey: Indische Reise III: Agra's Teppichblumen
 
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