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Ohtoberfest

Karl Arnold

Peary: „Fallen Sie nicht auf den Schwindler da drüben herein! Nur hier sind die echten Nord-
pol-Beweise zu sehen! Alles Uebrige ist Schund, Talmi, Nachahmung! Rassa! Rassa! Rassa!"

^urnkosianna!

In Oberschlesien ist, was ich sehr rühme,
Ein Turnverein, in dem's auch Damen gibt.
Bei diesen ist als bestes der Kostüme
Die Hosen-Turnerinnentracht beliebt.

Es gibt kein Kleid, das so gesund wie dies ist,
Es dient zur Stärkung jedes Körperbaus,

Und ferner — wenn die Dame nicht zu mies ist —
Sieht es sehr nett und appetitlich aus.

Jedoch die beiden prüden Ortskapläne
Erklärten hetzend: „Schamlos ist es glatt,
Erfährt die Mitwelt, daß die Frau auch Beene,
Und an den Beenen ihre Waden hat!

Verderblich ist's den keuschen Seelen allen,
Seh'n sie ein feminines Hosenbein.

Drum. Damen, lassen Sie die Hosen fallen
Und treten Sie aus diesem Schandverein!"

— Ihr lieben Frauen, laßt Euch nicht verhetzen!
Ich gebe Euch den Rat aus tiefster Brust:

Ihr dürft Euch weiter auf die Hosen setzen
Und auch drin turnen, frisch, nach Herzenslust'

Ob es davor auch ein paar Mucker grause.

Ist gänzlich gleich! Schert Euch den Kuckuck dran!
Hat doch sogar in manchem Pfarrer hause
Die Kathl, wie ich weiß, die Hosen an!

* Karlclien

Jrrlehrenepidemie

Der Evangelische Oberkirchenrat in
Preußen beabsichtigt der Generalsynode ein
Gesetz „betreffend die Neuregelung des
Verfahrens bei Beanstandung der Lehre
von Geistlichen" vorzulegen. Die Irrlehren
der Geistlichen sollen von einem neu zu er-
richtenden „Spruchkollegium für kirchliche
Angelegenheiten" abgeurteilt werden.

Das Verfahren soll demjenigen nachgebildet
werden, das für die Unterdrückung von Vieh-
seuchen vorgeschrieben ist. Jeder, der das
Auftreten einer Irrlehre bemerkt, hat dies so-
fort der Behörde anzuzeigen; insbesondere sind
auf dem Lande die Gendarmen und in den
Städten die Polizeisergeanten und Schutzleute
zu dieser Anzeige verpflichtet. Der zuständige
Superintendent hat sich sofort auf den ver-
dächtigen Schauplatz zu begeben und den Tat-
bestand zu untersuchen; bestätigt er, daß eine
Irrlehre vorliegt, so hat die Polizeibehörde un-
gesäumt alle Schritte zu tun, um die Weiter-
verbreitung der Irrlehre zu verhindern.

Der Pfarrer, bei dem die Irrlehre zum
Ausbruch gekommen ist, ist von jeder Berührung
mit seiner Gemeinde abzusperren, alle etwa von
der Irrlehre schon ergriffenen Gemeindemitglieder
sind zu isolieren. Die Behandlung der Irrenden
, übernimmt der Superintendent. Der Krankheits-
träger, nämlich der Geistliche, von dem die

Infektion ausgegangen ist, ist von dem Aus-
bruchsort zu entfernen und nicht nur in andere
Luft, sondern auch in andere Lebensbedingungen
zu versetzen; für ihn empfiehlt sich die gesunde,
immunisierende Tätigkeit eines Weinreisenden
oder Versicherungsagenten.

Am sichersten werden allerdings die Irrlehren-
bazillen durch große Hitzegrade vernichtet,
wie man sie früher, als das Holz noch billiger
war, auf Scheiterhaufen erzielte; jetzt wird
sich zu diesem Zwecke ein Siemensscher
Verbrennungsofen empfehlen.

»

Haltet den Dieb!

Bayrische Zeitungen beschuldigen die preußische
Eisenbahnverwaltung, sie bereichere sich unrecht-
mäßig an bayrischen Güterwagen; sie habe \20
solche wagen mit dem roten Anstrich preußischer
Güterwagen überpinselt, damit der Diebstahl nicht
entdeckt werde.

wir müssen diese Nachricht als unwahr be-
zeichnen. So dumm sind doch die Preußen nicht,
daß sie ihre Tat so plump anfangen würden.
Man brauchte ja nur den roten Anstrich herunter-
zukratzen, dann käme der bayrische Anstrich zu
Tage und die Sache wäre entdeckt. Nein, der
preußische Fiskus hat es viel schlauer angefangen,
— so schlau, daß er auch durch einen Polizei-
hund nicht erwischt werden kann. Er hat die
von ihm gemausten \20 bayrischen Güterwagen
zu lenkbaren Luftschiffen umarbeiten lassen!
Nun erkennt sie niemand wieder! Frido

Da es schon zwei Entdecker des Nordpols
gibt, dürfte es an der Zeit sein, daß die Polizei
auch in dieser Gegend keine Verkehrsstörungen
einreißen läßt! (Zeichnung von M. Hagen)

Regel de Cri

Ich und mein Weibchen, wir sind zwei —
Triole, Triolä!

Wir wären aber gern zu drei —

Triole, Tralä!

Und weil wir darin eins, wir Zwei —
Triole, Triolä!

Sv sind wir eigentlich nicht zwei —

Triole, Tralä!

Und sind wir eigentlich nicht zwei —

Triole, Triolä!

So macht auch eins dazu nicht drei —
Triole, Tralä!

Ich Hab mir nichts gedacht dabei —

Triole, Triolä!

Daß kränkend diese Rechnerei —

Triole, Tralä!

Das Fräulein aber, Nummer drei —

Triole, Triolä!

Erhob gleich drüber ein Geschrei —

Triole, Tralä!

Sie nannt' es eine Schweinerei —

Triole, Triolä!

Und schickte mir die Polizei —

Triole, Tralä!

O weh, nun wird mir zweierlei! —

Triole, Triolä!

Schnell einen Narrenarzt herbei! —

Triole, Tralä!

Ins Sanatorium, eins zwei drei —

Triole, Triolä!

Vorbei ist die Triolerei-

Triole! Tralä!

A. D. IV.

*

Marmefieber

Die „Töchter Misdroys" telegraphierten neu-
lich an den Kaiser: „Majestät! — Wenn's noch
geht, — Dann, o bitte, bitte, — Schick' auch
uns doch Schiffe her — Ach, wir freuten uns
so sehr — Vor Misdroyens Mitte! — Strahlen-
weis — Reih'n im Kreis — Sich die Flotten-
sterne, — Leihend Glanz — Dem Bäderkranz,

— Nur Misdroy steht ferne! — Und so sehn —
Wir zu flehn — Heute uns gezwungen: — Schick
auch uns, wie vor'ges Jahr — Deine blauen
Junten!"

Folgendes Antworttelegramm ist den Töchtern
Misdroys leider niemals bestellt worden: „Vielen
Dank, allein — Sagen muß ich: Nein, — will
Euch aber nicht beleidigen. — Lebet alle wohl!

— Euer Kapitol — Müßt ^Ihr schon allein

verteidigen." Khedive

Matthias, der Wanderprediger

Erzberger sprach neuerdings auch in Hochheim
a. Main über „Zentrum und Finanzreform".

Der den Reichstagsflug verschandelt.

Kam nach Hochheim jüngst gewandelt,

Wo er zur Tribüne stapft

Und den gleichen M— oft verzapft.

Nämlich, daß man nicht aus Zoren
Bülows Schtorz heraufbeschworen,

Sondern sich in Aengsten wand
Om's geliebte Vaterland!

„Vorm Kultorkampf schtand die Kerche,"
Rief er, „ond im Zentroms-Pferche
Faßte man darom den Plan:

Dieser Ferscht wird abgetan!"

Ond die Scholden, die wir zahlen,

Hätten doch die Liberalen
Ganz alleinig angericht't,

Ond das Zentrom niemals nicht!! —

— Lieber Leser, Eines merke:

Such' kein Gold im — „Erzbergwerke".
Denn Du findest nur — o Pech,

Tönend Erz und leeres Pl?ch!
Register
[nicht signierter Beitrag]: Irrlehrenepidemie
Khedive: Marinefieber
Karlchen: Turnhosianna!
Beda: Matthias, der Wanderprediger
Max Hagen: Rechts gehen
Frido: Haltet den Dieb!
A. D. N.: Regel de Tri
Karl Arnold: Oktoberfest
 
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