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«pjm 1 Phljnfrpr TrinrlflltlPr ^dm aut& der humor 2U keinem Reftte durch den öevrauch eines von friedlich Wilhelm I». stammenden Trinkbechers.

LLiyilliytl jayuimitl Diefes Gefäß, aus dem nach altem Brauche alle Jagdgäste trinken müssen, die 2UM ersten Male im Schlosse Setzlingen weilen,
besteht aus dem Ltangenende eines starken Hirschgeweihs, dessen ansgehöhlte Krone einen stlvernen Becher enthält. Line Inschrift vesagt, „daß der trinkende sich
nicht vesadbern soll", — bei diesem Komplizierten Mnkgesäß eine schwierige Nufgatze. Huch der neue Reichskanzler probierte feine Befchicklichkeit. — „Nun
Hatzen Sie sich doch befabbert?" konstatierte der Kaiser. „Sehn Sie, Netzer vethmann Vollweg ohne Bindestrich, Beim trinken Helsen Ihnen Negel und Kant auch nichts?"

bendes! — habe ich mich beim Schlafengehen nackt
ausgezogen. Eine halbe Minute lang, während ich
das Hemd wechselte, stand ich im Arminkostüm —
pardon-. im Adamskostüm —, wie mich der Teufel ge-
schaffen hat, da! Gewiß, die Vorhänge waren herab-
gelassen, aber konnte nicht eine Maus im Zimmer
sein, deren sittliche Reinheit ich für alle Zeit verdarb?
In der Tat, das war keine „echte Kunst", das war
einfach gemeinste Pornographie! Und doch wurde
ich nicht denunziert? Armin, was ist das mit Dir?
Du scheinst Deiner Ausgabe nicht mehr gewachsen zu
sein! Armin, gehe nach Lourdes, an Deinem Riech-
organ muß irgend etwas nicht mehr in der Reihe sein!

Kartellen



Das komme davon!

Im kaiserlichen Schloß zu Potsdam
fand soeben eine polizeiliche Haussuchung
statt. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß der
— Hausherr einer verbotenen Verbindung
angehört. Beschlagnahmt wurde ein Kommers-
buch, ein Bierzixfel und eine alte Bonner Schnei-
der-Rechnung. 81.

6in Dislickon

Ienlrumsabgeordneter Domkapitular Kohl, Ge-
dankenkönig und Dichter, hielt in Lichstatt eine Rede
über Zerrer, in welcher auch folgender Gedankenblitz
„stürmische Heiterkeit" hervorrief: „O Brentano —
jetzt dös aa no!“ Kohl dichtet also wieder, Gott
sei Dank!

Lange schon litt der katholische Pegasus

an der Verstopfung,
Siehe, gefüttert mit Kohl, mistet er

wieder wie einst.

Literarhistorisches

Der bayrische Reichstags- und Landtagsabgeordnete
Heinrich Osel, Mitglied des Zentrums, ließ in der
ultramontanen „Allg. Rundschau" einen Artikel los
gegen den „Ferrerskandal", die Freimaurer, Liberalen
und Juden. Er verdammt „die große Lüge Lessings
mit seinem Nathan" und beruft sich auf den Altmeister
Goethe; er schreibt: „Mögen zehnmal die * * * Brüder
Goethe als den Ihrigen Preisen, er hat mit seinem
Shylock viel richtiger gezeichnet, wozu der * * * Jude
fähig ist."

Goethe — Shakespeare — wer von beiden
Schuf den „Kaufmann von Venedig",

Läßt sich nicht genau entscheiden —

Und es ist auch gar nicht nötig.

Wer wird sich bei allen Werken
Dieser Schornalisten nun
Immer auch den Namen merken?

Man hat Bessres doch zu tun.

Und man kann oft gar nicht wissen,

Wie sich solche Leute schreiben:

Muß man doch im Ungewissen
Manchmal bei noch Größren bleiben!

Ist's zum Beispiel ganz verbürglich,

Daß selbst dieser große Geist,

Dieser Osel denn auch wirklich
Osel — und nicht anders heißt?

A. I>e Nora

*

Der neue Plutarcb

„Hatten Sie vor Ihrer Hinrichtung noch
einen letzten Wunsch zu äußern?" fragte der

Gefängnis-Beamte einen Delinquenten. — „Ja,
ich möchte noch die Abschaffung der Titel und
Orden nach dänischem Muster in Deutschland
erleben!"

Das neue 25 Pfennig-Stück

Von eme alde Frankforder

Des Finfunzwanzigpfennig-Stick,

Des wo der Staat geschlage.

Es leiht merr schwer, es leiht merr dick.

Es leiht merr dies im Mage!

Des Ding, wo uns der Staat beschert,

Is künftleiisch kään Pfennig wert,

Un wär' ich net im Dalles,

Ich nahm' derr'sch net for Alles!

Guck' ich des Stick, dann werd merr schlecht,
Ich krieh en Heideschrecke:

E Handkäs, mit dem Ding geblecht,

Muß wie Salmiakgeist schmecke!

Der äänz'ge Bordeil is derr bloß:

Es dhut derr des geschmacklos Oos
— des muß der Neid em lasse —

Zu unsrer Briefmark' passe!

Daß in der Mitt dhut riesegroß
E 25 stehe,

Is etwa net kää Zufall bloß,

Des haww ich eigefehe.

Des soll bedeute, klar un glatt:

Der Kerl, wo des gefchaffe hat,

So öd' un mies un ranzig,

Verdient halt finfunzwanzig!

Her 5itilichkeitsapostel auf dem Viktualienmarkt

Händlerin (zur andern): „Dem hast aber
für fünf Mark! a magers Ganserl einpackt!"
— „Ja woaßt, der sch äugt s' ja net an, die
nacketen Dinger!"

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Register
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
Monogrammist Frosch: Beim Letzlinger Jagddiner
Si.: Das kommt davon!
Monogrammist Frosch: Der Sittlichkeitsapostel auf dem Viktualienmarkt
Monogrammist Frosch: Ein Distichon
Der alde Frankforder: Das neue 25 Pfg.-Stück
A. De Nora: Literarhistorisches
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
 
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