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Abend am Isarwehr

aus Landshut, Sie stehen aus klassischem Boden!
Hier hat Beethoven und Schubert gelebt und
gelitten, die wußten, warum sie trotzdem da-
geblieben sind. Die Stimme des Oenius loci
war auch ihre Stimme. Und ich, ich selbst habe
auf diesem gesegneten Fleck Erde gelebt und
gelitten, und habe nicht gewußt, wie glücklich
ich gewesen bin. Das waren meine seligen
Wiener Bummeltage!

„Ja, warum sind Sie denn nicht dageblieben,
wenn's Ihnen so gut gefällt?" sagte mein geist-
reicher Freund aus Landshut.

Weil ich höflicher Natur bin sagte ich bloß:
„Das geht Sie einen Schmarrn an!"

Und dann:

„Wissen Sie denn nicht, daß die Dinge nie-
mals so schön sind, als wenn man recht weit
von ihnen weg ist?"

Gerührt fiel mir der Freund um den
Hals: „Sie haben recht! Nie habe ich mich
so nach Landshut gesehnt, als eben jetzt! Laßt
uns reisen!"

Aphorismen

von vr. Baer (Oberdorf)

Männer reifen langsam, Frauen über Nacht.

So grausam ist die Moral der Gesellschaft,
sic kennt nur Tote — keine Verwundeten.

Es gibt keine größeren Optimisten als die

— Revolutionäre.

Das hat die Natur den Frauen voraus-
gegeben vor den Männern: sie können auch
geistreich sein mit ihrem Körper.

Um seine besten Eigenschaften zu verlieren

— dazu braucht man nicht dem Gesindel sich
anzuschließen, — dazu genügt der Umgang
mit den — Korrekten.

Bruch

Immer verwirren die Tage
Mir das heilige Licht,

Das ich im Busen trage,

Doch verlöscht es nicht.

Bald must der Tag sich neigen,

Der mir so wenig frommt,

And wenn, schattend so eigen,

Dann der Abend kommt,

Blinkt mir das Flüßchen im Tale
Mit gewundenem Lauf,

Und mit heiterem Strahle
Geht der Abendstern auf.

Fraulich empfängt ihn die Welle,
Immer ;u kosen bereit:

Miükommen, holder Geselle
Meiner Einsamkeit!

Larl Schloß

Hntwort aus dem Dunhel

Nun bin ich in die dunkle Nacht
Aus einem stummen Traum erwacht,

Jetzt öffne deinen dunklen Mund,

Du Nacht, tu dein Geheimnis kund,

Nun hebe deinen Schleier!

Ich möchte wissen, wer du bist,

Da auch in mir dein Dunkel ist!

Dem sollst du dich verbünden.

Du dunkle Nacht, du dunkle Macht,

Nun will ich dich ergründen.

Da spricht die Nacht: Hör, was ich sag'.
Dir bin ich der vergangene Tag,

Dir bin ich ein erlosch'nes Licht,

Ein abgekehrtes Angesicht,

Vielleicht ein kommender Morgen.

Einst komm' ich dir, frag' nicht wie bald,
In meiner sonderen Gestalt;

Dann werd' ich mich nicht nennen,

Merd' bei dir stehn und ungesehn
Wirst du mich gleich erkennen ...

Hugo Salus

verstummt

Dramatische Szene von Eduard Gold deck
Personen:

Der Graf (45 Jahre alt, groß und schlank. Sein
seingeschnittenes Gesicht trägt einen gütigen, aber
müden Ausdruck).

Die Gräfin (26 Jahre alt, zartblonde Schönheit,
durch verzehrende Krankheit gleichsam unirdisch
geworden).

Der Arzt (50 Jahre alt).

'Die Wärterin.

(Schlafzimmer im gräflichen Schloß. Die Gräfin
liegt im Bett, an ihrem Bett stehen der Arzt und die
Wärterin. Born ein Tisch. Auf diesem allerhand Me-
dikamente; daneben zwei Sessel. Im Hintergründe
ein altmodischer Damenschreibtisch mit vielen Fächern
und eingelegter Arbeit. Ein offener Kamin.)

Erste Szene

(Die Gräfin, der Arzt, die Wärterin)

Arzt: Es kann sich nur noch um Stunden
handeln.

Richard Pietzsch (München)

Wärterin (mit gefalteten Händen): Nach mensch-
lichem Ermessen.

Arzt: Selbstverständlich. Wenn Sie doch
nur Ihre triviale Frömmigkeit zu Hause lassen
wollten. Ich habe wirklich meine Nerven nötig
und Sie machen einen ganz nervös.

Wärterin: Ich habe am Krankenbett schon
oft gesehen, daß der Herr Wunder tut. Und
das liebe Ding. Ist sie nicht so schön wie ein
Engel?

Arzt (betrachtet die Kranke ein Weilchen, dann):
Ein Ausflackern ist noch möglich, mehr nicht.

Zweite Szene (Dieselben; der Graf)

Graf: Nun . . .?

Arzt: Sie können sich jetzt etwas hinlegen,
Schwester. Wir sind ja hier. (Die Wärterin ab.)
Man muß mit den Kräften sparen.

Graf: Willst Du Dich vielleicht auch etwas
zurückziehen? Du mußt doch todmüde sein.
Erst die lange Reise von Berlin, und dann
die ganze Nacht aus...

Arzt: Unsereins ist das gewöhnt.
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