DOI Heft:
Nr. 28
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3954#0048
Nr. 28
J UGEND
1910
Die Prognose
Ich hatte seit der „Elektra" ein
eigentümliches Gefühl im rechten Ohr.
Als es weder durch Eintropfen von
warmem Tafelöl, noch durch Aufkleben
eines Senfblattes hinter der Ohrmuschel
besser wurde, ging ich zu vr. Leumann,
der seit zwei Wochen in: ersten Stocke
unseres Dauses feine Spezialpraxis für
Ohren-, ^als- und Nasenleiden eröffnet
hatte.
Dr. Leumann war außerordentlich
freundlich. Nachdem er das Ohr einen!
Augenschein unterzogen hatte, diagnostv
zierte er eine leichte Mittelohrenent-
zündung.
hierauf blies er kunstvoll mit einer
dünnen Röhre durch die Nase vo,r rück-
wärts Luft in das kranke Ohr.
„Ruhe und wieder Ruhe. Das ist
die Hauptsache! Und dann kommen Sie
jeden zweiten Tag zur Behandlung!"
Da das Gefühl, welches ich beim
Lufteinblasen empfand, keineswegs sym-
pathisch war, fragte ich, wie oft ich mich
voraussichtlich dieser prodezur unter-
ziehen müßte.
„wie oft? Nun... (vr. Leumann
nahm einen Bleistift und kcitzelte etwas
fe1d;ugsplan
F. Heubner
„Rare, iatzt is vorbei mit'n Fechten als ausg'sperrte Maurer,
was tean ma denn Lagt?" — „Iatzt genga ma oafach als
ruinierte Baumeister!"
„Sagen Sie mir mal, Herr Mayer,
(es hat mich schon lange interessiert) der
Or. Leumann zahlt Ihnen wohl einen
schönen Mietzins für seine zwei Ordi-
nationszimmer?"
^ „No ja, Euer Gnaden, es geht an.
Zwahundert Krandeln im Vierteljahr."
pacifikus Raßlatterer
Liebe Jugend!
Dragonerleutnant Graf v. Schlitten-
bach Hai sich kürzlich mit der sehr jungen,
sehr schönen und sehr reichen Tochter
eines Großindustriellen verlobt. Im
Kreise seiner Kameraden preist er von
allen Vorzügen seiner Braut am uner-
müdlichsten die Reize ihrer jugendlichen
Unerfahrenheit. — In einem süßen
rete-ä-tete stellt er an sie die schelmige
Frage, ob denn sein vielbeneideter, stolzer
,Es ist erreicht'- Schnurrbart — der
einzige im Regiment — sie nicht störe;
worauf sie in holder Unschuld antwortet:
„O nein! Die kleinen englischen, die
stechen so!" —
auf das Flußpapier) die Sache darf nicht zu leicht
genommen werden, so ungefährlich sie bei richtiger
Behandlung ist! Sagen wir etwa fünfundzwanzig-
mal, fünfundzwanzigmal."
Da klingelte das Telephon. Vr. Leumann ent-
schuldigte sich für einen Augenblick.
Es interessierte mich zu sehen, was er früher
auf das Flußblatt gekritzelt hatte. Eine Rechnung:
200 : 8 — 25
40
Daß man heute mit der Prognose schon so
weit war, die Dauer der Behandlung auf einen
Tag berechnen zu können, imponierte mir. Und
Vr. Leumanir hielt sein Wort. Nach der fünf-
undzwanzigsten Luftzufuhr wurde ich als völlig
geheilt entlassen.
Einen Monat später sandte er mir die Rechnung:
25 Konsulationen a 8 K. macht 200 K.
Am selben Tag traf ich zufällig unseren Haus-
meister :
Das kleine Gänschen wird vom kleinen Kurtchen
besucht. Um sich vor Kurtchen zu zeigen, nimmt
er vom Telephonapparat den Hörer herab. Da
ihm dies schon öfter verboten wurde, bekommt
er heute vom Papa vor Kurtchens Augen eine
Tracht Prügel. Als dieser Akt vorbei ist, sagt
er zu Kurtchen, auf das Telephon zeigend: „Kurt-
cheir! Mach Du's mal!"
Abt. U: Silber- und Brillantschmuck, Glashütter und Schweizer-Taschenuhren, Grossuhren, silberplattierte Tafelgeräte, echte und ver-
silberte Bestecke (Katalog U 12)
Abt. K: Lederwaren, Plattenkoffer, Necessaires, Reiseartikel, echte Bronzen, Marmorskulpturen, Goldscheider-Terrakotten und Fayencen,
kunstgewerbliche Gegenstände in Kupfer, Messing und Eisen, Nickelgeräte, Thermosgefässe, Tafelporzellane, Korbmöbel, Leder-
sitzmöbel (Katalog K 12)
Abt. S: Beleuchtungskörper für Gas und elektrisches Licht (Katalog S 12)
Abt. P: Photograph, und Optische Waren: Kameras, Vergrösserungs- und Projektions-Apparate, Feldstecher, Operngläser, Goerz.
Trieder-Binocles usw. (Katalog P 12)
gegen Barzahlung oder erleichterte Zahlung.
Kataloge je nach Artikel U, K, S oder P kostenfrei.
StÖckig & Co., Hoflieferanten
Dresden-A 16 (für Deutschland)
i Bodenbach 1 i. B. (für Oesterreich)
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „JlI6r£KDu Bezug zu nehmen.
656b
J UGEND
1910
Die Prognose
Ich hatte seit der „Elektra" ein
eigentümliches Gefühl im rechten Ohr.
Als es weder durch Eintropfen von
warmem Tafelöl, noch durch Aufkleben
eines Senfblattes hinter der Ohrmuschel
besser wurde, ging ich zu vr. Leumann,
der seit zwei Wochen in: ersten Stocke
unseres Dauses feine Spezialpraxis für
Ohren-, ^als- und Nasenleiden eröffnet
hatte.
Dr. Leumann war außerordentlich
freundlich. Nachdem er das Ohr einen!
Augenschein unterzogen hatte, diagnostv
zierte er eine leichte Mittelohrenent-
zündung.
hierauf blies er kunstvoll mit einer
dünnen Röhre durch die Nase vo,r rück-
wärts Luft in das kranke Ohr.
„Ruhe und wieder Ruhe. Das ist
die Hauptsache! Und dann kommen Sie
jeden zweiten Tag zur Behandlung!"
Da das Gefühl, welches ich beim
Lufteinblasen empfand, keineswegs sym-
pathisch war, fragte ich, wie oft ich mich
voraussichtlich dieser prodezur unter-
ziehen müßte.
„wie oft? Nun... (vr. Leumann
nahm einen Bleistift und kcitzelte etwas
fe1d;ugsplan
F. Heubner
„Rare, iatzt is vorbei mit'n Fechten als ausg'sperrte Maurer,
was tean ma denn Lagt?" — „Iatzt genga ma oafach als
ruinierte Baumeister!"
„Sagen Sie mir mal, Herr Mayer,
(es hat mich schon lange interessiert) der
Or. Leumann zahlt Ihnen wohl einen
schönen Mietzins für seine zwei Ordi-
nationszimmer?"
^ „No ja, Euer Gnaden, es geht an.
Zwahundert Krandeln im Vierteljahr."
pacifikus Raßlatterer
Liebe Jugend!
Dragonerleutnant Graf v. Schlitten-
bach Hai sich kürzlich mit der sehr jungen,
sehr schönen und sehr reichen Tochter
eines Großindustriellen verlobt. Im
Kreise seiner Kameraden preist er von
allen Vorzügen seiner Braut am uner-
müdlichsten die Reize ihrer jugendlichen
Unerfahrenheit. — In einem süßen
rete-ä-tete stellt er an sie die schelmige
Frage, ob denn sein vielbeneideter, stolzer
,Es ist erreicht'- Schnurrbart — der
einzige im Regiment — sie nicht störe;
worauf sie in holder Unschuld antwortet:
„O nein! Die kleinen englischen, die
stechen so!" —
auf das Flußpapier) die Sache darf nicht zu leicht
genommen werden, so ungefährlich sie bei richtiger
Behandlung ist! Sagen wir etwa fünfundzwanzig-
mal, fünfundzwanzigmal."
Da klingelte das Telephon. Vr. Leumann ent-
schuldigte sich für einen Augenblick.
Es interessierte mich zu sehen, was er früher
auf das Flußblatt gekritzelt hatte. Eine Rechnung:
200 : 8 — 25
40
Daß man heute mit der Prognose schon so
weit war, die Dauer der Behandlung auf einen
Tag berechnen zu können, imponierte mir. Und
Vr. Leumanir hielt sein Wort. Nach der fünf-
undzwanzigsten Luftzufuhr wurde ich als völlig
geheilt entlassen.
Einen Monat später sandte er mir die Rechnung:
25 Konsulationen a 8 K. macht 200 K.
Am selben Tag traf ich zufällig unseren Haus-
meister :
Das kleine Gänschen wird vom kleinen Kurtchen
besucht. Um sich vor Kurtchen zu zeigen, nimmt
er vom Telephonapparat den Hörer herab. Da
ihm dies schon öfter verboten wurde, bekommt
er heute vom Papa vor Kurtchens Augen eine
Tracht Prügel. Als dieser Akt vorbei ist, sagt
er zu Kurtchen, auf das Telephon zeigend: „Kurt-
cheir! Mach Du's mal!"
Abt. U: Silber- und Brillantschmuck, Glashütter und Schweizer-Taschenuhren, Grossuhren, silberplattierte Tafelgeräte, echte und ver-
silberte Bestecke (Katalog U 12)
Abt. K: Lederwaren, Plattenkoffer, Necessaires, Reiseartikel, echte Bronzen, Marmorskulpturen, Goldscheider-Terrakotten und Fayencen,
kunstgewerbliche Gegenstände in Kupfer, Messing und Eisen, Nickelgeräte, Thermosgefässe, Tafelporzellane, Korbmöbel, Leder-
sitzmöbel (Katalog K 12)
Abt. S: Beleuchtungskörper für Gas und elektrisches Licht (Katalog S 12)
Abt. P: Photograph, und Optische Waren: Kameras, Vergrösserungs- und Projektions-Apparate, Feldstecher, Operngläser, Goerz.
Trieder-Binocles usw. (Katalog P 12)
gegen Barzahlung oder erleichterte Zahlung.
Kataloge je nach Artikel U, K, S oder P kostenfrei.
StÖckig & Co., Hoflieferanten
Dresden-A 16 (für Deutschland)
i Bodenbach 1 i. B. (für Oesterreich)
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „JlI6r£KDu Bezug zu nehmen.
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