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Klo zwei oder drei verrammelt sind in Meinem Namen--da vin Ich mitten unter ihnen!

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Unserer jährlichen Inventur wegen bleibt
das Ladengeschäft während der Zeit vom

20.-25. August d. I.

geschlossen, wir sind in diesen Tagen beschäftigt,
unfern Schwarzlagerbestand und sämtliche Ron-
fessionsware neu aufzunehmen und zu ergänzen,
die alten Ladenhüter wieder auszustauben
und auszubügeln und unser gesamtes Personal
ist mit dieser Arbeit so beschäftigt, daß wir es
während dieser kurzen Zeit für das Hetzgeschäft
nicht verwenden können, wofür wir eine P. T.
Kundschaft um Nachsicht bitten.

Es wird sich jedenfalls zeigen, daß unsere Be-
stände wieder ä u ß e r st r e i ch h a l t i g, sind und
wir werden nach der Inventur selbstverständlich
unfern Betrieb in vollem Umfang wieder auf-
nehmen.

wir empfehlen daher schon jetzt allen P. T.
Interessenten unser Geschäft, das von Jahr
zu Jahr mehr blüht, vorkommenden Falls
zur geneigten Benützung und machen besonders
aufmerksam auf unser riesiges Assortiment in

Volksseelekochherden, Gesinnungs- und Sitten-
schnüffelapxaraten, Vergrößerungsgläsern für Ast-
löcher, alle Sorten Brand-, Hetz- und Verleum-
dungsartikeln, Wahlmanöverkarten, prachtvollen
Arbeiten in Verdächtigung, Verunglimpfung und
Gegnerabwürgnng, sehr feinen Verdrehungskunst-
gegenständen, tragbaren Sakristeien, prompt funk-
tionierenden Vertuschungs- und Dementier-Ma-
schinen, Schimpflexikons, Flug- und Fluchblättern,
Enzykliken-Auslegern, wasserdichten Nächstenliebe-
mänteln (nur für Mitglieder), Steuerschrauben
(Deutsches Reichs- und bayrisches Landespatent)
und zahlreichen hier nicht genannten Artikeln des
politisch-konfessionellen Handwerks.

Gleichzeitig rekommandieren wir uns zur Ver-
anstaltung von Lourdesreisen, Sühneprozessionen,
Volksaufzügen, Entrüstungsversammlungen, Pro-
testkundgebungen und ähnl. Arrangements, über
deren gewandte, dekorative Durchführung, vor-

zügliche Reklame und absolut sichere Wirkung
uns beste Referenzen zur Seite stehen.

Endlich teilen wir mit, daß eine Sexarat-
abteilung für Ministereinschüchterung eingerichtet
wurde, wogegen wir unfern geringen Bestand an
echt christlicher Nächstenliebe, Duldung, Bescheiden-
heit und Weltentsagung wegen zu geringen Um-
satzes eingehen ließen.

Im übrigen ist unsere Devise nach wie vor:
Gott mit uns!

Firma Gebrüder Füchsle

G. m. b. J?.

Erstes römisches Importgeschäft am Platze!

*

eine bayrische Staatslotterie

In den Zeitungen sind dunkle Gerüchte auf-
getaucht von dem Projekt einer bayrischen Staats-
lotterie. Ein solches Projekt hat aber in Bayern
keine Aussicht auf Verwirklichung, da eine
Staatslotterie nur den Kirchenbaulotterien un-
lauteren Wettbewerb machen würde, deren Leit-
sätze lauten: 1) Eine Ziehung ist etwas, was
verschoben werden muß. 2) Eine Gewinnchance
ist etwas, was gleich Null sein muß. — Dennoch
dürfte in Anbetracht des bayrischen Staatsdalles
selbst das Zentrum für die Einführung einer
Klaffenlolterie zu haben sein, wenn nur der
Lotterieplan seinen Wünschen entspricht. Wir
haben einen solchen Plan in seinen Grundzügen
ausgearbeitet:

§ 1. Das Spielen ist sündhaft. Um dem
Glücksspiel den Geruch von Pech und Schwefel
zu nehmen, wird auf jedes Loos eine Absolu
tions-Steuer von dreißig Prozent des Kauf-
preises erhoben und an die Parteikasse des
Zentrums abgeführt.

§ 2. Die Lotterie darf nur katholische Be-
amten und Kollekteure beschäftigen. Das Glücks-
rad wird nicht von einem Waisenkinde bedient,
sondern von dem Jüngsten des Pfarrers Scheuer.

§ 3. Die Ziehungslisten werden nur in
Zentrumsblättern veröffentlicht.

Lu

§ 4. Gewinne, die in die Hände von Pro-
testanten, Juden und anderen Menschen, deren
Gott der Bauch ist, fallen, werden nicht aus-
bezahlt.

§ 5. Sollte ein Volksschullehrer einen Haupt-
treffer machen, so hat er ihn seinem geistlichen
Schulinspektor abzuliefern.

Wir hoffen, daß dieser Entwurf den Beifall
der Landtagsmehrheit findet, und daß sich Bayern
bald einer Staatslotterie erfreuen wird.

Karlchen

*

„Katholikentag"

Glaub' nicht, das sei der jüngste Tag,
Weil Bock' und Schafe getrennt sind!

Das ist der Katholikentag,

Wie er sich bescheiden nennt, Kind!

Hier oben sind auf dem Podium
Die Grafen, Barone und Färschten —

Hier unten ist das Publikum,

An Zahl natürlich die mehrschten.

Die Färschten, Grafen und Herrn Baron'
Bekunden mit dem Monokel,

Selbstredend dieselbe Religion,

Wie die herunten am Sockel.

Und gilt dem armen Zimmermannssohn
Der Beifall drunten der Herde,

So preisen droben die Herrn, die boh'n,
„Den Färschten von Himmel und Erde .. ."

Und wenn die unten begeistert plärrn:
„Hoch Rom! Recht muß Recht bleiben!" —
Zitieren oben den Bischof die Herrn:

„Hoch Rom! Knecht muß Knecht bleiben!"

Die unten zahlen und freu'n sich drob,
Die oben freu'n sich und zählen:

„Noch immer soviel Dumme, gottlob!

Da kann's uns noch lang nicht fehlen!"

Und beide schicken ein Dankgebet

Empor, den Herrn zu loben-

— So eint der Katholikentag, seht,

Die unten und die oben!

A. J>e Nora
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[nicht signierter Beitrag]: Anzeige
A. De Nora: Katholikentag
Willibald Krain: Katholikentag
Karlchen: Eine bayrische Staatslotterie
 
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