DOI Heft:
Nr. 44
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3954#0476
Vorsicht bei der Hnkunft von Ößeinfässern aus Portugal!!
E. Wilke
Aus einem landrätlichen Notizbuch
Den J. Oktober. Habe plötzlich die Ent-
deckung gemacht, daß die Müllersche Wirtschaft
sich nicht mehr zur Konzessionserteilung für Tanz-
musik eignet, weil die Türe einen halben Milli-
meter zu eng ist. Könnte da sonst einmal schreck-
liche Panik entstehen. Höchst fataler Zufall,
daß ich diese Entdeckung gerade an dem Tage
machte, nachdem ich erfuhr, daß in der Wirtschaft
eine sozialdemokratische Versammlung stattge-
funden hat. Wenn mir da nur nicht wieder
skrupellose Verleumder politische Motive unter-
schieben!
Den 14. November. Der Lehrer Hinkels-
berg ist strafversetzt. Er hat in der Schulstunde
den Unterricht gestört, indem er dreimal nieste.
Mindestens siebzig Sekunden lang seine Pflicht
gröblich verletzt. Ausrede, er habe den Schnupfen
gehabt, geradezu lächerlich. Scheußlicher Zu-
fall, daß der Kerl auf ein demokratisches Blatt
abonniert war. Wie leicht könnte ich da von
vaterlandslosen Gesellen wieder der Parteilich-
keit beschuldigt werden!
Den 30. November. Der Kaufmann Leh-
mann ist aus dem Schützenverein ausgeschlossen
worden. Auf meinen Antrag. Schade, nun
wird er boykottiert werden und Pleite machen.
Aber wie konnte der Mensch auch Röllchen
tragen! So was geht doch nicht! Infamer
Zufall, daß der Mann gerade kurz vorher Mit-
glied des nationalliberalen Vereins geworden
war. Es gibt ja leider immer verächtliche Krea-
turen, die überall politische Absichten wittern.
Den 1. Januar. Ich habe einen Orden be-
kommen. Freut mich riesig, aber kann mir
absolut nicht erklären, wofür. Ich habe mich
doch nie in meinem Leben mit Politik befaßt!
Karlchen
Der Ueberardeirere
König Manuel, über seine Zukunftspläne befragt,
erklärte, er müsse sich zunächst ausruhen und erholen,
ehe er an weitere Pläne Herangehen könne.
Manuelchen, Kronjuwelchen,
Ja, das machst Du gar nicht schlecht!
Nach der Arbeit all, der schwierigen:
Pokulierigen und poussierigen,
Ruh Dich aus! Da hast Du recht!
Lebenslänglich müsiiggänglich!
Manuelchen, das ist fein!
Gibt es etwas Königlicheres
Und für Dich Gewöhniglicheres,
Als ein edler Faulpelz sein?
A. I>© Nora
*
Aus Pommern
Kleiner Pommer: „Nicht wahr, Papa,
der Kaiser kommt im Range gleich hinter
unserm Herrn Land rat?"
1065
E. Wilke
Aus einem landrätlichen Notizbuch
Den J. Oktober. Habe plötzlich die Ent-
deckung gemacht, daß die Müllersche Wirtschaft
sich nicht mehr zur Konzessionserteilung für Tanz-
musik eignet, weil die Türe einen halben Milli-
meter zu eng ist. Könnte da sonst einmal schreck-
liche Panik entstehen. Höchst fataler Zufall,
daß ich diese Entdeckung gerade an dem Tage
machte, nachdem ich erfuhr, daß in der Wirtschaft
eine sozialdemokratische Versammlung stattge-
funden hat. Wenn mir da nur nicht wieder
skrupellose Verleumder politische Motive unter-
schieben!
Den 14. November. Der Lehrer Hinkels-
berg ist strafversetzt. Er hat in der Schulstunde
den Unterricht gestört, indem er dreimal nieste.
Mindestens siebzig Sekunden lang seine Pflicht
gröblich verletzt. Ausrede, er habe den Schnupfen
gehabt, geradezu lächerlich. Scheußlicher Zu-
fall, daß der Kerl auf ein demokratisches Blatt
abonniert war. Wie leicht könnte ich da von
vaterlandslosen Gesellen wieder der Parteilich-
keit beschuldigt werden!
Den 30. November. Der Kaufmann Leh-
mann ist aus dem Schützenverein ausgeschlossen
worden. Auf meinen Antrag. Schade, nun
wird er boykottiert werden und Pleite machen.
Aber wie konnte der Mensch auch Röllchen
tragen! So was geht doch nicht! Infamer
Zufall, daß der Mann gerade kurz vorher Mit-
glied des nationalliberalen Vereins geworden
war. Es gibt ja leider immer verächtliche Krea-
turen, die überall politische Absichten wittern.
Den 1. Januar. Ich habe einen Orden be-
kommen. Freut mich riesig, aber kann mir
absolut nicht erklären, wofür. Ich habe mich
doch nie in meinem Leben mit Politik befaßt!
Karlchen
Der Ueberardeirere
König Manuel, über seine Zukunftspläne befragt,
erklärte, er müsse sich zunächst ausruhen und erholen,
ehe er an weitere Pläne Herangehen könne.
Manuelchen, Kronjuwelchen,
Ja, das machst Du gar nicht schlecht!
Nach der Arbeit all, der schwierigen:
Pokulierigen und poussierigen,
Ruh Dich aus! Da hast Du recht!
Lebenslänglich müsiiggänglich!
Manuelchen, das ist fein!
Gibt es etwas Königlicheres
Und für Dich Gewöhniglicheres,
Als ein edler Faulpelz sein?
A. I>© Nora
*
Aus Pommern
Kleiner Pommer: „Nicht wahr, Papa,
der Kaiser kommt im Range gleich hinter
unserm Herrn Land rat?"
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