Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 15.1910, Band 2 (Nr. 27-52)

DOI Heft:
Nr. 49
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3954#0640
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„eraita Mel «eblrgsbörre"

(Eine Ansichtskarte aus der Sommerfrische)

Durch weites Blau die Abendwölkchen fliehen
In rosigem Fluge über weißen Schnee.

Die Gäste aus dem Speisesaale ziehen,

Geendigt ist das reichliche Souper.

Der Herren kühn geschweifte Smokings schreiten
Mit kühn geschweiftem Bein im Vestibül.

Der Damen allzuüppige Glieder breiten
Sich wohlig aus im weichen Schaukelpfühl.

„Herr Boris, wie wird morgen sein das welcher?"
So fragt ein Pfühl in ungarischem Akzent.

Gin Smoking meldet von dem Barometer,

Daß es gestiegen sei um zehn Perzent.

Daneben sehn wir Erich Frankel sitzen.

Dem Tennisklub er würdig präsidiert.

In seinem note-book, hinter Kursnotizen,

Die names der matchers werden aufnotiert.

Aus Frankfurt eine Mutter wartet stille,
Flankiert von ihrem dunklen Töchterlein,

Das Nas' mitbringt und dreimalhundert Mille,
Daß endlich sich ein Freier stellet ein.

Ls naht mit Panama in raschem Laufen
Ein junger Anwalt schon aus Bealin,

Der mit dem Vorsatz, günstig einzukaufen,

Zum Hochgebirge flog im V-Zug hin.

Im Parke leuchtet silbern eine Birke.

Dort kost Frau Pollak mit dem Leutnant Bleß,
Entstammt dem zweiten wiener Stadtbezirke, —
Der Busen wogt ihr zwischen Hausse und Baisse.

Wanderer

IM Dienst Szeremley

„Herr Expeditor! Ihre Frau will selber
stillen! Das gehr aber nicht yur der Zwillingen "
„warum denn nicht — mittelst Platzkarte."

*

Lümmel

Ein Oberleutnant hatte einem Unteroffizier
gesagt, solche Elemente, wie er, müßten aus
der Armee ausgerottet werden; außerdem hatte
er ihn einen Lümmel genannt. Das Kriegs-
gericht und das Oberkriegsgericht sprachen ihn
von der Anklage der Beleidigung frei, weil die
Ansicht, der Unteroffizier müßte aus der Armee
ausgerottet werden, keine Beleidigung enthalte;
der Ausdruck Lümmel aber liege zwar „an der
erlaubten Grenze", doch könne er nicht als eine
rohe Beschimpfung aufgefaßt werden.

O weiser und gerechter Richter! Der Ober-
leutnant hat nur gesagt, der Unteroffizier passe

nicht in das Herr und das Heer paffe nicht zu
ihm; er meint offenbar, daß der Unteroffizier,
eine fein organisierte Natur, für das rauhe
Kriegshandwerk zu schade sei. — Na, und der
Ausdruck Lümmel! Eydtkuhnen liegt an der
russischen Grenze und ist doch sicher keine Be-
leidigung; soll nun ein Ausdruck nur deshalb
beleidigend sein, weil er an der erlaubten
Grenze liegt? Der Begriff Kümmel ist
doch gewiß jedem Unteroffizier sehr sympathisch;
soll las Wort ihm unsympathisch werden, wenn
in ihm für einen einzigen Buchstaben der im
Alphabet benachbarte eintritt? Frido

*

Liebe Jugend!

In den wirtschaften eines kleinen Odenwald-
Dörfchens hängen Ankündigungen der bevorstehen-
den Kriegervereinsfeier aus. Besonders bemerkens-
wert ist darauf folgender Passus: „Sonntag vor-
mittags \i Uhr weihe der neuen Fahnen durch
die Ehrenjungfrauen, hierauf feierliche Ent-
hüllung derselben."

*

vor jedem Marsch durch die Stadt zum Exerzier-
platz oder Felddienst wird den Leuten der vordersten
Gruppe besonders eingeschärft, Niemand zwischen
den einzelnen Kompagnien durchgehen zu lassen,
was von jenen auch jederzeit pünktlich und gern
ausgeführt wird.

Bei unserem Heimmarsch vom letzten Feld-
dienst versuchte nun auch ein biederer Matrose
eine Lücke in der endlosen Schlange der Bataillone
zu erspähen, und siehe da, bei uns hatte er sie
gefunden. Nasch wollte er zwischen unsrer und
der vordern Kompagnie durchschlüpfen, als ihm
das Gewehr unseres Flügelmanns den weg ver-
sperrte, der ihm die inhaltsschweren Worte zurief:

„Draußa bliebal Mir laufet doch au net
zwischa Eure Schiff durch!"

99

Für Weihnaditenl“

Hindev - BUderbüdiev dev

„Jugend

cc *

Band i: War dien ohne Worte.

Preis: 50 Pfennig

Band u: War dien ohne Worte. 2. Folge.

Preis: M. t.50

Band ui: Das Deutfdie Jahr im Bilde.

Preis: M. 1.50

Band IV: 5füllt Uttd Llllltl. Preis: M. 1.50.

Die im Verein mit der „Freien Lehrer-Vereinigung für
Kunstpflege-Berlin“ herausgegebenen Kinderbücher haben
seitens der J ugen dschriften - Prüf ungs - Ausschüsse die
glänzendsten Begutachtungen erfahren, welche ausnahmslos
den erzieherischen Wert der wohlfeilen Bilderbücher betonen.

FF

Jugend“Spielhavten.

Ein vollständiges Kartenspiel von 36 Blatt in Farbendruck,
gezeichnet von Julius Diez. :: :: Preis: M. 1.50.

JJlündien, Lefjimfir.;

nusführlidier Katalog über die Sonderdruihe unter dem Titel:

Dreitausend tiunsfbläfter

aus der

mündinet „Jugend“

Ausgewählt aus den Jahrgängen 1896 — 1909.

Mit biographischem Künstler-Verzeichnis.

Neue vermehrte Auflage mit über 3400 verkleinerten Abbildungen.

Der Katalog ist eine moderne Kunstgeschichte in Bildern,
das reichhaltigste Anschauungsbilderbuch über die bildende
Kunst unserer Zeit. :: Der Absatz von 27 000 Exemplaren
in knapp zwei Jahren beweist die Beliebtheit des Buches. ::

Preis Mark 3.—.

FF

Jugend“-Poflhnrten

10 Serien von je 6 Karten. Preis der Serie 60 Pfg. Einzelne
Karten werden nicht abgegeben. Die „Jugend“-Postkarten
sind echte Künstlerkarten, farbenprächtige aus
d. Leben gegriffene Bilder, die jedem Empfänger
Freude machen müssen. Die Sammlung wird fortgesetzt.

G. fürth’s Verlag, o. m. b. n.

Bei etwaigen IteNteli unsren bittet man auf die Münchner nJUC>B]Vl)u Bezug zu nehmen,

T 202
Register
Julius v. Szeremley: Im Dienst
Wanderer: Grand Hotel Gebirgsbörse
Frido: Lümmel
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
 
Annotationen