Regierungswechsel
Nachts geh' ich unter Blütenbäumen,
Die sich in dunkle Wolken flüchten —:
Nun will ich Wirklichkeiten träumen
Und mir den Traum zum Sklaven züchten.
Ihr duftet, weiße Schmeicheleien,
Vergebens den umfchloff'nen Sinnen!
Bereit, den Willen zu kasteien,
Wird der Geprüfte viel gewinnen.
Kaum wecken Busen, Leib und Wade
Noch höhnische Erinnerungen;
Mir ward des Himmels letzte Gnade:
Dem Geist ist ein System gelungen!
Aus Blüten, Glut und später Lese
Erwachsen nur noch Hirngestalten;
Es weiß tyrannische Askese
Das Reizende in Schach zu halten.
So starr und herrisch, ganz entwurzelt,
Regiert der Geist in meinem Schädel.
(Wenn er nur nicht vom Throne purzelt!
Was meinst du ? — süßes, weiches Mädel ? ..)
Hardy
*
Wahres Geschichtchen
Nach schweren Kämpfen hat es der Studiosus
Huber, dessen Vater stark partikularistisch an-
gehaucht ist, durchgesetzt, einige Semester an der
Universität Berlin studieren zu dürfen. Als er
wiederkommt, hat er einen furchtbaren Schmiß
vom linken Mundwinkel bis fast zum
linken Ohr. „Na ja," brummt da der Alte,
„i hab's ja g'wußt, daß ma der Bua va-
preußt wird!"
F. Heubner
Gefährlich
„Die Hutnadeln werden verboten! Mir
kann's gleich sein! Fünf Dutzend Augen
bleiben an mir pro Tag trotzdem noch
hangen l"
Ye^äebrancls flötensolo
<Den Konservativen Staatsrettern gewidmet)
Durch die Lüfte Klingt ein starker Ton,
Meist mit Nachdruck, manchmal auch gelinder
Und uns dünkt: die Weise kennt man schon. '
Aber dennoch sagt man: Vorsicht, Kinder!
Dieses Lied bläst Herr von Heydebrand,
Feurig schmettert es von Morgenröte,
Und man fühlt des Meisters Mund und Hand
An der tönereichen Iunkerflöte:
Deutsches Volk, die Karre sitzt im Dreck!
Fühlst du nicht, wie wir begeistert schieben?
Mitgefühl und teurer Schweinespeck
Sind der Ausdruck für des Junkers Lieben.
Wo der Umsturz einen Mißton schuf,
Bringt das Flötensolo Stimmungsglättung,
Und man ahnt: des Junkers Hauptberuf
War von je und ist des Staates Rettung.
O dies Solo, süß in Moll und Dur,
Rührt zu Tränen selbst die jüngsten Knaben,
Denn sie fühlen: der bläst für Kultur!
Und man spart drum nicht mit Liebesgaben.
Lächelnd sagt man: dieser Warner blies
Erstens selbstlos, zweitens vor den Wahlen,
Und man unterhielt sich überdies,
Und will freudig das Konzert bezahlen.
Denn es dämmert und es wird Begriff:
Wenn die Rettung sich nicht mehr betätigt,
Als durch einen starken Flötenpstff —
Dann wird Gott fei Dank nicht viel beschädigt!
Denn der Staat ist doch noch nicht so matt.
Daß es ihm, wenn auch mit Fieberschauern,
Ganz unmöglich wird, auch diesmal glatt
Seiner Aerzte Kunst zu überdauern!
Elf Miss
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „JbttiiJib“ Bezug zu nehmen.
1258b
Nachts geh' ich unter Blütenbäumen,
Die sich in dunkle Wolken flüchten —:
Nun will ich Wirklichkeiten träumen
Und mir den Traum zum Sklaven züchten.
Ihr duftet, weiße Schmeicheleien,
Vergebens den umfchloff'nen Sinnen!
Bereit, den Willen zu kasteien,
Wird der Geprüfte viel gewinnen.
Kaum wecken Busen, Leib und Wade
Noch höhnische Erinnerungen;
Mir ward des Himmels letzte Gnade:
Dem Geist ist ein System gelungen!
Aus Blüten, Glut und später Lese
Erwachsen nur noch Hirngestalten;
Es weiß tyrannische Askese
Das Reizende in Schach zu halten.
So starr und herrisch, ganz entwurzelt,
Regiert der Geist in meinem Schädel.
(Wenn er nur nicht vom Throne purzelt!
Was meinst du ? — süßes, weiches Mädel ? ..)
Hardy
*
Wahres Geschichtchen
Nach schweren Kämpfen hat es der Studiosus
Huber, dessen Vater stark partikularistisch an-
gehaucht ist, durchgesetzt, einige Semester an der
Universität Berlin studieren zu dürfen. Als er
wiederkommt, hat er einen furchtbaren Schmiß
vom linken Mundwinkel bis fast zum
linken Ohr. „Na ja," brummt da der Alte,
„i hab's ja g'wußt, daß ma der Bua va-
preußt wird!"
F. Heubner
Gefährlich
„Die Hutnadeln werden verboten! Mir
kann's gleich sein! Fünf Dutzend Augen
bleiben an mir pro Tag trotzdem noch
hangen l"
Ye^äebrancls flötensolo
<Den Konservativen Staatsrettern gewidmet)
Durch die Lüfte Klingt ein starker Ton,
Meist mit Nachdruck, manchmal auch gelinder
Und uns dünkt: die Weise kennt man schon. '
Aber dennoch sagt man: Vorsicht, Kinder!
Dieses Lied bläst Herr von Heydebrand,
Feurig schmettert es von Morgenröte,
Und man fühlt des Meisters Mund und Hand
An der tönereichen Iunkerflöte:
Deutsches Volk, die Karre sitzt im Dreck!
Fühlst du nicht, wie wir begeistert schieben?
Mitgefühl und teurer Schweinespeck
Sind der Ausdruck für des Junkers Lieben.
Wo der Umsturz einen Mißton schuf,
Bringt das Flötensolo Stimmungsglättung,
Und man ahnt: des Junkers Hauptberuf
War von je und ist des Staates Rettung.
O dies Solo, süß in Moll und Dur,
Rührt zu Tränen selbst die jüngsten Knaben,
Denn sie fühlen: der bläst für Kultur!
Und man spart drum nicht mit Liebesgaben.
Lächelnd sagt man: dieser Warner blies
Erstens selbstlos, zweitens vor den Wahlen,
Und man unterhielt sich überdies,
Und will freudig das Konzert bezahlen.
Denn es dämmert und es wird Begriff:
Wenn die Rettung sich nicht mehr betätigt,
Als durch einen starken Flötenpstff —
Dann wird Gott fei Dank nicht viel beschädigt!
Denn der Staat ist doch noch nicht so matt.
Daß es ihm, wenn auch mit Fieberschauern,
Ganz unmöglich wird, auch diesmal glatt
Seiner Aerzte Kunst zu überdauern!
Elf Miss
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „JbttiiJib“ Bezug zu nehmen.
1258b