In diesem Augenblick mcldete James, der
Diener, daß das Mahl bereitet wäre. Mit
einer Handbeweguug hib der Regierende die
Anwesenden ein, zu folgen. „Ich glaube, ich
war doch ein Rindvieh!" sagte Uhlenhut zu
sich selbst.
Die Wände des Gaudensnutschen Speise-
saales waren mit weißlakiertem Holze getäfelt.
In Feldern, die sich etwa in der Höhe eines
Mannes befanden, waren üppige Frucht- und
Speisestilleben eingelassen. Die eine Längswand
aber, die einer anderen mit drei bis zum Boden
gehenden, schnialen Fenstern entsprach, war mit
einem strotzenden Bohnkönigseste von Iordaens
geschmückt, einem Bilde dessen Freudigkeit am
Genießen eine jede Tafelgesellschaft anspornen
mußte, es solchem Vorbilde gleich zu tun.
Die ovale Tafel war mit einer mächtigen
Wanne aus Delfter Porzellan geschmückt, in
der sich wohl hundert der edelsten gelben Rosen
befanden, die nachmals nach dem Marschall Niel
benannt wurden. Das schwere damastene Tafel-
tuch glänzte in der Pracht seines herrlichen
Kristalles, Silbers und Porzellanes. Fünf schwere
tiefe Armstühle, die mit perlgrauem Leder über-
zogen waren, standen bereit, die Gäste aufzu-
nehmen. Geräuschlos umschritt James, der
schlanke englische Diener, in schwarzer Livree
auf seinen ausgeschnittenen Lackschuhen den
Tisch, und reichte Frau Dorlebuch die erste
Platte der Vorgerichte. Poats mit Möwen-
eiern, geräuchertes Ochsenfilet, Reh und Ka-
paunenbrust.
Frau Dorlebusch betrachtete die Speisen auf-
merksam durch ihre Lorgnette, beugte sich dann
stark vor, um durch die weiten Löcher ihrer
knolligen Nase den Dust einzuziehen. „Ich
mache mir nicht viel aus diesem Zeug," sagte
sie freimütig zum Hausherren, der an ihrer
linken Seite Platz genommen hatte. „Es sättigt
nicht, aber es gilt für fein!" Danach entledigte
sie die Platte geschäftsmäßig sorgfältig ihres
Inhaltes, und schickte sich an, die Leckerbissen
sich einzuverleiben.
Den andern Gästen wurde auf einen Wink
des regierenden Senators ein wenig Toast und
Sherry gereicht. Nervös zerkrümelten die Herrn
ihre Schnitten und tranken hastig. Sie ver-
mochten die Augen nicht von den Köstlichkeiten
abzuwenden, die Frau Dorlebusch gelassen wie
Kartoffelbrei vertilgte. Bereits bei der dritten
Schüssel war sie angelangt, die eine prächtige
getrüffelte Gansleberpastete enthielt.
In sich gekehrt und mißgestimmt saßen die
anderen dabei.
„Es ist eine Sünde," sagte Frau Konsul
Stolzenbecher bei jeder Platte zu sich selbst, die
James feierlich der monströsen Frau reichte,
als wäre sie eine regierende Fürstin.
„O ich Rindvieh!" murmelte Uhlenhut.
Peter Marquardt sah die Speisevertilgerin
mit der Miene eines Odysseus an: „Vieles er-
trugst Du, mein liebes Herz, und wirst auch
das noch ertragen."
Gaudensnut konnte sich nicht enthalten zu
fragen: „Schmeckt es Ihnen?"
Er erhielt die gleichmütige Antwort: „Ganz
gut, Herr Sen ater, ganz gut!"
Das Meisterwerk des Koches, die Schüssel
mit Hummerscheren und -schwänzen wurde herein-
getragen. Verlockend stach die neue Original-
sauce des großen Koches den Gästen in Nasen
und Augen.
Uhlenhut wischte sich den Mund, und kaute
am Daumen. Die Konsulin seufzte: „Die Sünde,
die Sünde!" Peter Marquardt ward unruhig
und fragte leise: ..Kann diese Schüssel nicht aus-
genommen und durch etwas Gleichwertiges er-
setzt werden — — — Gleichwertiges in der
Quantität!"
Der Regierende sah ihn kalt und fest von
der Seite an. Beide Hände preßten sich aus
seinen Magen und mit der eisernen Stimme
eines Scaevola stieß er kurz heraus: „Neinls)
Es sei denn — — Sie geben sich geschlagen!
Als James die Schüssel der vielessendcn Fra>
reichte, roch diese zuerst wieder hinein. DaN"
wühlte sie nervös unter den Messern, Gabe!"
und Löffeln ihres Gedeckes. — Alle Anwesende"
sahen einander an. „Sollte es ihr da den"
doch zu viel werden?"
Frau Dorlebusch Hub mit stockender Stinn"
an: „Um eine Gunst möchte ich bitten, Hed
Sen ater!"
„Bitte, Frau Dorlebusch!"
„Ich esse Suppen immer mit einem großd
Löffel, den ich in meiner zweiten Tasche had"
die bei meinem Tuche ist! Kann ich mir de"
Löffel holen?"
„James!" rief der Hausherr. Borne!)""
ruhig, geräuschlos brachte James die besprochen^
sehr umfangreiche Tasche, aus der Frau Dorn
dusch einen Löffel entnahm, dessen Größe sid'
Hoffnung auf Verminderung ihres Appetite'
ersterben ließ. Liebevoll betrachtete sic da-
Instrument. „Ich habe cs vom Herrn GE
Kaufmann Struthe erhalten," sagte sie. „V
mußte seine Frau 14 Tage lang pflegen. ™
hat er mir diesen schönen Löffel geschenkt, ga"'
aus schwerem Silber und mit einer so schöne"
Monogrammwidmung. ,Immer los' steht draUl,
Das ist so ermunternd!" Und alsdann na"
dieser schönen Lebenserinnerung löffelte sie
lassen die ganze kostbare Schüssel aus, indes
sie meinte, sie wäre fast so kräftig wie d"
Krebssuppe, die ihre Schwägerin, die Schuften
frau, immer koche. ,
Die Gesichter der Umsitzenden waren r"
vor Erregung und Wein geworden. Gegen fl"!
gute Sitte stützten sie die Ellenbogen auf de"
Tisch, beugten sich weit vor und verfolgte"
ängstlich den Weg eines jeden Bissens vos
Teller in den schaufelartigen Löffel hinauf
den breiten Mund der Frau Dorlebusch, bis (l
(Fortsetzung und Schluß auf Seite 708 b und 709)
Drei Reisebegleiter
von Ruf verdienen Ihr Augenmerk, wenn Sie das Vergnügen einer Fahrt in
die Welt auskosten wollen: Unsere Reisekoffermarke, als Ausdruck
besonderer, unverwüstlicher Eleganz und gesammelter Bequemlichkeit;
unser Prismenglas Oigee, dank der Schärfe, Plastik und Helligkeit
seiner Bildergreifung in einem grossen Gesichtskreis, drittens unsere vor-
bildlichen Original-Photo-Kameras, berühmte Modelle für Rock- und
Westentasche. Wir sind Ihrer Hochschätzung dieser drei Gegenstände
gewiss und bieten Ihnen solche gegen langfristige Amortisation
Bei Angabe des Artikels kostenfrei Kataloge:
U 65: Silber-, Gold- und Brillantschmuck,
Glashütter und Schweizer Taschenuhren,
Großuhren, echte und silberplattierte Tafel-
geräte, echte und versilberte Bestecke.
K 65: Lederwaren, Plattenkoffer, Necessaires,
Reiseartikel, echte Bronzen, Marmorskulp-
turen, Terrakotten und Fayencen, kunstge-
werbliche Gegenstände in Kupfer, Messing
und Eisen, Nickel- und Zinngeräte, Ther-
mosgefässe, Tafelporzellan, Kristallglas,
Steinzeug, Korbmöbel, Ledersitzmöbel.
S 65: Beleuchtungskörper für jede Licht-
quelle.
P 65: Photographische und Optische Waren:
Kameras, Vergrößerungs- und Projektions-
Apparate, Kinematographen, Operngläser,
Feldstecher, Prismen-Gläser usw.
L 65: Lehrmittel und Spiel waren aller Art,
für Knaben und Mädchen.
Teppiche, deutsche und echte Perser (Spezial-
angebot 65).
Gegen Barzahlung, oder erleichterte Zahlung.
STOCKIG & Co
Dresden-A. 16 (fiir Deutschland).
Hoflieferanten
Bodenbach 1 i. B. (für Oesterreich).
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „JUCiftClVB“ Bezug zu nehmen.
V
Diener, daß das Mahl bereitet wäre. Mit
einer Handbeweguug hib der Regierende die
Anwesenden ein, zu folgen. „Ich glaube, ich
war doch ein Rindvieh!" sagte Uhlenhut zu
sich selbst.
Die Wände des Gaudensnutschen Speise-
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In Feldern, die sich etwa in der Höhe eines
Mannes befanden, waren üppige Frucht- und
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aber, die einer anderen mit drei bis zum Boden
gehenden, schnialen Fenstern entsprach, war mit
einem strotzenden Bohnkönigseste von Iordaens
geschmückt, einem Bilde dessen Freudigkeit am
Genießen eine jede Tafelgesellschaft anspornen
mußte, es solchem Vorbilde gleich zu tun.
Die ovale Tafel war mit einer mächtigen
Wanne aus Delfter Porzellan geschmückt, in
der sich wohl hundert der edelsten gelben Rosen
befanden, die nachmals nach dem Marschall Niel
benannt wurden. Das schwere damastene Tafel-
tuch glänzte in der Pracht seines herrlichen
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zogen waren, standen bereit, die Gäste aufzu-
nehmen. Geräuschlos umschritt James, der
schlanke englische Diener, in schwarzer Livree
auf seinen ausgeschnittenen Lackschuhen den
Tisch, und reichte Frau Dorlebuch die erste
Platte der Vorgerichte. Poats mit Möwen-
eiern, geräuchertes Ochsenfilet, Reh und Ka-
paunenbrust.
Frau Dorlebusch betrachtete die Speisen auf-
merksam durch ihre Lorgnette, beugte sich dann
stark vor, um durch die weiten Löcher ihrer
knolligen Nase den Dust einzuziehen. „Ich
mache mir nicht viel aus diesem Zeug," sagte
sie freimütig zum Hausherren, der an ihrer
linken Seite Platz genommen hatte. „Es sättigt
nicht, aber es gilt für fein!" Danach entledigte
sie die Platte geschäftsmäßig sorgfältig ihres
Inhaltes, und schickte sich an, die Leckerbissen
sich einzuverleiben.
Den andern Gästen wurde auf einen Wink
des regierenden Senators ein wenig Toast und
Sherry gereicht. Nervös zerkrümelten die Herrn
ihre Schnitten und tranken hastig. Sie ver-
mochten die Augen nicht von den Köstlichkeiten
abzuwenden, die Frau Dorlebusch gelassen wie
Kartoffelbrei vertilgte. Bereits bei der dritten
Schüssel war sie angelangt, die eine prächtige
getrüffelte Gansleberpastete enthielt.
In sich gekehrt und mißgestimmt saßen die
anderen dabei.
„Es ist eine Sünde," sagte Frau Konsul
Stolzenbecher bei jeder Platte zu sich selbst, die
James feierlich der monströsen Frau reichte,
als wäre sie eine regierende Fürstin.
„O ich Rindvieh!" murmelte Uhlenhut.
Peter Marquardt sah die Speisevertilgerin
mit der Miene eines Odysseus an: „Vieles er-
trugst Du, mein liebes Herz, und wirst auch
das noch ertragen."
Gaudensnut konnte sich nicht enthalten zu
fragen: „Schmeckt es Ihnen?"
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gut, Herr Sen ater, ganz gut!"
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getragen. Verlockend stach die neue Original-
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und Augen.
Uhlenhut wischte sich den Mund, und kaute
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die Sünde!" Peter Marquardt ward unruhig
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Der Regierende sah ihn kalt und fest von
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Frau Dorlebusch Hub mit stockender Stinn"
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„Bitte, Frau Dorlebusch!"
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Die Gesichter der Umsitzenden waren r"
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Tisch, beugten sich weit vor und verfolgte"
ängstlich den Weg eines jeden Bissens vos
Teller in den schaufelartigen Löffel hinauf
den breiten Mund der Frau Dorlebusch, bis (l
(Fortsetzung und Schluß auf Seite 708 b und 709)
Drei Reisebegleiter
von Ruf verdienen Ihr Augenmerk, wenn Sie das Vergnügen einer Fahrt in
die Welt auskosten wollen: Unsere Reisekoffermarke, als Ausdruck
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Großuhren, echte und silberplattierte Tafel-
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turen, Terrakotten und Fayencen, kunstge-
werbliche Gegenstände in Kupfer, Messing
und Eisen, Nickel- und Zinngeräte, Ther-
mosgefässe, Tafelporzellan, Kristallglas,
Steinzeug, Korbmöbel, Ledersitzmöbel.
S 65: Beleuchtungskörper für jede Licht-
quelle.
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Bodenbach 1 i. B. (für Oesterreich).
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