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Szene im Münchner Hofgarten

„.... So, so, bat ts der Doktor Orterer!
Dost sich die drei Jungen dort vor ihm hinter die
Bäume jestclkt hab'n, verstehe ick, aber warum reißt
denn da der trotze Mann vor ihm ans?!"

„Dös is halt unser Kultusminister!"

»

Der Papst an das SpruchkoUegium

Meinen Segen im Vereine,

Nehmt ihn skrupellos!

Gelt, Ihr scheltet nicht mehr meine
lVIotu proprio'8?

Seid Ihr gleichfalls doch unfehlbar,

Und, wie ich, loyal!

Schade nur, daß Ihr nicht wählbar
Seid zum Kardinal!

Brauchen könnt' ich solche Leute
Unter meiner Schar!

Ihr seid holde Augenweide
Meinem Augenpaar!

Heil, der Geist, der uatikan'sche,

Macht bei Euch sich breit!

Sagt: wann kommt der lutheran'sche
Modernisteneid?

Freunde, schüttelt mir die Rechte!

Glaubt mir's insgemein:

War' ich nicht der Papst, ich möchte
Spruchkollege sein!

„Herr Direktor/' sprach jemand eines Tages zu
Max Reinhardt, „bei all Ihrer Agilität verstehe
ich nicht, wie Sie es fertigbringen, am \2. Mai
in Helfingfors zu spielen und am (<&. in Lissabon."

„Sehr einfach," sagte Reinhardt — „ich habe
im Äursbuch einige überstüffige Längen gestrichen."

Das ist mir sehr gesund gewesen!

In Hamburg prägte unser Kaiser
Ein prächtig Wort. Noch keins war weiser
Und keines schwerer an Gewicht
Von ihm, der doch nicht selten spricht!

Und keins bewies uns so zuvor.

Daß er das Beste hat: Humor!

Er bracht' als glücklicher Gewinner
Des Preises beim Regatta-Dinner
Im Prunksaal der „Amerika"

Auf Hamburg sein: Hurra! Hurra!

Und damals fiel das hübsche Wort,

Wie man fürs Leben lernt vom Sport:
„Den, der nicht achtet im Gefecht
Die Regeln — es geschieht ihm Recht! —
Den straft man ohne Federlesen —
Das ist mir sehr gesund gewesen —
Hab mich des Rechten schnell besonnen
Und Hab damit den Preis gewonnen!"

Er sprach vom Start des „Meteor",
Der erst mißglückt war Tags zuvor.

Doch ist die Deutung wohl erlaubt,

Er meinte Solches überhaupt:

Wenn in der Hitze des Gefechts
Er da und dort nach links und rechts
Einmal die Grenzen überschritten.

Daß ihn sein Starter mußte bitten.

Ein wenig auf der Hut zu sein.

So sah er's auch verständig ein:

Da bin ich übers Ziel geschossen!

Und hätt's ihn auch zunächst verdrossen,

Er hat's, ein Sportsman echter Art,
Gebessert „bei der nächsten Fahrt",

Und sich, von allem Groll genesen,

Gesagt: das ist gesund gewesen!

Pips

Der neue Plutarch

Der Erzbischof vonKöln nndOberhofpredigcr
Dryandcr standen im Herrcnhause beieinander.

„Ja, cs gibt leider kein christliches Dogma gegen
die Feuerbestattung, und wie leicht war' ein solches
zu beschaffen gewesen, wenn man früher daran ge-
dacht hätte!"

»

wer hat Preußen groß gemacht?

„Die Feuerbestattung ist ein exotisches Gewächs.
Das Erdgrab hat Preußen groß gemacht."

(Graf Oppersdorf am 20. Juni 1911 im preußi-
schen Herrenhaus.)

1866 nach Königgrätz erkannte man: Der Schul-
lehrer hat Preußen groß gemacht.

1870 nach Sedan aber wußte man es besser: Der
Unteroffizier hat Preußen groß gemacht.
1911 nach derFeuerbestattungsdebatteim Herren-
haus aber entdeckte Graf Oppersdorf:
Das Erdgrab hat Preußen groß gemacht.
Wenn man's recht bei Nacht betrachtet, so
hat der Graf durchaus recht. Denn: Kann viel-
leicht jemand behaupten, daß die Erdgräber
Preußen klein gemacht hätten? Wie? Nie-
mand kann das beweisen. Nun aber sind alle
Dinge, wie die Physik lehrt, der beständigen
Größenveränderung unterworfen. Gleich bleibt
keines. Daraus aber folgt, Klar wie der Tag:
Hat das Erdgrab Preußen nicht klein gemacht,
so hat es Preußen notwendig groß gemacht.
Also, der Graf hat recht.

Aber — aber keine Wahrheit ist so tief,
daß sie nicht noch tiefer werden kann. Wir
sind der Sache nachgegangen, mit dem kritischen
Rüstzeug unerbittlicher Logik nachgegangen, und
fragen:

Graben Gräber sich denn selbst? Nein, die
Totengräber graben sie. Also:

DieTotengräberhabenPreußen groß gemacht.
Aber, aber — laßt mal sehen:

Kann der Totengräber graben, wenn er
keine Schaufel hat? Niemals. Also:

Die Totengräberschaufeln haben Preußen
groß gemacht.

Unsere schürfende Forschung jedoch hat sich
nicht damit zufrieden gegeben. Wir haben in
den statistischen Jahrbüchern nachgeschlagen und
gefunden, daß fast alle in Preußen gebrauchten
Totengräberschaufeln von der Firma Oppers-
maier & Co. hergestellt werden. Die Firma
Oppersmaier & Co. besitzt das Monopol in
Totengräberschaufeln. Also — und damit sind
wir bei der letzten Wahrheit angelangt —:

Die Firma Oppersmaier & Co. hat Preußen
groß gemacht. f. m.

Eine eifrige Margeriten-Verkiiuferin

„Herr Anffchcr, möchten Eie mich nicht ins
Zuchthaus einlasfen, damit ich den Gefangenen Mar-
gerite» verkaufen kann?"

Die Flieger

Die kleinen Punkte im Aetherraum —

Ihr reckt die Köpfe und seht sie kaum.

Der Sonne näher um Haaresbreit,

Hallo, das ist die neue Zeit!

Die Wolken wandern im Meilenschritt,
Gemach, gemach, wir wandern mit.

Der Regen plätschert im Mattental —

Wir gleiten auf einem Sonnenstrahl.

Und bläst der Windgott in hellem Zorn,
Und sind wir in seinem Aug ein Dorn;

Die Schraube wirbelt, es geht hinauf.

Wir nehmen den Kampf mit den Göttern au!

Wohl gleitet noch mancher zu schnell herab, ^
Steht schweigend still an seinem Grab:

Es war für alle, daß er es tat,

Er starb und ruht als braver Soldat.

Fritz Sänger

Fremde in München

„Ulan muß hier in München immer Mehrers
miteinander verbinden, sonst wird man mit dej
Sehenswürdigkeiten nicht fertig: ich werde rw>
in die Pinakothek eine Maß Bier mitnehmck
und im „Tristan" eine Weißwurst essen!"

Zwei Bünde

Die „Nordd. Allg. Ztg." beschwert sich über de§
Gebrauch „falscher Bilder und starker Worte" o"
der Tagung des Hansabundes. (An den Verhaus
lungen des Bundes der Landwirte hat sie fl'1
Kritik geübt.)

Ehret der Landwirte Bund! Denn sie legen
Duftende Rosen um blitzende Degen,

Fechten mit blumenumwundener Hand.
Schamhaft vergessen sie selbst in der Mitte
Heißester Redeschlacht Zucht nicht und Sitte,
Fesseln den Gegner mit innigem Band.

Ewig aus der Wahrheit Schranken
Schweift der rote Hansabund,

Schimpft in Worten und Gedanken
Jeden Gegner „Schweinehund."

Schamhaft fliehn von seiner Pforte,

Ach, die Grazien, hold und mild.

Denn er braucht nur „starke Worte",
Braucht, ach, manches „falsche Bild."

Aber dem Bunde der Landwirte zittert
Wallend der Busen, von Liebe erschüttert,
Perlen die Augen von himmlischem Naß.
Mitleid und Sittsamkeit sind ihm Geschwister
Sonst was, ach, können ihn alle Minister, ^
Können ihn - schamhaft verschweigt er uns, was>

Doch der Hansabund, der ekle.

Wird des Lebens nimmer froh.

Das Genörgle und Gemäkle
Macht ihn blutdürstig und roh.

Seine Mannen all sind Schweine,

Jeder Sittlichkeit beraubt.

Und die „Norddeutsch Allgemeine"

Ach, verhüllt bewegt ihr Haupt!

Frid«
Index
[nicht signierter Beitrag]: Fremde in München
[nicht signierter Beitrag]: Ohne Überschrift
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
Frido: Zwei Bünde
Monogrammist Frosch: Margeriten-Verkäuferin
Friedrich (Fritz) Heubner: Sonngebräunt
Karlchen: Der Papst an das Spruchkollegium
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
Monogrammist Frosch: Szene im Münchner Hofgarten
M. F.: Wer hat Preußen groß gemacht?
Fritz Sänger: Die Flieger
 
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