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Finger weg!

In der Zeit der Aprikosen,

Fertig stets zum Lauf und Sprunge,
Mit den Händen in den Hosen
Steht der deutsche Siegfriedsjunge.

Von der Sonn' und Luft gerötet;
Leichten Flaum auf Lipp' und Kinn,
Einsam steht er da und flötet
Sorglos träumend für sich hin.

Leer der Hof und leer die Gaffen.
Keiner draußen auf dem Lande.

Einsam steht er und verlassen.

Wo ist denn die andre Baude?

Wollen sie sich wieder giften?

Trat er einem auf den Fuß?

Hält Marianne mit den Stiften
Wieder ihre Rendezvous?

Horch nur! An dem Gartenzaune
Drüben auf des Nachbars Acker,

Welch' ein Zischeln! Welch' Geraune!
Sieh, da sitzen ja die Racker!

Johnny Bull spuckt Priemchenstücke,
Gelber Neid sieht aus ihm raus;
Marianne voller Tücke
Schimpft und hetzt den Nikolaus.

Unser Junge zieht die Hände
Mit Behagen aus den Taschen:

„Laßt mir meine Ruh! Am Ende
Wird Euch doch der Kopf gewaschenl
Steigt nicht über auf der Leiter,

Fallt Euch hier nur blau und braun."
Und er pfeift sein Stücklein weiter,
Aber still wirds hinterm Zaun.

Ad. Ey

Seewald

wie sich Rarlchcn den Erbprinzen und
seinen Büchsenspanner vorstellt.

Lob des Witzes

Irgendwo habe ich von einem Renaissance-
italiener gelesen, der sich durch seinen Witz all-
mählich weit und breit so furchtbar machte, daß
unter den Potentaten der Brauch aufkam, ihm
ohne Weiteres irgend ein namhaftes Geschenk

zu übersenden, bloß mit einem höflichen Gruß
et cetera, wenn nämlich einer sich so eine rich-
tige ochsdicke Dummheit geleistet hatte. — Wenn
ich mir eine Rolle in jener größten Zeit, die
die Geschichte kennt, auswählen dürfte, ich
glaube, diese wäre es. Ihr des Genius Günst-
linge, Ihr Schoßkinder Prometheus', Ihr Leute
mit dem leichten Wort und der klaren Stirn!
Ihr mit dem schlanken gefiederten Pfeil im
Wappen und der Devise darunter: „Ich traf's!"
Wie beneide ich Euch! Wo Ihr hinkommt in
der weiten Welt, da seid Ihr wohl gelitten, da
ist Euer Pfad wie ein Asphalttrottoir. Wenn
wir anderen Kinder des Zornes in tausend
Aengsten schwitzen, da seid Ihr mit einem La-
chen und zwei Worten Herren der Lage. Als
Volksredner umbrandet von dem Jubel einer
Menge, die gutmütig und lenksam wird unter
Eurem allmächtigen Szepter. Im Ballsaal be-
strahlt von der Gunst der Schönsten! Und wo
Menschen gesellig beisammen sind, da ist Euch
im Nu ein unsichtbarer Thron errichtet, dem
keine Verschwörung etwas anhaben kann. Der
ernsthafte Philosoph ist Euch gewogen und
weiß warum; und der traurigste Leimsieder von
einem Materialisten ist fest dabei mit Euch zu
lachen und muß mitfeiern den Triumph des
Geistes, er mag wollen oder nicht. Ja, der
Geist ist die Wahrheit der Welt; aber Ihr seid
seine farbigen weitbliukenden Vorreiter. Der
dunkelste Kummer, die verzwickteste Situation
zergeht vor Euch wie ein Wolke an sonniger
Bergwand. Und wenn erst Euch selber trifft
des Schicksals flutende Geißel, wenn Euch das
adelnde Schwert des großen Leides durchs Herz
geht, da wird der Menschheit das Höchste ge-
schenkt, was ihr zu Teil werden kann auf dieser
runden Erde: Euer Lachen schwebt wie der Aar
über dem schwindligen Eisgipfel der Tragödie,
und den Sonnenstrahl spiegeln seine Schwung-
federn.

Karl Hugust JMelsslngeti


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Etikette gesetzlich gei

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Register
Karl Julius Adolf Ey: Finger weg!
Richard Seewald: Büchsenspanner
Karl August Meissinger: Lob des Witzes
 
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