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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 16.1911, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 40
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https://doi.org/10.11588/diglit.4279#0392

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Paul Rieth (München)

Ausser Sorge

„Trink nur, Bua, dei Milli wird net teirer und aa ttct g'sperrt!"

RuTUfcbe GebeirnpoUzei

(Szene: Ein Zimmer im Polizeipräsidium.)

Der Polizeipräsident: Wenn Sie in unseren
Dienst treten und aus einem Revolutionär ein
Geheimpolizist werden, so sind Sie frei! Andern-
falls werden Sie noch heute gehängt!

Der Revolutionär: Es seil

Der polizeilcutnant (denkt sich): Das muß
ich gleich dem Revolutionskomitee melden! Der
schändliche Verräter!

Der Polizeipräsident: Wir bieten Ihnen
1000 Rubel, wenn Sie uns verraten, welche
Attentate zur Zeit geplant werden!

Der pslizeiwachtmcister (denkt sich): O Gott,
ich werde doch nicht verraten werden!

Der Revolutionär: Es wird ein Attentat
auf den Popen geplant.

Der Polizeisergeant (denkt sich): Gott sei
Dank: von meinem Attentatsplan weiß er
nichts.

Der Revolutionär: Dimitri Nicolajewitsch
soll es ausführen.

Der Schutzmann an der Düre (denkt sich):
Er nennt den richtigen Namen!

Der Revolutionär: Morgen Abend 8 Uhr
soll das Attentat stattfinden I

Der protokollschreiver (denkt sich): In der
gestrigen Sitzung haben wir es auf übermorgen
verlegt.

Der Polizeipräsident lzum Revolutionär): Ha,
Schändlicher! So verrätst Du unsere Ver-
schwörung? Fahre zur Hölle! (Er schießt ans
ihn, ohne zu treffen).

Der Revolutionär: Verhaftet ihn!! Ich bin
der Polizeiminister!

Die Aufwaschfrau: Dann stirb! (Sie stürzt
mit einem Dolch auf ihn.)

Der Schutzmann an der Türe (ihr in den
Arm fallend): Nikolaus, was tust Du! (Das Haus
fliegt in die Luft, da der eben ins Portal tretende
Briefträger über eine Bombe gestolpert ist.)

Schenke vorsichtig!

Der Kaiser hat vor einiger Zeit für den
Magistratssitznngssaal in Berlin sein Oelbildnis
geschenkt. Jetzt verlangt das königliche Stempel-
ünd Erbschaftssteueramt in Berlin hierfür eine
Schenkungssteuer, da eine steuerpflichtige Schen-
kung vorliege. Der Berliner Magistrat, der
bekanntlich aus lauter vaterlandslosen Nörglern
besteht, erhebt gegen diese Forderung Einspruch.
Es ist schlimm genug, daß diese Stempelpflicht,
die doch jedem Patrioten selbstverständlich er-
scheint, so lange uncntdeckt bleiben konnte.
Hoffentlich wird das Versäumte auch aus anderen
Gebieten jetzt nachgeholt.

Ein Industrieller wurde neulich zu einer
namhaften Geldstrafe verurteilt; der Kaiser
schenkte ihm indes im Gnadenwege diese
Strafe. Hoffentlich wird der Begnadigte Schen-
kungssteuer bezahlen. — Die Berliner Handels-
kammer wandte sich an den Staatssekretär des
Reichspostamts mit der Bitte er möge ihren
Vertretern eine Audienz gewähren, in der diese
ihre Wünsche nach verschiedenen Reformen vor-
tragen wollten. Der Staatssekretär schenkte
diesen Wünschen Gehör; auch diese Schenkung
ist steuerpflichtig.

Endlich haben sämtliche lebenden preußischen
Untertanen nachträglich eine Schenknngssteuer
zu entrichten, die sie bisher dem Fiskus ent-
zogen haben, denn einem jeden dieser Subjekte
hat seinerzeit seine Mutter das Leben geschenkt.

Frido

Zur gefl. Beachtung!

Mit dieser Nummer schliesst die „Jugend“ das
dritte Quartal des Jahrganges 1911. Wir richten
an unsere verehrl. Abonnenten das höfl. Ersuchen
um sofortige Erneuerung des Abonnements, damit
im Fortbezug der Zeitschrift keine Störung eintritt.

Verlag der Münchner „Jugend“
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