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Paul Rieth (München)

Oie Cürfm in Osten

„Lieber Doktor John Bull, bitte, komm' doch 'mal gleich mit der vermirrlungszange!" — „Bedaure sehr!
Solch schwierige Fälle wie Steißgeburten überlasse ich stets meinem Rollegen Doktor German!"

Ein Edelmann

Der Hochgeborene Gras Wolff-Metternich
erklärte in seinem Prozesse, er habe sehr spar-
sam gelebt, denn er habe in den Nachtlokalen
immer nur deutschen Sekt getrunken.

Der edle Graf hat in der Aufregung der
gerichtlichen Verhandlnng ganz vergessen, seine
übrigen Tugenden aufzuzählen. Er ist sehr
herablassend, denn er hat in den Nachtlokalen
mit bürgerlichen Mädchen ganz intim verkehrt.
Er ist sehr bescheiden, denn beim Bezahlen
drängte er sich niemals vor. Er ist sehr wach-
sam, denn er ging immer erst gegen Morgen
schlafen. Er ist fromm wie Petrus der Fischer,
denn er angelte Goldfische; und er ist nicht so
lumpig wie Judas, denn er nahm die dreißig
Silberlinge nicht als Kapital, sondern als monat-
liche Rente. Er ist endlich gar nicht adelsstolz,
denn er behandelt seine Richter, als wenn sie
seinesgleichen wären. Frid«

Herbstsaison

Im Mittelmeer da geht es lustig zu,

Man stößt Torpedoboote in den Bauch,

Schickt die Besatzung in die ew'ge Ruh
Und bläst dazu ein bißchen Ringelrauch.

Und was ist los? — Oh, 's ist nicht bös gemeint,
Der Muselmann, der nun mal schwer begreift,
Wird praktisch unterrichtet wie es scheint.

Wie Christenliebe an der Spätherbstsonne reift.

Der Muselmann ist augenblicklich schwach,
Man möchte schon, daß Gott ihm helf;

Drum haut man ihm den Säbel aus das Dach,
Das ist Methode 1911. Fritz Hänger

Liebe Jugend!

In dem Kaufhaus im Münchner Hauptbahn-
Hof wollte ich mir eine Unterhose kaufen; da

fragte die Verkäuferin: „Litte erster, zweiter oder
dritter Klasse?"

Deutsch auf den, Rigi

Auf dem Rigi war es und bei einer „fliegenden"
Ansichtskartenhändlerin.

„Litte, geben Sie mir einen Briefumschlag,"
sagte ich.

„Einen was?" fragte die Verkäuferin und sah
mich an wie einen, der tscherkessisch spricht.

„Nun, ein Eouvert eben, in Gottesnamen,"
sagte ich, „wenn Sie das besser verstehen."

Noch immer sah sie mich verständnislos, mit
stumpfen Augen an.

„Io, verschtahst dann nüt Dütsch," sagte jetzt
ein Schweizer, der daneben gestanden war, „en
Lnvelopxe will er ha'." Fritz Müller
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[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Paul Rieth: Die Türkei in Nöten
Frido: Ein Edelmann
Fritz Müller: Deutsch auf dem Rigi
Fritz Sänger: Herbstsaison
 
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