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Tu den Hut vor der Wurscht ab, Aujust!

D<IS DlnCI* Otto Flechtner (München)

Det Tier, von dem se stammt, har in Hoppejarren

Und der andere: „Er sagte, daß —"

Sie verstummten. Giglio sagte: „So handelt
kein Vater."

Als er dies gesagt hatte, wurde er am
Kragen gepackt und an die Wand gestellt.
Uberto stand vor ihm. Uberto war herunter-
gekommen und stand jetzt vor ihm. Er sagte:
„Jetzt habe ich Deine Dirne totgeschlagen."

Aber Giglio schüttelte bekümmert den Kopf.

„Nein, so handelt kein Vater."

Er wollte noch etwas sagen, etwas sehr
Ernstes wollte er diesen leichtfertigen jungen
Männern sagen. Da war etwas, was er zu
verstehen glaubte, obgleich die Worte so wider-
spenstig waren. —

Aber Uberto war fort. Und auch die Freunde
hatten den Alten verlassen, aus Ehrfurcht vor
dem Schmerz. Er war allein. Er versuchte die
dunkle Treppe hinaufzusteigen, aber konnte nicht.

„Alle Menschen sind unhöflich gegen mich,"
dachte er. „Warum nur?"

Lange stand er vollkommen still da. Er
versuchte seine Gedanken zu entwirren, suchte
festzuhalten, was er beinahe verstand. Aber es
war schlüpfrig und entglitt ihm wieder.

„Im Leben ist doch alles Zufall," sagte er
nachdenklich.

drei jroße Rennen jewonnen!"

Und begann zu schreien: „Gianna l Gianna!"
Es schimmerte vor seinen Augen. Er sah
ganz deutlich die grüne Kugel. Er beugte sich
ein wenig vor, um sie zu greifen.

Und fiel zu Boden, fiel mitten in das grüne
Wasser des Lebens.

(Autorisierte Uebertragung aus dem Schwedischen von
Marie Lranzos)

Geschichte vom gebratenen Apfel

Den jungen Apfel, dessen schöne Schale.
In erster Frische, prall und feist gespannt,
Dem Messer fast, dem Zahne widerstand —
Ihn legte ich im blanken Futterale,

Des Zwecks bewußt, auf heißen Ofenrand,
Und sagte dies: „Du roter Apfeljunge!
Hast du dich trotzig in dich selbst gebannt —
So löse dir das Element die Zunge
Und mache mit dir selber dich bekannt!"
Gesagt, getan! — Die Feuerkur, sie nützte:
So wie er schmorte, stetig sich erhitzte,

Und süßen Saft aus allen Poren schwitzte —

Begann er leis' melodisch zu erklingen,
Im Harfenton sein Apfelweh' zu singen,
Mit Balsamdust die Stube zu

durchdringen —

So daß ich lustvoll an der Sphäre sog,
Die würzige Lust in meine Lungen zog!
Indessen überquoll der süße Saft,

Als wollt' der Apfel, ganz in Glut und

Glühen,

Sein Herzensblut verspritzen und versprühen,
Sein Lebensmark und seine letzte Kraft!
Da löste ich ihn denn aus seiner Haft
Und kühlte ihn und fand ihn wohlgeraten:
Die pralle Härte völlig weggebraten —
Nur wärmend — weiche, milde, mürbe Labe
War dieser feiste, frische Apfelknabe!

Und also ließ ich mir ihn doppelt schmecken
Und dachte nur, ein Lächeln in den Mienen:
Wie auch wir starren Menschlein einst

den Zwecken

Des großen Äpfelbraters müssen dienen!

Max Hayek
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Otto Flechtner: Das Diner
Max Hayek: Geschichte vom gebratenen Apfel
 
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