schob ihren spitzen Zauberhut gerade, hüllte sich
in ihren Wunoermantel und ritt, quer durch
hundert gedruckte Seiten, in den Burggarten
der Prinzessin ein.
Der Zauberstab pfiff durch die Luft, und
die nervöse Prinzessin auf dem Erker kam ins
Lachen.
Sie warf die Lilie weg und lief — lief —
aber nicht dem treuen Geiger entgegen — be-
wahre! Den mit seinem ennuyanten Schmachten
konnte sie schon lang nicht ausstehen. Sie
nahm ihre Seidenschleppe zusammen und —
huil — hinweg aus der Burg, aus dem Garten,
aus der Allee bis auf den weißen Rand des
Buches. Hinter sich, aus weiter Ferne, hörte
sie die alte Hexe warnen:
„Gib acht, Tochter des Königs der grünen
Berge! Kehre heim beim ersten Hahnenschrei,
sonst wirst Du's furchtbar büßen."
„Ich will schon rechtzeitig wieder da sein,"
rief Prinzeß leichthin zurück und sprang mit
kühnem Satz in die Wirklichkeit.
Einen Augenblick sah sie sich zaudernd um.
Die Welt war voll von Büchern und sehr
finster. Nur auf einem Tischchen unter einem
kleinen, grünseidenen Dach schien eine kleine
Sonne. Eine junge, blasse Frau saß da und
las einen Brief.
Prinzeßchen erkannte die Frau sofort: das
war ja ihre gute Freundin von snno dazumal
— nur hatte sie damals das Lockenhaar offen
getragen und ein kurzes Röckchen und lachte
immerzu.
Heute war die Freundin traurig — und
Prinzeßchen hätte sich gern amüsiert und stand
doch ratlos auf dem grausam hohen Bücher-
bord, vor all den leder- und pappegebundenen
Büchern.
Zum Glück wohnte im nächsten Buch ein
junger Edelmann mit Namen Romeo, der hatte
eine Strickleiter zur Hand. Galant lieh er
sie dar und half der kleinen Prinzeß aufs
Fensterbrett.
Das Fenster stand offen, und ein Rosenzweig
griff ins Zimmer. Die Prinzessin klammerte
sich an ihn. Er bog sich und setzte sie sanft
auf den Rasen nieder.
Der Garten sah — wie wunderlich! — ge-
rade so aus wie ihr Märchenbild: Kletterrosen
blühten, aus der Lindenallee näherte sich ein
Mann, genau wie der treue Fiedler. Nur be-
eilte er sich ein wenig, mit jedem Atemzug kam
er näher und stand endlich vor ihr.
„Du bist die allerschönste, allerblondeste Prin-
zessin der Welt," sagte er schmeichelnd. Dann
küßte er sie. Prinzeßchen erschauerte.
„Was war das?" fragte sie. „Was war
das eben? Wie kommt es, daß Dein Mund
am süßesten spricht, wenn er schweigt?"
„Oh, das war ein Kuß."
„Ich verstehe Dich nicht. In meinem Märchen-
buch stand nichts davon. Was ist ein Kuß?"
Prinzeß entlief nun jede Nachtihrem Märchen-
reich, damit sie den Mund ihres Liebsten wort-
los auf ihren Lippen sprechen fühle.
Erst der Hahnenschrei schreckte sie nach Haus.
Sie schlüpfte in ihr Buch. Und merkte gar
nicht, wie sich da leise, leise allerhand ver-
änderte: die Lilie, die sie des Morgens vom
Boden aufgriff, fing an, zu welken — der treue
Musikant unter den Linden wurde immer
bleicher.
Zuletzt verwandelte sich auch das alte
Märchenbuch. Es tat geheimnisvoll, rückte um
eine Bücherreihe zurück und verbarg Liebes-
briefe zwischen seinen Blättern. Indessen saß
die blasse, schöne Frau an ihrer kleinen Sonne
und weinte — weinte in der Dämmerung des
Morgens noch.
Prinzeßchen kümmerte sich nicht um sie.
Wußte ja nicht einmal, was Tränen sind.
In den Märchenbüchern stehen die Stunden
ewig still — draußen gehen sie ewig ihren Pen-
delschwung. Die Rosen verblühten. Der Herbst
hüllte den Mond in graue Wolken. Der Garten
war finster und kalt.
Prinzeßchen fror. Und fürchtete sich in der
Einsamkeit, und ihr Liebster ließ sie so oft, so
lange warten . . .
Wenn er endlich kam, kam er beinah so
langsam wie damals ihr treuer Fiedelmann.
Prinzeßchen wollte es nicht merken. Sie
hielt ihn mit Schmeichelworten zurück, wenn
er schon im Abschiednehmen war.
Und der Hahn hatte längst gekräht. Ach,
?srauen hören nicht den warnenden Hahnen-
chrei, wenn sie eine sterbende Liebe mit Bitten
und Betteln zu neuem Leben erwecken wollen.
Prinzeßchen blieb zu lang aus, länger als
sie sollte.
Und am andern Tag ging die Prophezeiung
der alten Hexe bitterlich in Erfüllung: Der
Galan kam nicht. Prinzeßchen wartete und
wartete — die Tränen wuschen ihr die Wäng-
lein blaß — links, unter dem Perlengeschnür,
fühlte ste einen unsäglichen Schmerz — und
als sie des Morgens heimkam in ihr Märchen-
buch, da zerriß ihr über dem Herzen das Papier.
Was sollte ihr nun der ewige Sonnenschein?
Die Kletterrosen? Der bleiche Geiger? Sie wußte
doch, daß alles nur ein Märchen war. Ihr
Liebster war gegangen auf Nimmerwiederkehr.
„Ach," seufzte sie, „niemals mehr entflieh
ich meinem Märchenreich," — und im selben
Augenblick nahm eine schmale Hand das alte
Buch vom Bord.
Prinzeßchen reckte sich auf die Fußspitzen,
um besser sehen zu können. Und als sie sich
vorbeugte, öffnete sich das Buch gerade bei
ihrem Bild.
Die verwelkte Lilie fiel ihr vor Schreck fast
aus der Hand. Prinzeßchens Freundin, die
blasse Frau, stand da — aber nicht allein: ein
Mann war neben ihr, den das Prinzeßchen
kannte.
Prinzeßchen zitterte. Die Burg zitterte, der
Erker und der himmelblaue Himmel. Fast
stürzte der ganze Märchenzauber ein.
Der Mann blickte gleichmütig über sie hin-
weg, als hätte er sie nie gesehen. Die blasse
Frau aber holte die Briefe aus dem Buch:
„Hast Du mir nicht geschworen, daß Du
mich ewig lieben wirst? Lieben und nie ver-
lassen?"
Der Mann schüttelte unmutig den Kopf.
Er langweilte sich offenbar. Er sprach davon,
daß er in weite Fernen reisen müsse. Und er
hätte außer der blassen Frau nie jemand ge-
liebt auf dieser Welt.
„Das alles hat er einst auch mir geschworen,"
piepste die kleine Prinzeß — aber niemand
hörte sie.
Und die arme blasse Frau weinte. Auch
sie hatte sich einmal aus ihrem Märchenbuch
hinweggesehnt. Hatte auch den Hahnenschrei
verpaßt — und jetzt zerreißt man ihr das Herz.
Denn draußen in der Welt die Leute meinen,
nicht nur Märchenprinzessen, auch alle andern
Frauen hätten ein Herz von Papier.
<Autoriflerte Uebersetzung von Rr. Roda Roda)
Auf den Gedanken, . .
Alle Lebendigen
Preisen als Höchstes die Tat.
Lorbeer umwindet
Den, der sich tätig der lauschenden Erde
verkündet,
Den, dessen Wirken den Tag
Weithin durchdröhnt wie wuchtiger
Hammerschlag.
Doch nicht nur Prediger,
Die von der Kanzel des Marktes dem
Volk vernehmlich,
Doch nicht nur Stürmende,
Die ihren Schlachtruf über den Erdball schrein,
Formen das Leben.
Jeder Gedanke ist Tat,
Tätig der Denkende! —
lieber die Schranke,
Die sich tyrannisch vor unserer Zukunft streckt,
Wirft wie ein junger Sperber sich der Gedanke,
Wenn die Faust nur Gelächter als Echo weckt
Breschenerspäher ist er und Wegeweiser.
Unsichtbar immer dem niedrigen Mann,
Zieht er als heimlicher Kaiser
Jedem Heerzug voran!
Ist er auch einsam geboren: in weglosem Forst,
Finsterem Kerker oder auf starrender Firne,
Hebt ihn kein tönender Mund auch hinaus
aus dem Horst
Heißer Gehirne —
Lautlos geschnellt
Von der gewaltigen Schwungkraft
hinter der Stirne
Findet er dennoch den Weg in die
Kämpfe der Welt.
Früh ermattet der Stein,
Den deine Hände noch fassen;
Weiter schon schwingt sich der Ruf,
Den nur das Ohr noch vernimmt;
Weiter als Stein und Stimme, doch
keinem Sinne mehr greifbar,
Fliegt der Gedanke! —
Still auf dem Lager, Denkender, darfst du rasten.
Selber sucht er sein Ziel.
Hinter den Wäldern warten wie
schlummernde Tasten
Zahllose Seelen auf sein gewaltiges Spiel.
Und er sucht sich die Seele, die auf
ihn gestimmt,
Gleich der elektrischen Welle die Lüfte
durchzitternd,
Bis er gewitternd
Aus der Ergriffenen spricht und die
Welt ihn vernimmt!
Fäuste recken sich, die deine Schwerter schwingen,
Lippen wölben sich, die deinen
Sturmmarsch singen!
Was dir unhörbar das denkende Haupt
zerwühlte,
Schwillt dann zum Donner, der über
den Erdball hallt.
Siehe, der schreckliche Meister, der
Attila spielte,
Saß vielleicht einsam im asiatischen Wald! —
Jeder Gedanke findet sein Instrument,
Jeder Gedanke findet die Faust, die
ihn ausführt,
Ob der Gespielte die spielende Hand
auch nicht kennt. — —
Wie allen Lebenden
Gilt mir als Höchstes die Tat, —
Nicht so der Tatmensch!
Oft ist er Taste nur,
Die unterm Anschlag höherer Geister laut wird.
Selten erdachte
Der die Gesänge, der sie im Saale singt.
Taste und Meister —
Aber der Meister auch
Ist eine Taste nur —
Denkender, wer spielt dich? —
Georg Buffe-Palma
in ihren Wunoermantel und ritt, quer durch
hundert gedruckte Seiten, in den Burggarten
der Prinzessin ein.
Der Zauberstab pfiff durch die Luft, und
die nervöse Prinzessin auf dem Erker kam ins
Lachen.
Sie warf die Lilie weg und lief — lief —
aber nicht dem treuen Geiger entgegen — be-
wahre! Den mit seinem ennuyanten Schmachten
konnte sie schon lang nicht ausstehen. Sie
nahm ihre Seidenschleppe zusammen und —
huil — hinweg aus der Burg, aus dem Garten,
aus der Allee bis auf den weißen Rand des
Buches. Hinter sich, aus weiter Ferne, hörte
sie die alte Hexe warnen:
„Gib acht, Tochter des Königs der grünen
Berge! Kehre heim beim ersten Hahnenschrei,
sonst wirst Du's furchtbar büßen."
„Ich will schon rechtzeitig wieder da sein,"
rief Prinzeß leichthin zurück und sprang mit
kühnem Satz in die Wirklichkeit.
Einen Augenblick sah sie sich zaudernd um.
Die Welt war voll von Büchern und sehr
finster. Nur auf einem Tischchen unter einem
kleinen, grünseidenen Dach schien eine kleine
Sonne. Eine junge, blasse Frau saß da und
las einen Brief.
Prinzeßchen erkannte die Frau sofort: das
war ja ihre gute Freundin von snno dazumal
— nur hatte sie damals das Lockenhaar offen
getragen und ein kurzes Röckchen und lachte
immerzu.
Heute war die Freundin traurig — und
Prinzeßchen hätte sich gern amüsiert und stand
doch ratlos auf dem grausam hohen Bücher-
bord, vor all den leder- und pappegebundenen
Büchern.
Zum Glück wohnte im nächsten Buch ein
junger Edelmann mit Namen Romeo, der hatte
eine Strickleiter zur Hand. Galant lieh er
sie dar und half der kleinen Prinzeß aufs
Fensterbrett.
Das Fenster stand offen, und ein Rosenzweig
griff ins Zimmer. Die Prinzessin klammerte
sich an ihn. Er bog sich und setzte sie sanft
auf den Rasen nieder.
Der Garten sah — wie wunderlich! — ge-
rade so aus wie ihr Märchenbild: Kletterrosen
blühten, aus der Lindenallee näherte sich ein
Mann, genau wie der treue Fiedler. Nur be-
eilte er sich ein wenig, mit jedem Atemzug kam
er näher und stand endlich vor ihr.
„Du bist die allerschönste, allerblondeste Prin-
zessin der Welt," sagte er schmeichelnd. Dann
küßte er sie. Prinzeßchen erschauerte.
„Was war das?" fragte sie. „Was war
das eben? Wie kommt es, daß Dein Mund
am süßesten spricht, wenn er schweigt?"
„Oh, das war ein Kuß."
„Ich verstehe Dich nicht. In meinem Märchen-
buch stand nichts davon. Was ist ein Kuß?"
Prinzeß entlief nun jede Nachtihrem Märchen-
reich, damit sie den Mund ihres Liebsten wort-
los auf ihren Lippen sprechen fühle.
Erst der Hahnenschrei schreckte sie nach Haus.
Sie schlüpfte in ihr Buch. Und merkte gar
nicht, wie sich da leise, leise allerhand ver-
änderte: die Lilie, die sie des Morgens vom
Boden aufgriff, fing an, zu welken — der treue
Musikant unter den Linden wurde immer
bleicher.
Zuletzt verwandelte sich auch das alte
Märchenbuch. Es tat geheimnisvoll, rückte um
eine Bücherreihe zurück und verbarg Liebes-
briefe zwischen seinen Blättern. Indessen saß
die blasse, schöne Frau an ihrer kleinen Sonne
und weinte — weinte in der Dämmerung des
Morgens noch.
Prinzeßchen kümmerte sich nicht um sie.
Wußte ja nicht einmal, was Tränen sind.
In den Märchenbüchern stehen die Stunden
ewig still — draußen gehen sie ewig ihren Pen-
delschwung. Die Rosen verblühten. Der Herbst
hüllte den Mond in graue Wolken. Der Garten
war finster und kalt.
Prinzeßchen fror. Und fürchtete sich in der
Einsamkeit, und ihr Liebster ließ sie so oft, so
lange warten . . .
Wenn er endlich kam, kam er beinah so
langsam wie damals ihr treuer Fiedelmann.
Prinzeßchen wollte es nicht merken. Sie
hielt ihn mit Schmeichelworten zurück, wenn
er schon im Abschiednehmen war.
Und der Hahn hatte längst gekräht. Ach,
?srauen hören nicht den warnenden Hahnen-
chrei, wenn sie eine sterbende Liebe mit Bitten
und Betteln zu neuem Leben erwecken wollen.
Prinzeßchen blieb zu lang aus, länger als
sie sollte.
Und am andern Tag ging die Prophezeiung
der alten Hexe bitterlich in Erfüllung: Der
Galan kam nicht. Prinzeßchen wartete und
wartete — die Tränen wuschen ihr die Wäng-
lein blaß — links, unter dem Perlengeschnür,
fühlte ste einen unsäglichen Schmerz — und
als sie des Morgens heimkam in ihr Märchen-
buch, da zerriß ihr über dem Herzen das Papier.
Was sollte ihr nun der ewige Sonnenschein?
Die Kletterrosen? Der bleiche Geiger? Sie wußte
doch, daß alles nur ein Märchen war. Ihr
Liebster war gegangen auf Nimmerwiederkehr.
„Ach," seufzte sie, „niemals mehr entflieh
ich meinem Märchenreich," — und im selben
Augenblick nahm eine schmale Hand das alte
Buch vom Bord.
Prinzeßchen reckte sich auf die Fußspitzen,
um besser sehen zu können. Und als sie sich
vorbeugte, öffnete sich das Buch gerade bei
ihrem Bild.
Die verwelkte Lilie fiel ihr vor Schreck fast
aus der Hand. Prinzeßchens Freundin, die
blasse Frau, stand da — aber nicht allein: ein
Mann war neben ihr, den das Prinzeßchen
kannte.
Prinzeßchen zitterte. Die Burg zitterte, der
Erker und der himmelblaue Himmel. Fast
stürzte der ganze Märchenzauber ein.
Der Mann blickte gleichmütig über sie hin-
weg, als hätte er sie nie gesehen. Die blasse
Frau aber holte die Briefe aus dem Buch:
„Hast Du mir nicht geschworen, daß Du
mich ewig lieben wirst? Lieben und nie ver-
lassen?"
Der Mann schüttelte unmutig den Kopf.
Er langweilte sich offenbar. Er sprach davon,
daß er in weite Fernen reisen müsse. Und er
hätte außer der blassen Frau nie jemand ge-
liebt auf dieser Welt.
„Das alles hat er einst auch mir geschworen,"
piepste die kleine Prinzeß — aber niemand
hörte sie.
Und die arme blasse Frau weinte. Auch
sie hatte sich einmal aus ihrem Märchenbuch
hinweggesehnt. Hatte auch den Hahnenschrei
verpaßt — und jetzt zerreißt man ihr das Herz.
Denn draußen in der Welt die Leute meinen,
nicht nur Märchenprinzessen, auch alle andern
Frauen hätten ein Herz von Papier.
<Autoriflerte Uebersetzung von Rr. Roda Roda)
Auf den Gedanken, . .
Alle Lebendigen
Preisen als Höchstes die Tat.
Lorbeer umwindet
Den, der sich tätig der lauschenden Erde
verkündet,
Den, dessen Wirken den Tag
Weithin durchdröhnt wie wuchtiger
Hammerschlag.
Doch nicht nur Prediger,
Die von der Kanzel des Marktes dem
Volk vernehmlich,
Doch nicht nur Stürmende,
Die ihren Schlachtruf über den Erdball schrein,
Formen das Leben.
Jeder Gedanke ist Tat,
Tätig der Denkende! —
lieber die Schranke,
Die sich tyrannisch vor unserer Zukunft streckt,
Wirft wie ein junger Sperber sich der Gedanke,
Wenn die Faust nur Gelächter als Echo weckt
Breschenerspäher ist er und Wegeweiser.
Unsichtbar immer dem niedrigen Mann,
Zieht er als heimlicher Kaiser
Jedem Heerzug voran!
Ist er auch einsam geboren: in weglosem Forst,
Finsterem Kerker oder auf starrender Firne,
Hebt ihn kein tönender Mund auch hinaus
aus dem Horst
Heißer Gehirne —
Lautlos geschnellt
Von der gewaltigen Schwungkraft
hinter der Stirne
Findet er dennoch den Weg in die
Kämpfe der Welt.
Früh ermattet der Stein,
Den deine Hände noch fassen;
Weiter schon schwingt sich der Ruf,
Den nur das Ohr noch vernimmt;
Weiter als Stein und Stimme, doch
keinem Sinne mehr greifbar,
Fliegt der Gedanke! —
Still auf dem Lager, Denkender, darfst du rasten.
Selber sucht er sein Ziel.
Hinter den Wäldern warten wie
schlummernde Tasten
Zahllose Seelen auf sein gewaltiges Spiel.
Und er sucht sich die Seele, die auf
ihn gestimmt,
Gleich der elektrischen Welle die Lüfte
durchzitternd,
Bis er gewitternd
Aus der Ergriffenen spricht und die
Welt ihn vernimmt!
Fäuste recken sich, die deine Schwerter schwingen,
Lippen wölben sich, die deinen
Sturmmarsch singen!
Was dir unhörbar das denkende Haupt
zerwühlte,
Schwillt dann zum Donner, der über
den Erdball hallt.
Siehe, der schreckliche Meister, der
Attila spielte,
Saß vielleicht einsam im asiatischen Wald! —
Jeder Gedanke findet sein Instrument,
Jeder Gedanke findet die Faust, die
ihn ausführt,
Ob der Gespielte die spielende Hand
auch nicht kennt. — —
Wie allen Lebenden
Gilt mir als Höchstes die Tat, —
Nicht so der Tatmensch!
Oft ist er Taste nur,
Die unterm Anschlag höherer Geister laut wird.
Selten erdachte
Der die Gesänge, der sie im Saale singt.
Taste und Meister —
Aber der Meister auch
Ist eine Taste nur —
Denkender, wer spielt dich? —
Georg Buffe-Palma