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Das politische Cottchen

Marokko, Frankreich, Agadir,

Berlin- und Panther-Wortgeschwirr,

Und England jedes dritte Wort,

So ging es schon seit Wochen fort. —

Jung Lottchen spielt und puppt im Eck,
Als war' es weit von Allem weg. —
Da kommt in einen frischen Streit
Die dumme Magd hereingeschneit:
„Madam, Madam, was mach' ich bloß?
Der neue Besenstiel ist los!"

Erst Stille. Dann ein Ton, ein Stoß, —
Drauf ein Gelächter grenzenlos,
„Madam, Madam, was mach' ich bloß,
Der neue Besenstiel ist los!"

Bis endlich doch in einer Pause
Das Wort ergreift der Herr vom Hause
Mit Ernst und Nachdruck: „Wohlgetan'
Geh hin und such' Dir einen Span,

Und mach', wenns Gott geraten läßt,
Den Stiel am Besen wieder fest!"

Doch kaum entsloh das Wort dem Mund,
Kräht's ängstlich aus dem Hintergrund:
„Marie, Mama, Papachen, sagt,

Habt Ihr auch England schon gefragt?"

p. <5.

*

Liebe Jugend!

Lin Keilfuchs wird von einem Burschen
zur sonnabendlichen Kneipe abgeholt, vor
seiner Baustür sagt der Keilfuchs plötzlich:
„Ach, entschuldigen Sie mich bitte einen
Augenblick, ich habe meine Röllchen ver-
gessen."

Darauf der Bursche: „Die lassen Sie
nur; bei uns tragen sie alle keine!"

„So?"

Der Ttud. tbeol. als Zimmerherr

„wären Sie damit einverstanden, Frau Müller, daß
ich Ihnen für die rückständige Miete jeden dritten Tag eine
erbauliche predigt halte?"

Wiener Gemütlichkeit

In einem Straßenbahnwagen verlangt eine Dame andert-
halb Umsteigekarten, für sich und ihr dreijähriges Mädchen.

Der Kondukteur: „Das Kindl isch ja so klau; wen»
Sö sag'n, 's isch no nöt zwa Jahr, so zahl'» S' nir dafür.
Also, wie alt isch's Kindl?"

Arbeirergesang

(nach dem Herzen des Herrn Or. Dietrich Hahn)

Or. Hahn sagte in einer Wahlversammlung
z» Heuenfelde, daß unsre Arbeiter rauchen
und Schnaps trinken sollen, da sie dann auch
ein wenig für das Reich mitrauchen und niü-
trinken würden, zumal »tan Milliarden an so-
zialen Lasten für die Arbeiter anfbringen müsse

In der Kaschemme sitz' ich hier
Bei meiner Branntweinflasche
Und gurgle mit dem Elixier,

Soviel ich nur erhasche.

Und führt das geistige Filtrat
Mich auch zum Herzkollapse:

Ich zahl' ja Steuern für den Staat
Indem ich schnapse, schnapse!

Ich steck' aus Patriotenpflicht
— So lehrt Herr Hahn mich mores —
Mir sorglos täglich ins Gesicht
Zwei Dutzend Stinkadores!

Und rächen sich die „Nudeln" gleich
Mit einem Magenkrampfe;

Ich zahl' ja Steuern für das Reich,
Indem ich dampfe, dampfe!

An sozialen Lasten blecht
Man Milliarden jährlich,

Drum ist, wer nicht in Fusel zecht,
Undankbar und nicht ehrlich!

Mit Recht zu Leib rückt Dietrich Hahn
Dem dämlichen Hans Tapse. —
Drum füll' ich neu den Humpen an
Und schnapse, schnapse, schnapse!

STOMAN

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BESTES DESINflZIENS,

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Bei etwaigen Bestellungen bittet mau auf die Miinehner „JUGEND“ Bezug zu nehmen.

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Register
Monogrammist Pentagramm: Der Stud. theol. als Zimmerherr
Beda: Arbeitergesang
[nicht signierter Beitrag]: Wiener Gemütlichkeit
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
P. G.: Das politische Lottchen
 
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