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Englische Spionage E- WiIke

„Da kommt schon wieder so'n Liest heeausgekrabbclt l"

Lieber Spione

plaudert der englische „Standard" allerliebst.
Er erklärt es für eine Gemeinheit, englische Spione
so zu bestrafen, wie es in Deutschland geschieht.

Englische Spione gehören in England ver-
handelt, um den dummen und brutalen deut-
schen Richtern zu zeigen, wie man mit sol-
chen Ehrenmännern verkehrt. Würde Schultz
von englischen Richtern zu Zuchthaus verurteilt
worden sein? Mit Nichten! Man hätte ihm
im Gegenteil eine Ovation und Dotation dar-
gebracht! Denn „kleine Spione erhalten die
Freundschaft". Gibt es denn ein größeres
Zeichen von Freundschaft, ja von Liebe, als
daß zwei alle Geheimnisse mit einander teilen?
Ein Spion ist etwas Schuftiges, Abscheuliches,
Gemeines — kann es also, da jeder Engländer
ein tzentleman ist, „englische Spione" überhaupt

geben? Aber selbst wenn es solche gäbe, wie
unwürdig ist es einer Großmacht, sie zu be-
strafen, einzusperren I 65 Millionen gegen Einen!
Pfui! Das ist keine Gerechtigkeit, das ist eine

Vergewaltigung!! a. d. s.

*

Liebe Jugend!

Auf dem üblichen Iuristendiner der kleinen
Residenz erscheint zum Schluß Se. Exzellenz der
Herr Iustizminister. Alles erhebt sich, Stühle
scharren, dann tritt die bekannte Panse ein, während
der man nur begrüßende Flüsterworte hört. Alles
macht Platz und dienert. Da unterbricht das sonore
Graan des jovialen alten Landgerichtsrat F.,
der in seinem Armstuhl sitzen geblieben ist, die
hochachtungsvolle Stille mit den lvorten:

„DH, Rinnings, wo schön is dat, wenn Einer
nix mihr worden will." *)

*) wenn einer nichts mehr werden will.

Hebungen der deutschen Unterseeboote
in der Nordsee

Durch der Nordsee winterkalte Wogen
Kommt ein kühner Viererzug gezogen
Unsre U 5, 6, 7, 8.

Vierzehn Tage unermüdlich Wachen
Auf dem Meere, in der Tiefe Rachen,

So bei Tage wie bei Nacht.

Gar nicht eitel, gar nicht ruhmessüchtig.
Zeigten sie in Stille, daß sie tüchtig
Für des Ernstes Eisenwort.

Selbst hinauf bis an das schlimme Skagen,
Wo manch Schiff am Strande liegt zerschlagen
Trug die Wackren kühn ihr Bord.

Wie die Viere nun in Wog und Winden
Südwärts ihren Weg zur Heimat finden,
Klingt ein Ruf in's Vaterland:

„Warum sind nicht. Deiner Ehr' zu nützen,
Deine Ufer, Deutschland, zu beschützen
Vierzig statt der vier gesandt?

Vierzig Brüder, die in treuem Walten
Feind und Neider Dir vom Leibe halten.
Ja, ihn suchen selbst zum Kampf!"

Hörst Du, Deutschland, wie die Rufe lohten?
Darum in den Bau von diesen Boote»
Bringe endlich doch mehr Dampf!

Ilnbivlit

Wahres Geschichtchen

Bei der Direktion der Straßenbahn in einem
kleinen Städtchen mit vorwiegend jüdischer Be-
völkerung gibt der Ehef einem jüdischen Prakti-
kanten den Auftrag, den Text für neue Anschläge
äiber das verhalten des Publikums recht gemein-
verständlich und den Brtsverhältniffen angepaßt zu
entwerfen. Der Praktikant legt nun die Entwürfe
vor, darunter als Anschlag für die vordere Platt-
form: „Ausgerechnet mit dem lvagenführer

müssen Sie sprechen?"

*

V7ur nicht schikanös!

Die Ausführungsbestimmungen, welche die
preußische „Innere Verwaltung" über die Feuer-
bestattung veröffentlicht, sind entschieden zu wenig
ausführlich. Es wird nichts als die Feststellung
aller Personalien, die Beibringung aller Papiere,
die gerichtsärztliche Leichenschau, die Identifi-
zierung der Leiche, die Konstatierung des Todes,
die Eruierung der Todesursache und Kontrol-
lierung der Virginität verlangt, letzteres aller-
dings nur bei weiblichen Personen. Dennoch
vermissen wir noch vieles, was uns zur Ver-
brennungserlaubnis absolut nötig erscheint.

So vor allem, ob der Verlebte geboren war,
ob tot- oder lebendgeboren, ob die Mutter,
Großmutter und Schwiegermutter die Virginität
besessen, als sie starben, wo der oder die Ver-
lebte die bewußte Virginität erworben, be-
ziehungsweise verloren haben, — im letzteren
Falle wäre dieselbe im Polizeiamtsblatte unter
„Verloren" auszuschreiben und die Verbrennung
erst zu gestatten, wenn sich innerhalb dreier
Monate kein Finder angemeldet hätte —, ob
der Verlebte zur Zeit des Todes bei völligem
Gebrauch seiner Geisteskräfte oder Jurist ge-
wesen, ob er auch sonst für angebranntes Fleisch
eine Vorliebe gehabt oder sich gerne in der
Nähe des Ofens aufgehalten habe re. Zweifel
los würde dadurch dem zu Verbrennenden manche
Unterhaltung bereitet, ja es könnte sogar be-
wirkt werden, daß ein Leichnam während der
Eruierungs- und Konstatierungsfrist auf die
Verbrennung verzichtete und sich so wesentliche
Auslagen ersparte. Wir bitten also im Interesse
der Feuerbestattung, die Ausfübrungsbestim-
mungen nochmal zu prüfen und sie — ohne selbst-
verständlich chikanieren zu wollen — wesentlich
zu erweitern. a. i*. n.
Register
Habicht: Übungen der deutschen Unterseeboote in der Nordsee
[nicht signierter Beitrag]: Nur nicht schikanös!
[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
A. D. N.: Über Spione
Erich Wilke: Englische Spionage
A. D. N.: Nur nicht schikanös!
 
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