— er vierunddreißig, sie sechs Jahre jünger. Mäd-
chen in dem Stadium leben im Fieber. Ihm war s
nicht besser gegangen. Auf einer Tanzerei hatte
er ihre Fächerkette entführt. Sie hatten sich
hinter anderen Paaren, halb verborgen, ihren
Platz gesucht. Er sah noch die junge Gestalt, die
flatternden lila Seidenbänder auf ihreni Tüll-
kleidchen ; die junge Brust, die sich stark hob und
senkte unter dem hauchzarten Stoffs Er fühlte
das leise Beben, das über sie beide hinjagte, als
ihre Hände sich streiften. Wie hätte er reden
sollen, da er in ein paar Tagen nach London
ging? Etwas so heimlich Süßes durch lang-
atmige Brautstandsbriefe banalisieren? Reisefrüchte
auskramen aus dem Lande der Beefeaters und
Geschäftsvirtuosen? In jener Nacht hatte er ge-
schlafen mit der Fächerkette aus rosigen Elfenbein-
perlen um seine Hände geschlungen. Herrgott,
was hatten die verliebten Walzerklänge in seinen
halbwachen Träumen für Zauberspuk getrieben!
Am Tage der Abreise hatte er die Kette zu-
rückgeschickt, ein Herzlein aus Platin drangehängt,
mit einem wasserhellen Solitär. Sprach das nicht
deutlich? Nein — sie hatte es nicht verstanden.
Den Schmieding hatte sie genommen, den schweren
rotblonden Schmieding, der ein rücksichtloser und
zynischer Genießer war.
„Jesses —rief halblaut ein erschrockener
Backfisch, so streng und zornmütig hatte der dunkle
Herr sie angeblickt. Denn Totes — ach läßt sich
nie wieder erwecken.
Karl Winterberg stand im Vorzimmer von
seiner Kusine Wohnung in der Bendlerstraße. Da
hingen seidene Damenmäntel und ein grauer Offi-
zierspaletot.
„Herr Rittmeister von Doren-Seitz zum Be-
such?" Winterberg stand mit den Handbürstchen
vor dem gewaltigen Spiegel. Sein Ton zun,
Diener klang ein bischen näselnd, wie es sonst
nicht seine Art war; er wollte Gleichgültigkeit
markieren.
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W»'1
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VI : Ir
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Gebauer
Bismarckdenkmal-Ronkurrenz
„Unser Freund Banskp hätte de» preis
kriegen sollen! Der hätte den Eisernen als
Handlanger in der Ladiner Tonkachel-
fabrik dargestellt!"
„3u Befehl —" sagte der Livreemensch —
„Herr Baron nebst Frau Mutter und Baronesse
Schwester."
„Was so eine pensee Krawatte blaß macht —"
sagte Winterberg gedehnt. Dann blies er sich
ein Stäubchen vom Ärmel und nahm seine
Rosen in die linke Hand, die rechte würde er
zum Glückwünschen brauchen, denn alea jacta
est — daß der Würfel gefallen war, das pochte
ihm dringlich und eilfertig sein Herz. Wozu er-
sinnen sich die Dichter Tragödien mit Schicksals-
wucht, rauchend von Blut? Das Leben arbeitet
viel feiner, viel künstlerischer, rein seelisch, und
braucht keinen umständlichen Apparat.
„Aber Sie kommen ja wie gerufen, verehrter
Herr Wiuterberg," rief die alte Baronin, „wir
brauchen im Augenblick einen zum Segnen be-
rechtigten Angehörigen — —"
Winterberg reichte seiner Kusine den erlesenen
Rosenstrauß: „Sie sehen, Baronin, mein ahnendes
Herz-"
Da war auch dem hübschen Rittmeister von
Doren-Seitz die Hand zu drücken, der mit seinen
porzellanblauen Augen etwas töricht erstaunt
wirkte. Man sah ihm deutlich an, daß sein Ge-
hirn an der Rätselnuß knackte, ob nicht alles im
Leben seine Grenzen haben müsse, Gesetz und
Regel, arich was die Kusine betrifft, die man
mit einer so schönen und reichen Dame erheiratet.
Dieser Herr Winterberg sah vorzüglich aus —
aber immerhin, es war solche ganz andere Sphäre.
So stand wie vor zehn Jahren Helene vor
Karl und machte ganz das gleiche Gesicht, un-
glücklich-schuldvoll, wie ein gescholtenes Kind.
Aber Winterberg fand, daß nichts im Leben sich
ungestraft wiederholen dürfe, und daß zehn Jahre
eine mächtige lange Zeitstrecke sind.
Er war sehr scharmant bei Tische zwischen der
gelben alten Schwiegermama und der strengen
Baronesse Schwester. Er brachte einen netten
kleinen Toast aus, mit dem betauten Sektkelch
in seiner feinen Männerhand. Die pensee Kra-
watte machte mid, gar nicht mehr blaß.
Um Mitternacht saß er endlich in seinem klei-
nen Salon, behaglich im gesteppten seidnen Haus-
wams und spielte auf seinem Cello das altitali-
enische Madrigal. Er war ganz ruhig und zu-
frieden. Das Liebeslied spielte er mit Schwung
und Grazie den luftigen Schemen, die seine Phan-
tasie in solcher Sommernacht um ihn herwob,
wenn durch weitoffne Fenster vertraute Sterne
niedergrüßen.
Schöne Mädchen
tragen nur edlen Schmuck, die allein richtige Betonung ihrer Naturgaben. Es ist die Forderung
der Zeit, daß Zweckdienlichkeit und Echtheit des Materials als beste Eigenschaften moderner
Kleinodien gelten sollen. Gleichsam eine Hochschule für angewandte Kunst, trotz alltäglicher,
bürgerlicher Preise, repräsentiert unser Katalog, den erste Fachleute, in Verbindung
mit den würdigsten Fabriken der Branche, für Kenner zur Augenweide bestellt haben. Die
besondere Qualität dieser Erzeugnisseeines raffinierten Geschmacks beweist unser Ein-
kaufstalent. Unserem Vertriebssystem, der langfristigen Amortisation, wird von
allen Gesellschaftsklassen Vertrauen dargebracht. Stellen auch Sie uns auf die Probe.
Stockig & Hoflieferanten
DRESDEN-A. 16 (für Deutschland) BODENBACH 1 i. B. (fürOesterreich)
Katalog H & : Gebrauchs- und Luxuswaren;
Artikel für Haus und Herd, u. a.: Lederwaren,
Plattenkoffer, Bronzen, Marmorskulpturen, Terra-
kotten und Fayencen, kunstgewerbliche Gegen-
stände und Metallwaren in Kupfer, Messing und
Eisen, Nickel- und Zinngeräte. Tafelporzellan,
Kristallglas, Steinzeug. Korbmöbel, Ledersitz-
möbel, weißlackierte, sowie Kleinmöbel, Küchen-
Möbel und -Geräte, Wasch-, Wring- und Mangel-
maschinen, Staubsauger, Metall-Bettstellen, Stepp-
decken, Sanitäre Artikel, Kinderstühle, Kinder-
wagen, Nähmaschinen, Fahrräder, Tennis-Spiele,
Grammophone, Barometer, Thermometer, Brillen,
Reißzeuge, Pelzwaren, Büromöbel, Schreib-
maschinen, Panzer-Schränke usw.
Katalog U 8 ; Silber-, Gold- und Brillantschmuck.
Glashütter und Schweizer Taschenuhren, Grob-
uhren, echte und silberplattierte Tafelgeräte, echte
und versilberte Bestecke.
Kat. S 8 : Beleuchtungskörper f. jede Lichtquelle.
Katalog P 8 ; Photographische und Optische
Waren; Kameras, Vergrößerungs- und Projek-
tions-Apparate, Kinematographen, Operngläser,
Feldstecher, Prismen-Gläser usw.
Katalog L 8 : Lehrmittel und Spielwaren aller
Art, für Knaben und Mädchen.
Katalog T; Teppiche,' deutsche und echte Perser.
Bei Angabe des Artikels an ernste Re-
flektanten kostenfrei Kataloge.
Gegen Barzahlung, oder erleichterte Zahlung.
Hei etwaigen Bestellungen bittet inan auf die Müuchuer „Jlh EM)*k bezug zu ne Innen.
66 b
chen in dem Stadium leben im Fieber. Ihm war s
nicht besser gegangen. Auf einer Tanzerei hatte
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hinter anderen Paaren, halb verborgen, ihren
Platz gesucht. Er sah noch die junge Gestalt, die
flatternden lila Seidenbänder auf ihreni Tüll-
kleidchen ; die junge Brust, die sich stark hob und
senkte unter dem hauchzarten Stoffs Er fühlte
das leise Beben, das über sie beide hinjagte, als
ihre Hände sich streiften. Wie hätte er reden
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ging? Etwas so heimlich Süßes durch lang-
atmige Brautstandsbriefe banalisieren? Reisefrüchte
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schlafen mit der Fächerkette aus rosigen Elfenbein-
perlen um seine Hände geschlungen. Herrgott,
was hatten die verliebten Walzerklänge in seinen
halbwachen Träumen für Zauberspuk getrieben!
Am Tage der Abreise hatte er die Kette zu-
rückgeschickt, ein Herzlein aus Platin drangehängt,
mit einem wasserhellen Solitär. Sprach das nicht
deutlich? Nein — sie hatte es nicht verstanden.
Den Schmieding hatte sie genommen, den schweren
rotblonden Schmieding, der ein rücksichtloser und
zynischer Genießer war.
„Jesses —rief halblaut ein erschrockener
Backfisch, so streng und zornmütig hatte der dunkle
Herr sie angeblickt. Denn Totes — ach läßt sich
nie wieder erwecken.
Karl Winterberg stand im Vorzimmer von
seiner Kusine Wohnung in der Bendlerstraße. Da
hingen seidene Damenmäntel und ein grauer Offi-
zierspaletot.
„Herr Rittmeister von Doren-Seitz zum Be-
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viel feiner, viel künstlerischer, rein seelisch, und
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Leben seine Grenzen haben müsse, Gesetz und
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aber immerhin, es war solche ganz andere Sphäre.
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Karl und machte ganz das gleiche Gesicht, un-
glücklich-schuldvoll, wie ein gescholtenes Kind.
Aber Winterberg fand, daß nichts im Leben sich
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Er war sehr scharmant bei Tische zwischen der
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Baronesse Schwester. Er brachte einen netten
kleinen Toast aus, mit dem betauten Sektkelch
in seiner feinen Männerhand. Die pensee Kra-
watte machte mid, gar nicht mehr blaß.
Um Mitternacht saß er endlich in seinem klei-
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wams und spielte auf seinem Cello das altitali-
enische Madrigal. Er war ganz ruhig und zu-
frieden. Das Liebeslied spielte er mit Schwung
und Grazie den luftigen Schemen, die seine Phan-
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DRESDEN-A. 16 (für Deutschland) BODENBACH 1 i. B. (fürOesterreich)
Katalog H & : Gebrauchs- und Luxuswaren;
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Plattenkoffer, Bronzen, Marmorskulpturen, Terra-
kotten und Fayencen, kunstgewerbliche Gegen-
stände und Metallwaren in Kupfer, Messing und
Eisen, Nickel- und Zinngeräte. Tafelporzellan,
Kristallglas, Steinzeug. Korbmöbel, Ledersitz-
möbel, weißlackierte, sowie Kleinmöbel, Küchen-
Möbel und -Geräte, Wasch-, Wring- und Mangel-
maschinen, Staubsauger, Metall-Bettstellen, Stepp-
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