China — Republik! Erich wnke
Schauderhaft! wenn das so weiter geht, dann gibt's in fünfzig Jahren nur noch
Könige — anf den Spielkarten!
IVl'e es gekommen ljt
So dumm Kann über deutsche Sachen
Ein Mensch wohl nie einen Schwindel machen,
Daß ein Pariser Chauvinist
Ihn nicht als pure Wahrheit frißt:
Der Cri de Paris, der hat soeben
Erfahren, was sich hat begeben,
Bevor das schreckliche „Panther"-Tier
Bor Anker ging bei Agadir:
Es saß die deutsche Kronprinzessin
Im Juni damals in full dress in
Dem Speisesaal zu Ka—i—ro—
Nicht weit davon saß Herr Caillaux!
Als Schwerenöter und Pariser,
Monokelte verwegen dieser —
O pfui! — nach Ihrer Hoheit Tisch
Hinüber, schwerenöterisch.
Drauf hat sich flugs ein Krad, erhoben,
Ein Kammerherr fing an zu toben
Und schier beinah gab 's ein Duell
In dem ägyptischen Hotel!
S. M. erfuhr des Franznianns Frevel
Und schrie ergrimmt: „Potz Pech und Schwefel!
Wird der Ministerpräsident,
So soll 's was geben, Sapperment!"
Falberes ernannte — ei Herrjeses! —
Den Caillaux zum Ministerpräses
Und gleich auch niachte, bereit zum Kampf,
Nach Agadir der Panther Dampf.
So wär 's beinah zum Krieg gekommen,
Weil Caillaux frech aufs Korn genomnien
Des deutschen Prinzen hübsche Frau —
Cri de Paris weiß das genau!
So dumm kann über beutfrfje Sachen
Man nämlich keinen Schwindel machen,
Daß ein Pariser Chauvinist
Ihn nicht als pure Wahrheit frißt!
Fips
Ein erledigtes Schutzpatronen
Der Vorsitzende des katholischen Stenographen'
Vereins Stolze - Schrei) in Berlin sammelt Unter"
schriften zu einer Petition, in der der Pap»
gebeten werden soll, den Stenographen einen
Schutzpatron zu verleihen.
Der Papst ist selbstverständlich geneigt, dg
frommen Bitte stattzugeben; aber er ist »>
Verlegenheit. Die Nachfrage nach Schutzpatrone»
ist in letzter Zeit sehr stark, das Angebot a»
jungen Kräften aber gleich 9tull. Autofahrer,
Radler, Luftschiffer, Aviatiker, Schreibmaschine»'
arbeiter, Kinematographenbesitzer und viele andere
Gewerbe, an die man früher nid)t dachte, brauche»
Schutzpatrone. Die vorhandenen älteren Kräfte
sind schon so überlastet, daß sie Herabminderungen
der täglid>en Arbeitszeit verlangen. Und was
soll geschehen, wenn die alten Herren und Danre»
einmal streiken?
Der Papst hat sid) deshalb cntsdiloffen, das
vakante Stenographenpatronat öffentlich ausz»'
schreiben, lieber die Besetzung soll eine Jury ent'
scheiden, die aus je einem Vertreter des Stolze'
sehen und des Schreyschen Systems und aus je
einem Vertreter der Kölner und der Berliner
Richtung bestehen und deren Vorsitzender der Ab'
geordnete Matthias Erzberger sein soll. Letzterer
eignet sich deshalb dazu am besten, weil ein Lang'
redner gewöhnlich ein Kurzschreiber ist. Bewer-
bungen von Heiligen um die vakante Stelle sind
an diese Jury einzureichen: beizufügen ist ei»
Lebenslauf, eine Photographie, ein kirchliches
Sittenzeugnis und ein Verzeichnis der bisher
verrichteten Wunder. Da es sid) um ein Pa-
tronat über die Kurzsd)rift handelt, so sind die
Eingaben statt mit einem Schluß mit einem Kurz-
schluß zu beenden. Khedive
Liebe Jugend!
Wie tief die Verbitterung gegen die herrschen-
den Klassen geht, zeigt folgende lvahlrede eines
braven Bauersmanns: „Und id) wähle jetzt auch
den Sozialdemokraten, weil nicht einmal der Ge-
meindegeißbock etwas nutz ist, und überhaupt
die Verderbtheit in unserem Beamtentum . .
kesänftigung
„Zur Besänftigung der unzufriedenen Liberalen
möge man einige Juden zu Offizieren ernennen!"
So schlug Freiherr von Zedlitz vor. — Rod)
weiterblickende Politiker mad)ten den diplomatisdien
Freiherrn darauf aufmerksam, daß auch andere
Parteien nach Besänftigung schreien. Und so mad)te
Freiherr von Zedlitz noch folgende Vorschläge:
Zur Besänftigung des Zentrums ernenne man
einige Pfarrersköchinnen zu Ehrenjungfrauen.
Zur Besänftigung der Sozi sdienke man der
Rosa Luxemburg ein paar Kriegssd)iffe als Aus-
steuer.
Zur Besänftigung der Antisemiten verbiete man
gesetzlich die Herstellung von Mazzenklößen.
Zur Besänftigung der Polen ersetze man den
höfischen Fadleltanz durch einen Krakowiak.
Leider hat Freiherr von Zedlitz mit seinen
wohlgemeinten Vorschlägen nur sd>nöden Undank
geerntet. Er bietet den kleinen Finger und die
Parteien wollen die ganze Hand:
Das Zentrum reklamiert als Geburtstags-
geschenk für den Papst die Erhebung Preußens
zum Kirdienstaat.
Die Sozi verlangen die Einführung des
Methylalkohols als Tafelgetränk im Herrenhaus.
Die P o l e n verlangen die Abschaffung der
Geburten in Deutsd)land. (Sie werden den Aus-
fall aus eigener Kraft ersetzen.)
Die Antisemiten verlangen die Aussetzung
aller jiibifdjcn Säuglinge in Binsenkörbchen auf
dem Landwehrkanal.
Und die Liberalen verlangen, daß sid) Frei-
herr von Zedlitz beschneiden läßt.
Karle heu
Schauderhaft! wenn das so weiter geht, dann gibt's in fünfzig Jahren nur noch
Könige — anf den Spielkarten!
IVl'e es gekommen ljt
So dumm Kann über deutsche Sachen
Ein Mensch wohl nie einen Schwindel machen,
Daß ein Pariser Chauvinist
Ihn nicht als pure Wahrheit frißt:
Der Cri de Paris, der hat soeben
Erfahren, was sich hat begeben,
Bevor das schreckliche „Panther"-Tier
Bor Anker ging bei Agadir:
Es saß die deutsche Kronprinzessin
Im Juni damals in full dress in
Dem Speisesaal zu Ka—i—ro—
Nicht weit davon saß Herr Caillaux!
Als Schwerenöter und Pariser,
Monokelte verwegen dieser —
O pfui! — nach Ihrer Hoheit Tisch
Hinüber, schwerenöterisch.
Drauf hat sich flugs ein Krad, erhoben,
Ein Kammerherr fing an zu toben
Und schier beinah gab 's ein Duell
In dem ägyptischen Hotel!
S. M. erfuhr des Franznianns Frevel
Und schrie ergrimmt: „Potz Pech und Schwefel!
Wird der Ministerpräsident,
So soll 's was geben, Sapperment!"
Falberes ernannte — ei Herrjeses! —
Den Caillaux zum Ministerpräses
Und gleich auch niachte, bereit zum Kampf,
Nach Agadir der Panther Dampf.
So wär 's beinah zum Krieg gekommen,
Weil Caillaux frech aufs Korn genomnien
Des deutschen Prinzen hübsche Frau —
Cri de Paris weiß das genau!
So dumm kann über beutfrfje Sachen
Man nämlich keinen Schwindel machen,
Daß ein Pariser Chauvinist
Ihn nicht als pure Wahrheit frißt!
Fips
Ein erledigtes Schutzpatronen
Der Vorsitzende des katholischen Stenographen'
Vereins Stolze - Schrei) in Berlin sammelt Unter"
schriften zu einer Petition, in der der Pap»
gebeten werden soll, den Stenographen einen
Schutzpatron zu verleihen.
Der Papst ist selbstverständlich geneigt, dg
frommen Bitte stattzugeben; aber er ist »>
Verlegenheit. Die Nachfrage nach Schutzpatrone»
ist in letzter Zeit sehr stark, das Angebot a»
jungen Kräften aber gleich 9tull. Autofahrer,
Radler, Luftschiffer, Aviatiker, Schreibmaschine»'
arbeiter, Kinematographenbesitzer und viele andere
Gewerbe, an die man früher nid)t dachte, brauche»
Schutzpatrone. Die vorhandenen älteren Kräfte
sind schon so überlastet, daß sie Herabminderungen
der täglid>en Arbeitszeit verlangen. Und was
soll geschehen, wenn die alten Herren und Danre»
einmal streiken?
Der Papst hat sid) deshalb cntsdiloffen, das
vakante Stenographenpatronat öffentlich ausz»'
schreiben, lieber die Besetzung soll eine Jury ent'
scheiden, die aus je einem Vertreter des Stolze'
sehen und des Schreyschen Systems und aus je
einem Vertreter der Kölner und der Berliner
Richtung bestehen und deren Vorsitzender der Ab'
geordnete Matthias Erzberger sein soll. Letzterer
eignet sich deshalb dazu am besten, weil ein Lang'
redner gewöhnlich ein Kurzschreiber ist. Bewer-
bungen von Heiligen um die vakante Stelle sind
an diese Jury einzureichen: beizufügen ist ei»
Lebenslauf, eine Photographie, ein kirchliches
Sittenzeugnis und ein Verzeichnis der bisher
verrichteten Wunder. Da es sid) um ein Pa-
tronat über die Kurzsd)rift handelt, so sind die
Eingaben statt mit einem Schluß mit einem Kurz-
schluß zu beenden. Khedive
Liebe Jugend!
Wie tief die Verbitterung gegen die herrschen-
den Klassen geht, zeigt folgende lvahlrede eines
braven Bauersmanns: „Und id) wähle jetzt auch
den Sozialdemokraten, weil nicht einmal der Ge-
meindegeißbock etwas nutz ist, und überhaupt
die Verderbtheit in unserem Beamtentum . .
kesänftigung
„Zur Besänftigung der unzufriedenen Liberalen
möge man einige Juden zu Offizieren ernennen!"
So schlug Freiherr von Zedlitz vor. — Rod)
weiterblickende Politiker mad)ten den diplomatisdien
Freiherrn darauf aufmerksam, daß auch andere
Parteien nach Besänftigung schreien. Und so mad)te
Freiherr von Zedlitz noch folgende Vorschläge:
Zur Besänftigung des Zentrums ernenne man
einige Pfarrersköchinnen zu Ehrenjungfrauen.
Zur Besänftigung der Sozi sdienke man der
Rosa Luxemburg ein paar Kriegssd)iffe als Aus-
steuer.
Zur Besänftigung der Antisemiten verbiete man
gesetzlich die Herstellung von Mazzenklößen.
Zur Besänftigung der Polen ersetze man den
höfischen Fadleltanz durch einen Krakowiak.
Leider hat Freiherr von Zedlitz mit seinen
wohlgemeinten Vorschlägen nur sd>nöden Undank
geerntet. Er bietet den kleinen Finger und die
Parteien wollen die ganze Hand:
Das Zentrum reklamiert als Geburtstags-
geschenk für den Papst die Erhebung Preußens
zum Kirdienstaat.
Die Sozi verlangen die Einführung des
Methylalkohols als Tafelgetränk im Herrenhaus.
Die P o l e n verlangen die Abschaffung der
Geburten in Deutsd)land. (Sie werden den Aus-
fall aus eigener Kraft ersetzen.)
Die Antisemiten verlangen die Aussetzung
aller jiibifdjcn Säuglinge in Binsenkörbchen auf
dem Landwehrkanal.
Und die Liberalen verlangen, daß sid) Frei-
herr von Zedlitz beschneiden läßt.
Karle heu