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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 17.1912, Band 1 (Nr. 1-26)

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https://doi.org/10.11588/diglit.4280#0178
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Fi donc ^ A- Schmidhammer

„Und wer hat die Schuld, daß ich das Alles einstccken muß? Die verdammten prussiens!"

Das rote Potsdam

Wo grün die Hnvelufer im Frühlingsglanze erblühn,

Wo auf den sonnigen Seen die Nachen und Dampfer ziehn,

Da blüht in Türmen und Häusern Iungpreußens schönster Flor:
Die Schar der Gardehusaren und die der Garde du Corps.

Wo blau ist die Gesinnung und blau nur rinnet das Blut
Und wo die Hofmarschalle scharwenzeln in guter Hut,

Da ist auch angesehen des schlichten Bürgers Stand,

3u,rtal wenn dieser Bürger sich nennt Hoflieferant.

tlnd in die grünen Ufer und in das blaue Blut,

Da stürzte, den Damm zerreißend, sah eine rote Flut.

Der Hofmarschall, er zittert in blasser Antipathie,

Und über wattierter Wade schlottert ihm, ach, das Knie.

„Was wird der große König nun sagen in seiner Gruft?

Gewühlt ist hier m Potsdam ein demokratischer Schuft!

Ach, wenn der große Friedrich vernimmt, was hier gescheh'n,

Wird er mit seinem Krückstock sich gleich im Grabe umdreh'n."

Der König hört's. Da schwingt er den Krückstock in die Höh'
llnd ruft aus seinem Grabe: „Seh Er sich vor, Monsieur!

Geniert nicht die Gazetten, laßt jeden nach seiner Fapon
In Preußen selig werden, dann wählt man wieder bon!"

Der Hofmarschall, er stammelt ganz leise zu dieser Frist:

„Deni Herrn sei Dank, daß der König schon längst gestorben ist.
Denn lebte Friedrich heute in unserm preußischen Staat,

Ich fürchte, er wäre selber ein roter Demokrat!" Frldo


Gabriel-Lästerung

n seinem neuesten Buche nennt Gabriele
$ '"'»tljio den österreichischen Adler einen „eklen
„ ^^''^dler", „der einem Geier gleiche, der das
jj. ^daute Fleisch der verschlungenen Leichen
ausspeit." von Deutschland sagt der gott-
Dichter, daß es „blau vor Galle im

Uhein herübergrinse, wo es J870 Greise

bemit dem Schopfe im blutigen Bier über
Uhrin herübergrinse, wo es J870 Greise
lifdf, ^cr "irdergestoßen habe." Die italie-

»nd

l>cle^ Behörden haben das Buch mit Beschlag

Senbl

'°N Bed

erhabene Dichter ist bereit, unter fol-

kej^ ' Bedingungen seinen Konflikt mit Bester-
^eich","^ Deutschland ohne einen Krieg auszu-

reich ' ?'e Botschafter Deutschlands und Mester-
btei 'm liefe des d'Annunzio'schen liauscs

hcj„„..^3e und drei Nächte lang barfuß und bar-
^ 'S zu stehen.

Köln, das deutsche Nom oder:
Eine Ucbcrraschung im Vatikan

„Mestatten Sie, Hochwiirbiger.Herr, Ihnen die er-
gebenste Mitteilung zu mache», dast ich von heute all die
Vertretung Ihrer Filiale inKöln übernommen habe."

2. wenn dieses geschehen ist, ist der Dichter
bereit, den Streitfall dem ksaager Schiedsgericht
zu unterbreiten.

3. Fällt, wie mit Sicherheit anzunehmen ist,
die Entscheidung des Schiedsgerichts zu Gunsten
des Dichters aus, so sind die Botschafter Deutsch-
lands und Gesterreichs zu enthaupten und ihre
Köpfe vor der Wohnung des Dichters auf Stangen
auszustellen.

H. Fällt die Entscheidung wider verhoffen
gegen dÄnnunzio aus, so ist mit den Mitgliedern
des Schiedsgerichts ebenso zu verfahren, wie im
Falle 3 mit den Botschaftern.

wahrlich, Gabriele der Große geht in seiner
weichherzigen Nachgiebigkeit fast zu weit!

Klirilive

*

HngTt bei Kronprinjens

„Du, Fritz, die 110 Sozialdemokraten
werden doch nicht etwa auch unfern zukünf-
tigen Familienzuwachs verbieten?"
Register
[nicht signierter Beitrag]: Angst bei Kronprinzens
Monogrammist Frosch: Köln, das deutsche Rom
Khedive: Gabriel-Lästerung
Frido: Das rote Potsdam
Arpad Schmidhammer: Fi donc!
 
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