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Monolog des „(Senoffen" aim« 1912

tunr ich nur eine — .borübernehen-
lu, i^iNleinung', dnnn eine .»nlicbjaine Er-
»>7,. "ungl> — Ich hoffe eine ,vorübcrgel>end
.cwe iKrscheinunn' zu werden, später eine
»i ""eise angenehme Erscheinuna', vielleicht auch
^ chnrübergehend sehr liebe Erscheinung', für die
urchbringung der ,Er> schnftssieuer' aber werde ich
^?^churchaus erwünschte, sympathische und
"ist angenehme Erscheinung!'"

*

Zum 19. Februar

schenkt in die Gläser den Saft, ach, der Aehren,
^ut in den Kessel die Würste hinein,

Trinkgeld wird jeden Kellner verklären,

^enn die Agrarier ziehen heut ein,

~}e„ sich zur Erbschafts- und anderen Steuern
Drängen und niildern dem Volke die Last,

Me ihn, nimmer das Essen verteuern,

Ziehen in Massen zum Sportpalast,

Mancher Wahlsitz ist gesunken,

Mancher liegt in Schutt und Staub,

Und die Sozis, siegestrunken,

Schleppen heim den reichen Raub,

Hahn fiel durch trotz seiner Gaben,

Doch dem Liebknecht winkt das Glück,
Ach, Patroklus liegt begraben
Und Thersites kommt zurück.

Muß auch Hahn im Reichstag schweigen,
Weh, ein überwundner Mann,

Wird im Sportpalast er zeigen,

Daß er doch noch reden kann.

Dort wird er den Feind verulken,

Daß er rot bald wird, bald blaß.

Unsre Gegner, die Pachulken,

Können alle sonst uns was.

Wird das Tagwerk uns auch sauer,

Müssen doch ausharren wir.

Mit dem lieben Bruder Bauer
Trinken wir da Lagerbier,

2a, man muß schon mal hofieren
Das geehrte Publikum,

Abends läßt man dann frappieren,

Um sich zu erholen, Mumm.

Schwingt im Tanze, ihr Mädchen, die Beine,
Schlingt die Arme uns dicht um den Hals!
Christliche Nächstenliebe vereine
Uns in den Nächten des Karnevals,

Trüh in den Sportpalast, aber am Abend
2n das Palais de danse zur Rast!

Also führt uns erquickend und labend
Unsere Pflicht von Palast zu Palast,

, Frldo

Ein leerer Platz!

Reichstag — die Krisis soll wahrhaft
r. horrend sein! —

^Q will jetzt auf einmal kein Mensch
& Präsident sein!

die Nationalliberalen,
stark und gefestigt sie sind durch die Wahle»,

Und ob nicht der Freisinn halt doch mal zu frei ist,
Und ob es dann gut ist, wenn Einer dabei ist
Und wenn man so nah bei der roten Partei ist. ..
Sieschwanken und sind bald für das, bald für dieses —
Ja, Farbebekennen ist manchmal

was Mieses!

13. 5ebruar * * „Jugend“

Der neue Plutarcb

Thomas von 2lquino sprach Herrn
von Lethmann und Herrn von Hertling
gegenüber sei» Bedauern aus, daß durch die
Berufung zum Staatsschifflenker die pstls-
sophie abermals einen empfindlichen Verlust er-
litten habe.

Die

weigern sich voller Angst und Entsetzen,

2eht auf den verwaisten Sch sich zu setzen:
-lllan könnte da irgendwie engagiert sein
Und könnte in seinen Entschlüssen geniert sein
und man weiß ja nicht, wie der Verlauf
„ , des Gefechts ist,

und ob nicht das Heil halt mal doch

weiter rechts ist,

„Tröst.n Sie sich, lieber Thomas," sagte
der Hohenfinnower darauf, „ich habe das
Gefühl daß ich mich bald wieder nur aus-
sd) l i e ß I i ch der Philosophie widmen kann."

„<v mei!" sagte Anton von wehncr
zu Freiherr» von Hertling, „mi schicken
S' aa fort?! An' Schwärzer'» wie i bi» finden
S' do Ihr Lebtag net!"

„<!>h i Esel!" sagte Graf podewils
nach seiner Verabschiedung zu seinem Rollegen
Fraucndorfcr, „i Hab' bei der Landtags-
wahl aa no 3 c n t r u m gewählt I"

*

Lin Abiturient eines bayrischen Gymnasiums
erhielt bei der Abschlußprüfung wider sein eigenes
Erwarten in der Religionslehre die Note I, Schon
vorher hatte er sich als Fahnenjunker in ein
preußisches Regiment gemeldet und war auch an-
genommen worden. Wie er nun im Zeugnis
die gute Religionsnote sah, mackste er zuerst ein
ganz verdutztes Gesicht, dann brach er in die
Worte aus: „Eigentlich hätte ich doch nicht ins
preußische kseer eintreten sollen! Was hätte ich
mit meinem Religions-Einser im bayerischen
Staatsdien st nicht alles werden können!"

W. Krain

Bayerns Zukunft

Die sieben neue» Männer kan» man noch nicht
richtig erkennen, da sic eben erst aus dem schwarzen
Fast gezogen wurden.



-NI

Vä-a’

Szeremley

Pech auf der Redoute

„Hat no' koalier anbisscn?"

„Na, a jeder moant, i' bin a anständige Frau!"

Rlare deutsche Uebersetzung

des in der Schloßkapellc zur Eröffnung des

Reichstages vorgctragencn Bibeltcptcs

Prediger: Hofprediger Kritzinger.

Auf deutsch: Wilhelm II,, mit ministerieller
Bekleidung Bethmann Hollwegs.

Biblischer Titel: Evangelium Matthäi:
5, Bers 13,

Deutsch: Angedrohte Auflösung des Reichs-
tages,

Biblischer Text: Ihr seid das Salz der
Erde, —

Deutsch: Ihr Kerle habt zu der Suppe, die
wir Euch vorsetzen, nur „Ja" und „Äiuen" zu
sagen, indem Ihr ohne Murren die Wehrvor-
lage annehmt!

Biblisther Text: — so nun das Salz dumm
wird, womit soll man salzen?

Deutsch: Wenn Ihr nun nicht so vernünftig
seid, gleichzeitig für die Erbschaftssteuer zu
stimmen, womit sollen wir dann, zum Teufel, die
Deckungskosten zusammenkriegen?"

Biblischer Text: Es ist zu nichts hiefür
nütze, denn daß man es hinausschütte —

Deutsch: 3u diesem Falle löse ich sofort den
Krempel auf und schmeiße die ganze Blase zum
Tempel hinaus! Amen! M- Sr.

*

Geduldiges Papier

Des vaterländ'schen Geists Erhaltung
Liegt sehr am Herzen, jeder Frist,

Der hohen Garnisonverwaltung
In Königsberg, was löblich ist.

Sie suchte jüngst für die Klosetter
Makulatur zu kaufen ein,

Doch durften keine Sozi-Blätter
(So inseriert' sie) drunter sein.

Ich nabe mich mit Lobgebärden
Bewundernd der Verehrtesten:

Stramm schützt sie vor dem Rötlich-werden
Des Kriegers Allerwertesten!

Und loben noch in höh'rem Grade
Muß ich den Kaufmann in Berlin,

Der aufs Klosettpapier Zitate
Gedruckt hat, um uns zu erziehn!

Wie sehr wird der Geschmack gekräftigt,

Wie schwillt des Kunstsinns goldne Flut,
Wenn bildend sich der Geist beschäftigt,

Indeß der Körper Andres tut!

Rur dies Papier werd' ich verwenden,

Durch das man Bildung sich erwirbt,

Damit, gleich andren Rückenenden,

Auch meines einst in Schönheit stirbt.

Heil mir! Nack) einem kurzen Weilchen
Zähl' ich zu den Gelehrtesten,

Uno ich ernenn' mein Hinterteilchen
Zun, Ober - Allerwertesten!! KarlcheiI
Register
M. Br.: Klare deutsche Übersetzung
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
[nicht signierter Beitrag]: [ohne Überschrift]
Monogrammist Pentagramm: Monolog des "Genossen" anno 1912
Redaktioneller Beitrag: Ein leerer Platz!
Karlchen: Geduldiges Papier
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
Willibald Krain: Bayerns Zukunft
Frido: Zum 19. Februar
Julius v. Szeremley: Pech auf der Redoute
 
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