DOI issue:
Nr. 48
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.4281#0677
Madonna
VJastimi] Hofmann (Wien)
(Wien
Junge Liebe vom Tfjury
Der Sommer vergeht. Ich sehe viele heimkehren.
Und wenn von heim die Rede ist, kommt mir eine stille
Gasse in Döbling in den Sinn, nahe den Beethovenhäusern;
ruhige Morgen der Arbeit steigen auf, ein kleiner Garten er-
wacht, in dem man Sommers lesen kann und Winters so schöner
Schnee ist: die Kutscher stehen mit ihren Wagen wartend davor,
die Straßenbahn summt vorbei und sie führt in die Stadt, in
der alles wirr und trag und ungerecht ist, und die man sich
immer wieder zu verlassen gelobt.
Es wird Herbst und man kommt zurück. Weil man doch
noch immer hofft; doch noch immer glaubt, es werde möglich
sein, dieser Stadt zu sagen, wie sehr man sie liebt.
Paul Stefan
Von «tavl Marilaun
Droben auf der Pawlatschen vom Silbernen Herrgöttel stand der
Edmund Hubenbrunner, genannt „der letzte Wiener", ini schleißigen Zacket-
terl und der lichten Pepitahose und schwang in nicht mehr ganz sichern
Händen den glanzvoll aufgebügelten Zylinderhut mit der zwei Finger
breiten Krempe.
Den „Stößer , der das heimliche Erkennungszeichen der ausjteroenoea
Wiener vom Grund ist.
Sein rundes, gut gefärbtes Greisengesicht überflog ein Schein längst
verjährter Jugendlichkeit; welker Lustigkeit von vorgestern. Mit den Händen
schob er sich verwegen das Zacketterl zurück, weit zurück, daß man durcy
den Speisen- und Zigarrendunst des verräucherten „Gartensalons
schob er sich verwegen das Zacketterl zurück, weit zurück, daß man d
den Speisen- und Zigarrendunst des verräucherten „Gartensalons hi
breitgliedrige Uhrkette aus Talmi glänzen sah; und in den Hüften I«, J
wiegend, mit den nimmer ganz festen Füßen breit hingepflanzt aus
wackligen Bretter, sang er in den harben Lauten der Wiener Vorstadt, i
der Sprache vom Thury, von Ottakring und Lichtental. Irgend ein du -
ntes, bitterlich seliges Lied, einen von den sentimentalen Gassenhaue -
von denen den Alten die Augen naß wurden und den wenigen Zungen, o
1436
VJastimi] Hofmann (Wien)
(Wien
Junge Liebe vom Tfjury
Der Sommer vergeht. Ich sehe viele heimkehren.
Und wenn von heim die Rede ist, kommt mir eine stille
Gasse in Döbling in den Sinn, nahe den Beethovenhäusern;
ruhige Morgen der Arbeit steigen auf, ein kleiner Garten er-
wacht, in dem man Sommers lesen kann und Winters so schöner
Schnee ist: die Kutscher stehen mit ihren Wagen wartend davor,
die Straßenbahn summt vorbei und sie führt in die Stadt, in
der alles wirr und trag und ungerecht ist, und die man sich
immer wieder zu verlassen gelobt.
Es wird Herbst und man kommt zurück. Weil man doch
noch immer hofft; doch noch immer glaubt, es werde möglich
sein, dieser Stadt zu sagen, wie sehr man sie liebt.
Paul Stefan
Von «tavl Marilaun
Droben auf der Pawlatschen vom Silbernen Herrgöttel stand der
Edmund Hubenbrunner, genannt „der letzte Wiener", ini schleißigen Zacket-
terl und der lichten Pepitahose und schwang in nicht mehr ganz sichern
Händen den glanzvoll aufgebügelten Zylinderhut mit der zwei Finger
breiten Krempe.
Den „Stößer , der das heimliche Erkennungszeichen der ausjteroenoea
Wiener vom Grund ist.
Sein rundes, gut gefärbtes Greisengesicht überflog ein Schein längst
verjährter Jugendlichkeit; welker Lustigkeit von vorgestern. Mit den Händen
schob er sich verwegen das Zacketterl zurück, weit zurück, daß man durcy
den Speisen- und Zigarrendunst des verräucherten „Gartensalons
schob er sich verwegen das Zacketterl zurück, weit zurück, daß man d
den Speisen- und Zigarrendunst des verräucherten „Gartensalons hi
breitgliedrige Uhrkette aus Talmi glänzen sah; und in den Hüften I«, J
wiegend, mit den nimmer ganz festen Füßen breit hingepflanzt aus
wackligen Bretter, sang er in den harben Lauten der Wiener Vorstadt, i
der Sprache vom Thury, von Ottakring und Lichtental. Irgend ein du -
ntes, bitterlich seliges Lied, einen von den sentimentalen Gassenhaue -
von denen den Alten die Augen naß wurden und den wenigen Zungen, o
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