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Darin ist er vollendet und zeigt sich in Wahrheit als Meister:
Keiner Kaffeeschlacht gelingt solche gewaltige Tat.

Nimmer erhebt er dabei die tönende Stimme zum Pathos,

Nur wie ein flüsternder Hauch gleitet die Rede dahin.

Also traumhaft umsponnen vom schmeichelnden Lüftchen der Rede,
Ohne Regung gebannt sitzt der Rasierpatient.

Wie aus anderen Welten erreichet endlich der Ruf ihn:

.,Puder gefällig, mein Herr? Schnurrbart zu brennen genehm?"
Und zu seinem Erstaunen belehrt ihn ein Blick in den Spiegel,
,Daß des Sterblichen Haupt Würde und Schönheit umstrahlt?
Auch der Barbier betrachtet bewundernd das Werk seiner Hände.

Doch schon sinnet sein Geist wieder auf andere Tat:

„Herr, der Mond ist im Wachsen, da wär' es der

richtige Zeitpunkt,

Abzuschneiden am Haupt wuchernden Haares Gewirr!"
Eigentlich wär's noch nicht nötig, so denkst du und schaust

in den Spiegel,

Aber der Blick des Barbiers lähmt dir den Willen zum „Nein."
Sieh, schon hüllt er aufs neue den Leib dir in weißliches Linnen,
Und nun gleichest du ganz einem arabischen Scheikh
Oder auch einem von jenen berühmten ehrwürdigen Greisen,
Welche auf Roms Capitol schweigend des Todes geharrt.

Also harrest auch du der gezähneten Schneidemaschine

Und des gekreuzten Stahls — Schere heißt man ihn sonst.
2etzt umschwebt voll Anmut die Hand des Barbiers dir

den Scheitel —

Halt! — welch' leidiges Wort sprach ich Unseliger aus!
Nimmer vermag ein Barbier dir des Hauptes Gelock

zu beschneiden:

Das kann nur ein „Friseur!" Lästre den Trefflichen nicht!
Sieh ihn nur an: ganz anders als vorher ist jetzt sein Gehaben,
Aufrecht stehet er da, Hoheit erfüllet ihn ganz.

Auch in den gleitenden Fluß der wohllauttrunkenen Rede
Mischt sich ein bebender Ton würdebewußten Gefühls.

Dir verschlägt es die Rede, Bewunderung hält dich umfangen,

Schweigend hörst du ihm zu, bis er beendet die Schur.

Und wie jener berühmteste Meister Praxiteles einstens,

Wenn er aus glänzendem Stein ewige Schönheit erschuf,

Prüfend sein Werk beschaute, nachdem er mit Fleiß es vollendet:
Weit geöffneten Blicks stehet der Göttliche da;

Strenge tilget er aus, was sein Künstlergewissen nicht duldet,
Bis untadlig das Werk, wie es sein Wille ihm wies:

Also steht der Friseur mit streng gefalteter Stirne,

Mustert dein rundliches Haupt, ob ihm der Haarschnitt geriet.

Er auch entfernet mit Fleiß, was sein Künstlergewissen nicht duldet,
Nimmer ruht er am Werk, bis es dem Wunsche genügt.

Und dann nimmt er behutsam, gleich einer zärtlichen Mutter
Lächelnd das Linnen dir ab, murmelt: „Ich danke, mein Herr."

Jetzo suchst du zusammen die krämpfig gewordenen Glieder,
Hebst dich mühsam empor aus dem geschweifeten Stuhl.

Dieser eignet vorzüglich zum Foltern sich oder zum Köpfen,

Und es hat der Barbier wahrlich das Rechte erwählt;

Denn er weiß es genau: so ein Stuhl darf ja nicht bequem sein;
Nimmer sitze der Gast länger darauf als er muß.

Wie einst Pallas Athene den vielgeprüften Odysseus,

So hat jetzt des Barbiers Kunst dich mit Anmut geschmückt.

Einem der Götter selbst, die den weiten Himmel bewohnen,
Gleichest du nun von Gestalt. Er, der so Großes bewirkt,

Stehet bescheiden daneben und deutet nur stumm nach der Kasse.
Pallas Athene dereinst leistete fteilich umsonst

Zofendienst dem Odysseus; doch hatte sie auch keine Spesen.
Schofler wurde die Zeit, Mammon erheischt der Barbier.

Dort an der Kasse harrt holdselig lächelnd die Herrin,

Streichet mit lieblichem Blick dankend den Obolus ein.

Lasse dich nimmer gereuen die paar elendigen Nickel,

Denn du tauschest dafür männliche Schönheit dir ein.

Also kannst du getrost und kühn erhobenen Hauptes
Nun entschreiten dem Saal, der dich so lange gehegt.

Als ein Verwandelter wandelst entlang du die sonnigen Straßen,
Und um dein strahlendes Haupt webet ein Duft von Parfüm.

Hugo Fccß

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