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TW ^ *1?
Sparen!
Während sie cm unfern Steuerschrauben
Mit bemerkenswerten! Eifer dreh'n,
Also, daß auch Patrioten glauben,
So kann 's wirklich nimmer weitergeh'n,
Weiß man bei der hohen Reichsverwaltung
Nichts von dem Begriff der Sparsamkeit
lind verlangt für bloße Prunkenlfaltung
Millionen, als hätt's Gold geschneit!
Aus dem Vollen, aus dem täglich Bollern,
Nehmen sie's — es schaudert uns darob!
Sagen, das Spazierschiff „Hohenzollern",
Beispielsweise, sei nicht mehr tip-top!
Für ein neues achtzehn Millionen
Brauchen sie! Und das zur selben Frist,
Wo mit Milliardenpetitionen
Man schon, sozusagen, schwanger ist!
Man verschwieg, das; man vor diesem Coup stand,
Als man jene Forderung gewagt,
Denn bei solchem finanziellen Zustand
Hätt' der Reichstag wahrlich Nein! gesagt! —
Doch noch unverzeihlicher und trister
Find' ich einen andern Gegenstand,
Den da neulich Preußens Kriegsminister
Unternommen hat auf eig'ne Hand.
Fünf Millionen achtmalhundertvierund-
Dreißig Tausend bare runde Mark
Braucht er für ein Generalsquartier — und
Das ist eben doch nicht grad' ein Quark!
Für das niilitär'sche Kabinett des
Kaisers hätt' er jenes Geld verpufft
Und das Recht des Reichstags aufs Budget, es
War für ihn blos, sozusagen, Luft!
Ganz zuletzt noch vor der Reichstagssitzung
Zog er freilich dann zu seinem Glück
Ob der Geister sichtlicher Erhitzung
Die gesalzne Forderung zurück ■ . .
Daß man aber überhaupt riskierte
Solchen Handel, wie die Sachen steh'n —
Ein Sympton ist's, dag uns sehr pikierte,
Wie so Manches dort in Spree-Athen!
Einen guten Deutschen hört' ich sprechen
Meserhalb in zornig-heißem Ton:
Haben wir denn blos noch, uni
zu blechen, M
Unsre deutsche Konstitution? $ ’
Nein, fürwahr! — so rief er
inimer heißer,
Einhalt fordern wird uns hier zur
Pflicht!
Blos so einfach als Dukaten-Männchen
Haben wir den deutschen
Reichstag nicht!
Pips
Neutralität
Der russische Gesandte in Serbien
Hartwig feierte in einer öffentlichen An-
sprache an die Belgrader den Fall
Skutaris als ein ruhmvolles Ereignis
und schloß mit einem Hoch auf den
Balkanbund.
Der Wortlaut seiner Rede war fol-
gender :
„Rußland ist neutral, darum ge-
hören seine Flinten, seine Sympathien
und seine Kohlen den Serben und
den Montenegrinern. Rußland ist
neutral, darum ist Montenegros
Freude Rußlands Freude und Ser-
biens Trauer Rußlands Trauer. Rußland
ist neutral, der Türken Freude ist der Russen
Trauer und der Türken Trauer ist der Russen
Freude. Rußland hat Montenegro aufgefordert,
Skutaris Belagerung aufzugeben, darum hat
Montenegro Skutari erobert. Rußland billigt
die Flottendemonstration der Machte, die den
Montenegrinern die Stirn zeigen, darum zeigt
Montenegro den Mächten den Rücken, den sie
ihm entlang rutschen können. Rußlands Nein
ist Montenegros Ja und Rußlands Za ist Serbiens
Nein. Rußlands mächtiges Wappentier ist der
Adler, von dem wir alle mit Stolz nusrufen:
Borne nickt er und hinten pickt er!"
Pi’id o
*
Grüß Gorr!
Ich hörte im V-Zug München-Nürnberg mit
eigenen Ohren, wie ein Schaffner zur Rede gestellt
wurde, weil er einen im Zuge weilenden Eisen-
bahnbcamtcn mit: „Grüß Gott!" begrüßt hatte.
„Grüß Gott!" sei ein vulgärer Gruß. Der offizielle
Gruß laute „Guten Tag!", auch in Bayern.
Bist du in Bayern auf der Eisenbahn,
Beziehungsweise sonstwo angestellt
Und triffst du einen Vorgesetzten an,
Sag nicht: „Grüß Gott!" um alles in der Welt!
Und stehst du steif und stranun wie ein Soldat
Bor seinem Korporal, cs hilft dir nischt.
Es gilt der Gruß: „Grüß Gott!" als Hochverrat,
Und du bekommst eins ausgewischt.
Zu seinem Spezl sagt: „Grüß Gott!" der Kare,
„Grüß Gott!" zum Kind der Lehrer, wenn er inag,
Doch offiziell — es sträuben meine Haare
Sich — sagt in Bayern man nur „guten Tag!"
Wie? Guten Tag?? Das klingt recht
euphemistisch,
Da schwarze Nacht das Zentrum uns gebracht.
So wie der Geist, sei die Begrüßung partikularistisch:
Ich schlag als offiziellen Gruß vor: „Gute Nacht!"
Jüdinilus Fröhlich
Paris. Nach Meldungen des statistischen
Anltes sind in der letzten Zeit int östlichen Frank-
reich mehr deutsche Männer wie französische
Frauen niedergekommen.
m
u
• 4
rh
m
Die Deckung
Ogottogott! Ogittcgitt!
Wer Kommt denn noch mit Bethmann mit?
Man sieht ihn stracks mit Siebcnmeilen-
Galoschen in die Zukunft eilen.
Betreffs der neuen Wehrvorlagen:
Sie haben mächtig eingeschlagen,
Doch ist die Meinung sehr geteilt,
Wohin denn unser Bethmann eilt?
Er zeigt nach Osten und nach Westen
Mit philosophisch-ernsten Gesten.
Das Geld? Jawohl! Jedoch woher?
Die Deckung macht uns Kopfbeschwer,
Indes er sanft Adagio geigt
Und vor dem Reichstag sich verneigt. —
— Mir will nun dies Zylinderschwingen
Nicht inimer recht zu Herzen dringen,
Drum sei mein Wunsch ihm zugesteckt:
Herr Bethmann! Bleiben Sie bedeckt!
JuciumIus Fröhlich
Finger weg
fys'
A. Schmidhammer
Jn Parts
„Daß se uns nur ntch insuldieren, GustavI weeßte was,
mcr lassen uns die Schnurrbär der stutzen und sagen
eencinford: ,0 yes!‘"
Der Pöbel spielt in übler Weise
In Frankreich jedem Deutschen mit,
Der per Ballon und auf der Reise
Jetzt inal die Grenze überschritt.
Er schinipft und flucht — ihr wißt's von neulich!
Und haut ihm wohl den Hut vom Kopf —
Das ist gemein und ist abscheulich
Und wer das tut, der ist ein Tropf!
Doch: müßt ihr denn ins Land der Schreier,
So lang man dort nicht anders kann?
Ich denk' an meinen Nachbar Meier,
Der ist ein ganz patenter Mann:
Und Jedem, der auf Meiers Wiese
Gelegentlich sich Blumen sucht,
Den, läßt er für gewöhnlich diese,
Ganz ohne daß er schimpft und flucht;
Doch ist der Meier mal besoffen —
Am Sonntag trifft das pünktlich
ein! —
Benin,nit er sich, ich sag' es offen,
In solchen Fällen wie ein Schwein.
Er schimpft und läuft nach seinem
Knüppel
Und brüllt und gröhlt wie's liebe Vieh:
„Gehst raus, sonst hau' ich Dich
zun, Krüppel,
Kreuz-Himmel-Birnbaum-Sakradi!"
Mir aber beut er keine Schläge —
Ich geh', vom ersten Mal gewitzt,
Den, Meier niemals ins Gehege,
Solang er seinen Rausch besitzt.
Drum Freunde, statt euch zu erbosen,
Macht's auch, wie das gebrannte Kind:
Bleibt lieber weg von den Franzosen,
m Bis daß sie wieder nüchtern sind!
Pips
*
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Sparen!
Während sie cm unfern Steuerschrauben
Mit bemerkenswerten! Eifer dreh'n,
Also, daß auch Patrioten glauben,
So kann 's wirklich nimmer weitergeh'n,
Weiß man bei der hohen Reichsverwaltung
Nichts von dem Begriff der Sparsamkeit
lind verlangt für bloße Prunkenlfaltung
Millionen, als hätt's Gold geschneit!
Aus dem Vollen, aus dem täglich Bollern,
Nehmen sie's — es schaudert uns darob!
Sagen, das Spazierschiff „Hohenzollern",
Beispielsweise, sei nicht mehr tip-top!
Für ein neues achtzehn Millionen
Brauchen sie! Und das zur selben Frist,
Wo mit Milliardenpetitionen
Man schon, sozusagen, schwanger ist!
Man verschwieg, das; man vor diesem Coup stand,
Als man jene Forderung gewagt,
Denn bei solchem finanziellen Zustand
Hätt' der Reichstag wahrlich Nein! gesagt! —
Doch noch unverzeihlicher und trister
Find' ich einen andern Gegenstand,
Den da neulich Preußens Kriegsminister
Unternommen hat auf eig'ne Hand.
Fünf Millionen achtmalhundertvierund-
Dreißig Tausend bare runde Mark
Braucht er für ein Generalsquartier — und
Das ist eben doch nicht grad' ein Quark!
Für das niilitär'sche Kabinett des
Kaisers hätt' er jenes Geld verpufft
Und das Recht des Reichstags aufs Budget, es
War für ihn blos, sozusagen, Luft!
Ganz zuletzt noch vor der Reichstagssitzung
Zog er freilich dann zu seinem Glück
Ob der Geister sichtlicher Erhitzung
Die gesalzne Forderung zurück ■ . .
Daß man aber überhaupt riskierte
Solchen Handel, wie die Sachen steh'n —
Ein Sympton ist's, dag uns sehr pikierte,
Wie so Manches dort in Spree-Athen!
Einen guten Deutschen hört' ich sprechen
Meserhalb in zornig-heißem Ton:
Haben wir denn blos noch, uni
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Unsre deutsche Konstitution? $ ’
Nein, fürwahr! — so rief er
inimer heißer,
Einhalt fordern wird uns hier zur
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Blos so einfach als Dukaten-Männchen
Haben wir den deutschen
Reichstag nicht!
Pips
Neutralität
Der russische Gesandte in Serbien
Hartwig feierte in einer öffentlichen An-
sprache an die Belgrader den Fall
Skutaris als ein ruhmvolles Ereignis
und schloß mit einem Hoch auf den
Balkanbund.
Der Wortlaut seiner Rede war fol-
gender :
„Rußland ist neutral, darum ge-
hören seine Flinten, seine Sympathien
und seine Kohlen den Serben und
den Montenegrinern. Rußland ist
neutral, darum ist Montenegros
Freude Rußlands Freude und Ser-
biens Trauer Rußlands Trauer. Rußland
ist neutral, der Türken Freude ist der Russen
Trauer und der Türken Trauer ist der Russen
Freude. Rußland hat Montenegro aufgefordert,
Skutaris Belagerung aufzugeben, darum hat
Montenegro Skutari erobert. Rußland billigt
die Flottendemonstration der Machte, die den
Montenegrinern die Stirn zeigen, darum zeigt
Montenegro den Mächten den Rücken, den sie
ihm entlang rutschen können. Rußlands Nein
ist Montenegros Ja und Rußlands Za ist Serbiens
Nein. Rußlands mächtiges Wappentier ist der
Adler, von dem wir alle mit Stolz nusrufen:
Borne nickt er und hinten pickt er!"
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Grüß Gorr!
Ich hörte im V-Zug München-Nürnberg mit
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„Grüß Gott!" sei ein vulgärer Gruß. Der offizielle
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Bist du in Bayern auf der Eisenbahn,
Beziehungsweise sonstwo angestellt
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Sag nicht: „Grüß Gott!" um alles in der Welt!
Und stehst du steif und stranun wie ein Soldat
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Es gilt der Gruß: „Grüß Gott!" als Hochverrat,
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Zu seinem Spezl sagt: „Grüß Gott!" der Kare,
„Grüß Gott!" zum Kind der Lehrer, wenn er inag,
Doch offiziell — es sträuben meine Haare
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Wie? Guten Tag?? Das klingt recht
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Da schwarze Nacht das Zentrum uns gebracht.
So wie der Geist, sei die Begrüßung partikularistisch:
Ich schlag als offiziellen Gruß vor: „Gute Nacht!"
Jüdinilus Fröhlich
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reich mehr deutsche Männer wie französische
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Ogottogott! Ogittcgitt!
Wer Kommt denn noch mit Bethmann mit?
Man sieht ihn stracks mit Siebcnmeilen-
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Betreffs der neuen Wehrvorlagen:
Sie haben mächtig eingeschlagen,
Doch ist die Meinung sehr geteilt,
Wohin denn unser Bethmann eilt?
Er zeigt nach Osten und nach Westen
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Das Geld? Jawohl! Jedoch woher?
Die Deckung macht uns Kopfbeschwer,
Indes er sanft Adagio geigt
Und vor dem Reichstag sich verneigt. —
— Mir will nun dies Zylinderschwingen
Nicht inimer recht zu Herzen dringen,
Drum sei mein Wunsch ihm zugesteckt:
Herr Bethmann! Bleiben Sie bedeckt!
JuciumIus Fröhlich
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A. Schmidhammer
Jn Parts
„Daß se uns nur ntch insuldieren, GustavI weeßte was,
mcr lassen uns die Schnurrbär der stutzen und sagen
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Der Pöbel spielt in übler Weise
In Frankreich jedem Deutschen mit,
Der per Ballon und auf der Reise
Jetzt inal die Grenze überschritt.
Er schinipft und flucht — ihr wißt's von neulich!
Und haut ihm wohl den Hut vom Kopf —
Das ist gemein und ist abscheulich
Und wer das tut, der ist ein Tropf!
Doch: müßt ihr denn ins Land der Schreier,
So lang man dort nicht anders kann?
Ich denk' an meinen Nachbar Meier,
Der ist ein ganz patenter Mann:
Und Jedem, der auf Meiers Wiese
Gelegentlich sich Blumen sucht,
Den, läßt er für gewöhnlich diese,
Ganz ohne daß er schimpft und flucht;
Doch ist der Meier mal besoffen —
Am Sonntag trifft das pünktlich
ein! —
Benin,nit er sich, ich sag' es offen,
In solchen Fällen wie ein Schwein.
Er schimpft und läuft nach seinem
Knüppel
Und brüllt und gröhlt wie's liebe Vieh:
„Gehst raus, sonst hau' ich Dich
zun, Krüppel,
Kreuz-Himmel-Birnbaum-Sakradi!"
Mir aber beut er keine Schläge —
Ich geh', vom ersten Mal gewitzt,
Den, Meier niemals ins Gehege,
Solang er seinen Rausch besitzt.
Drum Freunde, statt euch zu erbosen,
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Bleibt lieber weg von den Franzosen,
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