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Zu beziehen zu Ori^malpreiseri durch, opfische
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Streiflicht der „Jugend"

Der französische Advokat und Kriegsminister
Etienne hat in seiner schönen Hetzrede zu Neunes
auch von dem „unvergleichlichen französischen
Offizierskorps" gesprochen, „das die Bewun-
derung und Eifersucht aller fremden Armeen
Hervorrufe, da es gebildeter und eifriger (!)
als jedes andere sei" und von den „vorzüg-
lichen Unteroffizieren, mit denen man zuni
Siege schreiten werde."

Er vergaß aber beizufügcn, dah wegen des
riesig schlechten Offiziersersatzes (cs fehle»
über 1400 Offiziere der Armee) schon jetzt die
letzten Semester der Militärschule als
Unterleutnants eingerufen werden müssen, so-
daß auf die Bildung und den Eifer dieser „Ka-
detten" höchstens ihre Ammen neidisch sein
werden. Und er vergaß zu sagen, daß die zahl-
reichen Meutereien der letzten Monate gegen
die dreijährige Dienstzeit größtenteils von den
„vorzüblichenUnteroffizieren" angeführt
waren, die der Herr Etienne in seiner Dreijahr-
lobrede als Sieger aufmarschieren läßt. Reden
sind, nach Tallegrand, in Frankreich noch immer
dazu da, um Gedanken zu verbergen. Nament-
lich unangenehme Gedanken! a. d. x.

*

Erlauschtes

Ich fuhr von weilheim nach München. In
Diemendorf stiegen zwei übelgelaunte Männer ein,
Metzger oder Viehhändler, und schimpften über
das Thema weiter, das sie nach Diemendorf ge-
bracht hatte: die Fleischnot.

„Früherszeit — ja, da hat da Baur zum
Metzger gsagt: kferr, da is der Gchs, mach Du
an Preis! Und der Metzger hat sein' Preis gmacht.
kfeutigentags fuattern f d'Säu her, daß d'wamxen
über'n Buckl nausschaugt und wissn net, was s'
verlanga solln."

Der andere: „Dersell pfarra hat schoh recht
ghabt: a Baur verdeant nix als wia a rupfas
Ifemad, a lederne £jof« und die ewig Verdammnis."

tlcorg ((iieii

Theo Waidenschlager

Indirekte Leistung

„wie, lauter Mädel haben Sie? warum
leisten Sie nichts für das Vaterland?"

„was, d' Soldaten brauchen do aa a
Gschpusil" _

Eus 2.Vierr
Die Virginia

Die „Virginia" (im Volksmunde „Vetschina"
oder „Friedhofsspargel" genannt) gilt als eine

der stärksten Zigarren der österreichischen Manu-
faktur. Man muß sozusagen von guten Eltern
sein, wenn man eine solche Virginia ohne Ge-
fahr für das leibliche Wohl auszurauchen im-
stande ist, zumal diese Zigarre eine geradezu
lebensgefährliche Länge hat.

Der Ehrgeiz des jungen Bureaupraktikanten
Theodor war nun ein sehr großer und er ging,
obgleich noch recht schwach auf der Brust, die
verwegene Wette ein, eine Virginia gänzlich und
ungefährdet auszurauchen. Seine schadenfrohen
Kollegen, zehn an der Zahl, steuerten je einen
Heller zusammen, die Virginia ward gekauft und
Theodor paffte zunächst vergnügt und siegesgewiß
die grauen Wölkchen in die Stubenluft. Aber
schon »ach dem zwanzigsten „Zuge" verfärbte sich
sein ohnehin sehr blasses Aussehen. Eine un-
bestimmte Mischung von bläulichen und gelblichen
Tönen verbreitete sich auf seinem Gesichte. Einer
Wachsfigur ausPrüuschers Praterpanoptikum zum
Verwechseln ähnlich, saß er starr und stumm auf
seinem Stuhle, die verhängnisvolle Virginia krampf-
haft zwischen den Fingern. Der Mensch versuche
die Götter nicht ... Es ging auf Biegen und
Brechen.

Da tritt der Bureau-Alteste, ein Wiener vom
alten Schlage, ins Zimmer, erblickt den bleichen
Jüngling, errät sogleich die tragikomische Situ-
ation und flüstert mir die unvergleichlichen Worte
ins Ohr:

„Sö, hör'n S', wann den die Ahnfrau stecht,
so Heirat' s ihm!"

Freimann

JLiei etwaigen liestollungcii bittet man aut' dio 31 üucliner „J UOH3U“ Bezug zu nehmen.

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Register
A. D. N.: Streiflicht der "Jugend"
Max Freimann: Aus Wien
Theo Waidenschlager: Indirekte Leistung
Georg Queri: Erlauschtes
 
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