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Rekord

Prächt'ge Kerle waren die Bulgaren,

Als sie tapfer mit dein Türken rangen,

Ihrem „alten Feind" feit hundert Jahren,

Und ihn auf die Kniee niederzwangen.

Prächtiger aber ist es, wie sie ringen
Männlich jetzt und tapfer mit dem Zaren,
Ihrem „alten Freund" feit hundert Jahren,
Der sie niöchte auf die Kniee zwingen.

Wenn sie da noch siegen, dann besitzen
Sie die höchste Gottesgunst auf Erden:

Nicht nur vor den Feinden sich zu schützen,
Sondern auch der — Freunde Herr zu werden!

a. i». x.

*

DU Prell«, die Depefcfte und der Halfer

Me „Preßzentrale" hat eine angebliche Mel-
dung des „Temps" verbreitet, daß das Glück-
wunschtelegramm Poincarös an den Kaiser unter
der Menge der eingelaufenen Depeschen über-
sehen und dem Kaiser erst mehrere Tage später
vorgelegt worden sei.

Wir empfehlen der „Preßzentrale" noch fol-
gende Darstellung dieser rätselhaften Geschichte,
die sie als Kuckucksei in das Nest französischer
Zeitungen legen möge. Das Telegramm ist dem
Kaiser sofort vorgelegt worden; dieser fragte:
„Poincare? Poincare? Wer ist denn das?"
Er wurde belehrt, daß PoincarL Präsident von
Frankreich sei. „Frankreich?" fragte er weiter.
„Frankreich an der Oder oder Frankreich am
Main?" Der diensttuende Hofbeamte erlaubte
sich zu bemerken, daß Seine Majestät wohl Frank-
reich mit Frankfurt verwechsle. „Man kann wohl
Reich und Arm, aber niemals Reich und Furt
verwechseln," schrie der Kaiser, der sich vor Zorn
nicht kannte. „Ein Hohenzoller verwechselt über-
haupt nichts." Ein Wink mit der Hand, und
der unglückliche Hofbeamte verschwand für ewig
in den Kasematten von Spandau. Durch den
schleunigst herbeigerufenen Kronprinzen wurde der
Kaiser darauf aufnierksam gemacht, daß Poincarö
das gegenwärtige Haupt Frankreichs sei. „Un-
sinn," erwiderte der Kaiser, „Frankreich wird
durch meinen Bruder und Vetter, den König
Ludwig den Vierzehnten, regiert."

Erst nach mehreren Tagen wagte man es,
dem Kaiser ein Danktelegramm an Poincarö vor-
zulegen. Er Unterzeichnete es aber erst, nachdem
man ihm versichert hatte, daß es an den Krieger-
verein in Tirschtiegel gerichtet sei. Frido

*

Ambulante Wissenschaft

„stimmst Du so viel Leibwäsch' mit nach
Lourdcs, Franziskus?"

„tssaa, naa — da is bloß a alt's Konver-
sationslexikon drin, i bin nämlich dcsmal als
pilgerarzt ci'teilt worn."

(Zeichn. von A. Fiebiger)

„Salome" von Richard Strauß wird demnächst
in tschechischer Sprache am böhmischen Landestheater
in Pilsen zum erstenmal in Szene gehen.

(Aus der Übersetzung wieder ins Deutsche übertragen.)

„will ich daitschcs Kopf auf einer Silber*
schüssel hoben, ober — will nicht küssen I"

*

Wo wohnt die Tugend?

Der „Pfälzer Bote", das Heidelberger Zen-
trumsblatt, behauptet, seine Wahlstatistik ergebe,
„daß in Deutschland der Umsturz in den Gegen-
den mit überwiegend protestantischer Bevölkerung
seine Heiniat hat."

Nicht bloß die Statistik des „Pfälzer Boten",
auch die Geschichte beweist die Richtigkeit dieser
Behauptung. Die größten Verbrecher aller Zeiten
waren Protestanten! so Ephialtes, der Redl des
Altertums; Redl, der Ephialtes der Neuzeit;
Pontius Pilatus, der weltfremde Richter; Lon-
ginus, der römische Lanzenreiter; Torquenlada,
der Engrosmörder; und schließlich der menschge-
wordene Satan: Luther. Auch die Zoologie be-
weist dasselbe: Hyänen, Alligatoren und Tiger
sind protestantisch, Tauben, Länuner und Nachti-
gallen sind katholisch. Ist es nicht charakteristisch,
daß alle Heiligen katholisch sind und daß die
protestantische Kirche nicht einen einzigen Hei-
ligen aufzuweisen hat? Schließlich ist noch zu
erwähnen, daß auch der liebe Gott katholisch ist;
denn er ist älter als Luther, und man hat nichts
davon gehört, daß er zur Reformation über-
getreten ist. Frido

»

nachträgliches

Wie jetzt bekannt wird, hat vor Jahren Kaiser
Wilhelm II. eines Tages den versammelten
Generälen in feierlichem Tone mitgeteilt: „Ich
habe mich heute zum Generaladju-
tanten weiland Seiner Majestät Kaiser
Wilhelms des Großen ernannt." —

„Das ist noch gar nichts," bemerkte ein lebens-
lustiger junger Mann, „ich habe mich soeben
nachträglich zum Liebhaber weiland Ihrer Majestät
der Königin Cleopatra ernannt!"

An Heeringen

Daß Bürgerliche, Männer der Rotüre,

Im Leben niemals werden Offiziere
Bei manchem Regiment, von dem man spricht,
Du ahnst es nicht.

Daß in den allerbesten Garnisonen

Auch stets die nobeln Regimenter wohnen

lind daß die Grenze bleibt für das Gezücht,

Du ahnst cs nicht.

Daß jede Oeffentlichkeit im Verfahren
Des Heeres gegen des Gesetzes klaren
Besehl verbannt wird aus dem Strafgericht,

Du ahnst es nicht.

Daß bei dem deutschen Militär auch Mängel
Vorkommen, o du ahnungsloser Engel,

Du Wanderer int Hellen Himmelslicht,

Du ahnst es nicht.

Und daß statt seines Helms manch Kriegsminister
Bald wie ein ganz gewöhnlicher Philister,

Weh, den Zylinder trägt, so schwarz und schlicht,
Du ahnst es nicht.

Frido

*

Dem Zubcil z. f. E.

Vor dem Kriege, und nachher, nannte
Dich ein brummiger Leutenante
„Ochs", „Kameel" und „Rhinozeros".

Von der ganzen Großzeit da drüben
Ist Dir keine Erinnrung geblieben,

Als an diese drei Worte bloß!

Daß ihr treu ertragen zusammen
Kugelregen und Pulverflammen,

Not und Tod und Schlachtengetos,

All das wehte wie Spreu von hinnen —
Nur an Eins kannst Du Dich entsinnen:
„Ochs", „Kameel" und „Rhinozeros".

Und deswegen nach vier Dekaden
Schimpfst Du noch über Kameraden
Und machst Dich mit den andern schlecht?
— Junge, mir dünkt, der Leutenante,

Der Dich damals so grob benannte,

— Hatte recht . . .! A. ,», K

Penetration pacifique

„Alle Kultur geht durch den Magen," sagte
der Franzose und trat den Marokkaner auf
den Bauch. (Zeichn. von H. Bing)

802
Index
A. D. N.: Rekord
Albert Fiebiger: Ambulante Wissenschaft
Monogrammist Frosch: Die tschechische Salome
Henry Bing: Pénétration pacifique
Frido: Die Presse, die Depesche und der Kaiser
[nicht signierter Beitrag]: Nachträgliches
Frido: An Heeringen
A. D. N.: Dem Zubeil z. f. E.
Frido: Wo wohnt die Tugend?
 
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