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Der neue Plutarcb

.3<t> verzi4)tc auf die weltliche Herr-
schast!" bemerkte der Papst zu Bctbmann.

.Und ich habe darauf schon — .'ängst ver-
zichtet!' gestand unser philcsophisch angehauch.
ter Milträrkanzler.

Der Degen

2m Reichstag, da sprach der Konservative /
Gras Westarp Worte von frag icher Tiefe / Zum
Falle Zabern — o Je. o 2e! / Was hat
der Herr Grai für eine Idee! / Er meinte, die
Manneszucht Kann nur bestehen. / Wenn die
Soldaten im Frieden schon sehen. / Das; ihr Offi-
zier gleich jede freche / Beleidigung mit dem Säbel
räche. / Dann wisse er auch, der Soldat der ge-
meine. / Daß, wenn er im Felde zu Krebsen scheine,
/ Der Offizier ihn von dessen wegen / A tempo
ausspieß' mit seinem Degen!

Wenn darauf die Manneszucht beruhte im
Heer, / Wenn un'er Soldat nur tapfer wär', /
Aus Angst, sein Leutnant Könnte ihn spießen —
/ Dann Könnten wir besser die Bude jchlüßen, /
Das Reicholand schenken den Herrn Franzosen.
/ Den Dänen Schleswig, den Russen Posen /
Und unsere schöne Flotte den Briten / Und überall
hübsch um gut Wetter bitten! / Dann würde dem
Mann, wenn die Flinten knallen, / 2a doch das
Herz in die Hosen fallen, / Dann war' unser
Heer, das die Welt verehrt, / 2m Notfall keinen
Schuß Pulver wert!-

2ch glaube aber, verehrter Herr Graf, / Der
bcutfdjc Soldat schlägt sich selber brav, / Auch
wenn ihn lücht erst zur Kampfeshitze / Aufkitzelt
des Leutnants Degenspitze! / Hingegen würde der
deut che Soldat / Biel besser noch, wenn ihn als
Kamerad / 2m Frieden schon ansäh' jedes Mal
/ Ein jeder Leutnant und Korporal! / Und wenn
er wüßte, daß feine Ehre / Genau so geschützt,
wie die andere wäre, / Die der Herr Leutnant
voraus hat vor dem Zivil / Und die man betont
oft im übelsten Stil! / Und wenn der Soldat
nun gar erst wüßte, / Daß jeder es blutig büßen
müßte, / Der ihn mißhandelt mit Brutalität / Und
feige erniedrigt, oder schmäht, / Daß dem die
Ehr würd' abgesprochen — / Statt Stubenarrest
aus drei, vier Wochen! / Dann tüt der Soldat
auch in unseren Tagen / Seine schwere Bürde
mit Freuden tragen / Und es wäre die Schneid
und die Disziplin / Das selbstverständlichste Ding
für ihn! / So mein' ich, Herr Graf! Kann sein,
es ist schief — / 2ch bin halt so gar nicht kon-
servativ! Pips

.Meine Herrn, soeben stahl mir 'ne Weibs-
person bat Portemonnaie aus der Hosentasche!"

.Dar ;ebt uns n Dreck an, wir stnn die
— RunstnudlkätenpatrouiUe."

München, am 15. Dezember

Man sieht es heut' besonders drastisch:

Die Welt ist gar nicht mehr dynastisch —

Das zeigt selbst Petrus ungeniert.

Der unser Wetter dirigiert!

Heut regnet es. als wie aus Brunnchen.

Heut', wo der Kaiser kommt nach München.
Dazwischen schneit's und geht ein Sturm —
Es wackelt selbst der Petersturm!

2a. ja! Es wird schon immer netter —

2st das vielleicht ein Kaiserwetter.

Sturm. Kälte. Schnee und Regenguß —

Pfui! Schämen Sie sich, Peterus!

- p» -

*

Sehr geehrter Herr Rriegsminister,

indem, daß ich gelesen habe, daß einem von die
Zeitungsschreiber in Köln das Einjährige ent-
zogen aeworden ist, weil er ein Sozi sein tut,
wende ich diese Bitte an Ihnen. Ich habe näm-
lich neulich einem von die Sozi, weil ich ihm
überzellgen wollte, ein Bierglas an seinem Dick-
schädel zerhaut und bitte dafür und weil ich ver-
urteilt geworden bin um die Berechtigung fürs
Einjährige, indem dem anderen recht fein muß,
was dem einen billig ist und ich fürs Vaterland
bewiesen habe. Und weil ich zu Sie das Ver-
trauen habe von wegen Ihre Reden im Reichstag.
Hochachtungsvoll

(Unterschrift unleserlich.)

Karl clien

*

Mona Lisa

Gefunden war die Mona Lisa

Jetzt in Florenz — als man dort sie sah,

Da Vinci's herrliche Gioconda —

Was glich wohl dieser Sensation da?

Als vor zwei Jahren im Auguste
Gestohlen wurde die Bewußte,

Da weinte mancher eine Träne —

Und nicht bloß dorten an der Seine:

In Hongkong g'rad' so, wie in Pisa,
Beklagten sie die Mona Lisa,

Sogar die Wilden in Vancouver
Empörte jener Raub im Louvre! —

Ein Herr Perugia aus Dumenza,

Es treffe ihn die Pestilenza,

Stahl dieses Bild — so sagt der Smarte —
Aus Rache an dem Buonaparte,

Der manches Kunstwerk dazumalien
Ja auch gestohlen aus Italien.

Jetzt wollt er — schaut' nur diesen Tropfen! —
Das Kunstwerk in Florenz verklopfen
Für fünfmalhunderttausend Franken —

Statt daß sie sich bei ihm bedanken,

Ergriffen sie ihn am Schlaffittchen —

Jetzt muß der Patriot ins Kittchen,

Der sich verehrt schon als Genie sah,

Der Rachedieb der Mona Lisa!

Ihr Rätsellächeln lacht die Holde
Bald wieder aus des Rahmens Golde —
Doch gebt fein Acht jetzt, ihr Pariser,

Daß es kein zweiter macht wie dieser.

Denn Buonaparte stahl, das schwör' ich,

Roch manchen Orts — und zwar gehörig!

Pips

*

Liebe Jugend!

Mein Freund, mit dem ich eine winterreise
vor hatte, telegraphiert mir aus St. Moritz:

„Am Rodeln verhindert, da sintern verrodelt!"
*

Zur gefl. BeachtungI

Mit nächster No. schließt die „JUGEND“
das IV. Quartal ihres 18. Jahrganges. So-
fortige Abonnements-Erneuerung wird er-
beten, damit Störungen in der Zustellung
vermieden werden.

Verlag der „Jugend“

Mahres Gefchichrchen

Der kleine Hans, deffen Sd)western einen
Tango-Kurs besuchen und den geschlagenen lieben
Tag nichts anderes zu schwätzen haben als vom
Tango, singt, als er zum ersten Mal das Weih-
nachtslied: O Tann, nbaum! hört, inbrünstig mit:
„O Tangobaum! O Tangobaum .. .“

.1 iiciiii<1 u-H Fröhlich

Theorie und Praxis

Theobald, der Kant-Lehrmeister,

Hat uns wieder schön doziert.

„Daß nur die Kultur der Geister
In der Welt zum Siege führt!

Mit Gewalt und mit Gewalten
Läßt sich, was Gewalt gewann,

Nicht erhalten und verwalten!
Fortschritt fängt man feiner an.

Wahren Völkerfortfdiritt brad)te
Niemals Krone und Kanon', —

Sondern nur der ziel bedachte
Geltungswille der Nation .. .."

So als Philosoph mit Sd)ärfe
Denkt der gute Theobald; —

Doch als Hauptmann der Reserve
Steht er stramm vor — der Gewalt.

Wie der kleine Däumling fliegt er
Durch die Luft im Traume weit; —

Aber auf dem Bauä)e liegt er
Wenn der — große Deimling schreit.

Und so hoch-kultur-ätherisch
Ist er nur, wenn es nid)t gilt, —

Aber sonst wird militärisch-
Preußtsch die Kultur gedrillt!

Denn, das muß ich euch verraten:
Theobalds Philosophie
Ist nur für die andern Staaten!

Uns beglückt er damit nie!

Und bei uns ist ihm ein braver
Geltungsmille der Nation,

Was — dem Leutenant in Zabern
Ist die. . . Fahne der Legion.

A. De Nora

W. Krain

Das Sorgenkind bei Papa

„Also das ist Deine Weihnachts-Zensur,
Theobald 7"

„Hm — macht nischt! Ich bleibe ja doch
sitzen!"
Register
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Karlchen: Sehr geehrter Herr Kriegsminister
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
Jucundus Fröhlich: Wahres Geschichtchen
-Ps- -ps - ps -: München, am 15. Dezember
Julius v. Szeremley: Sittenstadt Berlin
Pips: Der Degen
Willibald Krain: Das Sorgenkind bei Papa
Pips: Mona Lisa
A. De Nora: Theorie und Praxis
 
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