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Verkehrt h. Bing

„Kaffee? Hell, dunkel oder ä la Pdgoud?*

Liebe Ilugend!

Line bürgerliche Familie wird besonderer Ver- kanntcr der Familie, dem man von dieser Standes-
dienste wegen in den erblichen Adelsstand er- erhöhung Mitteilung macht, erwidert: „wird das

hoben, einschließlich ihrer Vorfahren. Lin Be- aber eine Freude ans dem Kirchhof sein!"

Liebe fugend!

Lin Gang durch Leipzig führte mich am „Bar-
fußberg" vorbei. Daß man diesen Hügel-Em-
bryonen in der großen Seestadt einen Berg nennt,
nahm mich nicht weiter wunder. Aber warum
gerade Barfußbcrg?

Ich frage also einen vorübergehenden: „Sa-
gen Sie mal, hier hat wohl früher ein Franzis-
kaner? oster gestanden?"

„Nee," sagt der Sachse, „wie gomm' sen da
druff?"

Ich setze ihm auseinander, daß ich einen Zu-
sammenhang mit den Barfüßermönchen vermute,
was um so eher möglich sei, als sich durch neuere
Forschungen die Vermutung, daß Antonius von
Padua bei seinen Reisen auch auf deutschem Bo-
den Klöster gegründet habe, zu einer an Sicher-
heit grenzenden Wahrscheinlichkeit verdichtete. Aber
der Sachse wußte es besser:

„Mei Kntester, da sin se in ä gewaldchcn
Ärrdum. Barfußberg heeßt der Hiegel, weil ä
bloß ä baar Fuß hoch is."

*

Der Herr Rcgiernngsrat war ein gern gesehener
Gast an unserem Stammtische; denn er erschien
jeden Abend mit der Pünktlichkeit einer Präzisions-
uhr und zechte stets bierehrlich mit, bis auch der
letzte der übrigen Stammgäste seinen Durst gelöscht
hatte. Nur Sonnabends war er nicht zum Erscheinen
zu bewegen, trotzdem es gerade beim Wochenschluß
besonders lustig und feucht am Stammtische herging.
Lines Tages faßte ich mir ein Herz und fragte ihn,
warum er gerade am Wochenende der frohen Tafel-
runde fernbleibe. „Das hat seinen guten Grund,
mein junger Freund," meinte er in dem altväter-
lichen Tone überlegener Lebenserfahrung. „Sonn-
tags ist der einzige Tag, an welchem ich nicht ins
Büro muß, und da möchte ich einen klaren Kopf
haben."
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[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Henry Bing: Verkehrt
 
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