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Vor der Hagia Sophia
"Ttft's möglich! k Tic Kerle singe» bereits .Ich
bin^e!» Preuste, kennt ihr meine Farbenp und Lincn»
v. Landers wird zum Propheten erklärt."

Sittliche Rleiderordnung

Die Fuldacr Bischofs-Konferenz hat in einem Hirten-
schreibcn Stellung zur sexuellen Aufklärung und Jugend-
erziehnug genommen, und besonders gemeinsames Tnr
neu, Schwimmen, Wandern der Knaben und Mädchen
verpönt; gegen die „schamlose" moderne Frauen-
lleidung wird der kath Frauenbund ailfgerufen.

Wir wöll'ic nit, wir voni hniimncn Stal),
Daß Mädel wisse oder Knab',

Wie sie der Herr erschaffen Hab' . .!

— Anathema!!

Die Schwimmerei, die Turnerei,
Selbander-Wandervogelei,

Ist alles lauter Teufelei!

— Anathema!

Und gar die Kleidung! Unverschämt!

Der freie Rock! Das Hosenhemd!

Und Bein und Busen ungehemmt —

— Anathema!

Heraus, kathol'scher Frauenbund,

Und reit den Teufel in den Grund!
verflucht, was reinlich und gesund!

— Anathema!

Hoch! Hoch die wollnen Unterrock'!

Die Plattsüß ohne Stiefelstöck!

Die wahre Tugend liegt im Drück!

— Alleluja!! a. i>. a.

Ncujahrsgeschenke

Der günstige Verkauf eines größeren
Postens Gedankensplitter hatte mich in die
Jage versetzt, heuer etwas mehr Geld für
Geschenke anzulegen als sonst. Ich will
auch gerne verraten, was die einzelne»
Leute von mir bekamen, schon damit an-
dere nicht dasselbe kaufen. Ich spendete:

Dem König von Albanien eine garan-
tiert sichere Hinausflugmaschine;

pegond (der in den höchsten Kreisen ver-
kehrt) etwas besonders Feines, einen
Aeroplan, mit dem man die verblüf-
fendsten Kunststücke vollführen, und so-
gar gerade fliegen kann;

S. iTi. 1) einen direkt aus der Villa Malta
importierten Zabernhard zur Wieder-
herstellttng der Ruhe im Reich,

2) ein Tango-Tanz-Brevier;

Airs. Hankhnrst eine Bombomiere und
eine Toilette aus Hungertuch;
Minister Dlngosz eine Abfchiedspolo-
»aise mit dem Text: „So leb' denn
wohl, du hohes Haus!"

Selm.

erklärung

Von einem Privatmann, der nebenbei Kanzler
des deutschen Reiches ist, erhalten wir folgende
Privatarbeit:

Gerichtliche Urteile sind Akte der Staatshoheit,
Werden sie von Militärgerichten gefällt, so gilt
sür ihre Bewertung das gleiche. Anrempelungen
eines Aktes der Staatshoheit sind unzulässig, ein
selbstverständlicher Rechtsgrundsatz, der übrigens
für Preußen in den Worten des Erlasses des
Ministers Grafen Friedrich Wilhelm o, d, Schulen-
burg v, 17, Oktober 1806 „Ruhe ist die erste
Bürgerpflicht" auch ausdrückliche Anerkennung
gefunden hat. Also durfte das Strafurteil gegen
den Leutnant v, Forstner nicht kritisiert, ge-
schweige denn getadelt werden. Anscheinend hat
der Dr. jur. v, Iagow diesen Gesichtspunkt nicht
geprüft; das Staatsministerium wird ihn der Be-
ratung vorweg zugrunde zu legen haben. Wäre
das Ministerium andrer Ansicht, so bedürfte es
der schleunigsten psychiatrischen Behandlung. Penn
wenn unsre Richter Gefahr laufen, weil sie für
Ausübung des kaiserlichen Iustizdienstes freie
Bahn schaffen, angeulkt zu werden, noch dazu
von solchen, die fast der Schutzmannschaft ange-
hören, dann erwächst deni vornehmsten Beruf
Schande. Ein den nörgelnden Polizeibeamten
strafender Ministerialbeschluß wäre dann dringende
politische Notwendigkeit,

Dr. jur. v. Bethmann Hollweg,

Rittergutsbesitzer,

Zur gefl. Beachtung!

Mit dieser Nummer beginnt die „JUGEND“
das I. Quartal ihres 19. Jahrganges. Sofortige
Abonnements-Erneuerung wird erbeten, da-
mit Störungen in der Zustellung vermieden
werden.

Verlag der „Jugend“

fuldacr BcTcblüffc G8- pfel1

„Fjaben Sie das Programm für den näcbften Damen-Shihurs
noch nicht aufgeftellt?“

„ufawohl, fräuletn - es fehlt mir blof? noch die erzbifchöf-
liche Hpprobation \**

Neujahrsbotschaft
in der Redaktion des „Vorwärts"
„Entschuldigen Tie, meine Herrschaften, ich wallte
nur vom Genossen Witti aus München einen schönen
Gruft bestellen."

Die Renner

Bei dem Boxerwettkampf, der in einem Pariser
Bariötö zwischen den Brüdern Jim und Jack Johnson
um die Schwcrgewichtswettmeisterschast stattfand, kam
es zn Tumulten, weil die sporteifrigen Zuschauer be-
haupteten, daß die Gegner nicht ernsthaft kämpften.
In Wahrheit hatte Jim schon in der dritten Runde
den Arm gebrochen und trotz der Schmerzen den
Kampf fortgesetzt, den er bis zur achten Runde
dnrchfnhrte, worauf der Match als unentschieden
abgebrochen wurde.

Die „Kenner", sie schrieen mit hitziger Gier:
„Was? spielt ihr, oder kämpft ihr hier?

Wo bleibt der Schläge Wndit und Grimm?
Kämpft endlich im Ernste, Iadt und Jim!"

Und keiner sah von dem „Kenner"-Schwarm,
Daß Jim focht mit gebrochenem Arm,

Fünf Runden lang trotzend dem

Riesenschmerz,

Eilt Sparterköniq, ein Löwenherz!

Ihr zttckt die Achseln — „ein Boxerstreich !"
Doch sind die „Kenner" nicht überall gleich?
Sie sehen nie, das; Gott erbarm,

Die Helden mitdemgebro ch e n e tt A r ttt.

Borromaeus

Traubs Nachfolge

Der hessische Pfarrer Liz. Fud,s, der
von der Reinoldigememde in Dortmund
zum Radsfolger Traubs gewählt worden
war, ist nicht bestätigt worden, weil er
die Erklärung der Pfarrer gegen die Eut-
sd;eidung des Spruchkollegittms in Sachen
Iatho unterschrieben hatte; deshalb sei er
zum Dietist in der preußischen Landes-
kirche liidjt geeignet.

Damit die Reinoldigememde weiß, wo-
ran sie ist, und nicht durch ungeeignete
Wahlen die Zeit vertrödelt, sollen für die
Person des Nachfolgers von Traub be-
stimmte Grundsätze aufgestellt werden. Als
Nachfolger Traubs sind ungeeignet:

1, Pfarrer, die denselben Schneider
haben wie Traub, weil bei ihnen der Un-
glattbe im Anzug ist,

2, Pfarrer, die mit Traub studiert haben,
weil anzunehmen ist, daß sie dasselbe gei-
stige Kaliber haben wie Traub,

3, Pfarrer, die ttidst mit Traub studiert
haben, weil anzunehmen ist, daß sie der
Charakterfestigkeit ermangeln, um den Ver-
suchungen dieses Studiums zu widerstehen,
und daß sie es deshalb aus Furcht ver-
mieden haben, mit Traub zu studieren,

4, Pfarrer, die sich zu der Traubschen

Stelle melden; denn, wer der Nachfolger
eines Traub werden will, der ist gezeidsnet
genug, Khedive
Register
Khedive: Traubs Nachfolge
Borromäus: Die Kenner
Georg Pfeil: Fuldaer Beschlüsse
A. D. N.: Sittliche Kleiderordnung
Arpad Schmidhammer: Vor der Hagia Sofia
Arpad Schmidhammer: Neujahrsbotschaft in der Redaktion des "Vorwärts"
Frido: Erklärung
Schn.: Neujahrsgeschenke
 
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