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lieber den

korrekten Verkehr mir Einbrechern

Einige Anregungen von Paul Rose» Hayn

2n letzter Zeit hat sich die Zahl der Einbrüche
außerordentlich vergrößert.' Vielleicht sind es ganz
ehrenhafte Geschäftsleute, die, durch die ungünstige
Konjunktur gezwungen, des Abends noch einen
kleinen Nebenverdienst suchen. Vielleicht Geschäfts-
leute, die der 8 Uhr-Ladenschluß in ihreni Fort-
kommen gestört hat und die sich daher vorge-
nommen haben die Geschäfte — der Andern —
bie um 8 Uhr geschlossen worden sind, uin 12 Uhr
wieder aufzumachen.

Was nian nun über die Einbrüche der letzten
Zeit gehört hat, läßt leider keinen Zweifel darüber,
daß selbst in den sogenannten gebildeten Kreisen
noch vielfach Unklarheit darüber herrscht, wie man
sich bei einem Einbruch korrekt und richtig zu
benehmen hat. Selbst Leute, die am Tage in
der besten Gesellschaft verkehren und alle An-
forderungen des guten Tones erfüllen, versagen
oft völlig, wenn sich in der Nacht ein Besuch
einstellt, auf den sie sozusagen nicht gerechnet
hatten. Diesem Übelstande soll die folgende
kleine Anleitung abhelfen. Wie schon der Titel
verrät, wendet sie sich in der Hauptsache an den-
jenigen Teil der Bevölkerung, der bei dem Ein-
bruch die passive Rolle spielt wtd den ich vor-
schlagsweise den Beeinbruchte» tienne. Immer-
hin mag auch die andere Hälfte der Mensch-
heit, die Einbrecher, Nutzen aus diesen Zeilen
ziehen. Zeigt ihnen doch diese kleine Schrift, was
nian von ihnen erwartet, und gibt sie ihnen doch
gleichzeitig die tröstliche Gewißheit, daß nian ihrem

schweren und gefahrvollen Beruf ein wohlwollendes
Verständnis entgegenbringt.

Die Sache fängt gewöhnlich damit an, daß
der Einbrecher nicht herein kann. Das ist für
ihn sehr zeitraubend und auch für den andern,
auf der Innenseite der Haustür, keineswegs an-
genehm. Was hat der letztere nun zu tun? Bor
allem gewöhne er sich den Gedanken ab, etwa
nach einen Schutzmann zu rufen. Das hat kei-
nen Zweck, denn es ist doch keiner da. Ein an-
deres Verfahren besteht darin, zu schießen. Das
ist noch verkehrter. Denn erstens ist der Revol-
ver nicht da, zweitens ist er nicht geladen und
drittens schießt man doch nur vorbei. Das Rich-
tigste ist folgendes: man macht die Tür ein klein
wenig auf, steckt den Kopf hindurch und ruft:

„Kuckuck!"

Dann macht man die Tür vorläufig wieder zu.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder,
der Einbrecher ist ein energischer, zielbewußter
Mann, der einbrechen will und muß. Dann hat
man ihn durch die kleine Neckerei wenigstens in
gute Laune versetzt, was einem im Verlauf des
Abends von Vorteil sein kann. Oder aber, er
ist ein sensitiver, vielleicht gar etwas abergläu-
bischer Mensch. Dann wird er glauben, es mit
Blödsinnigen zn tun zu haben, »nd von Furcht
geschüttelt den Schauplatz verlassen. Ich habe
sogar mal einen Mann gekannt, der bei einer
solchen Gelegenheit den Enteilenden mit Erfolg
um ein größeres Darlehen anging.

Der erstere Fall ist indessen der wahrscheinlichere.

Alan bildet nun Spalier. Dies natürlich
nur, soweit man aus mehreren Personen besteht.
Dann öffnet man die Tür, macht eine höfliche
Verbeugung — nicht zu tief, damit der Ein-

lretende nicht über die Köpfe stolpert! — und
sagt kurz und schlicht:

„Sehr erfreut!"

Hierauf bittet man uni die Erlaubnis, seine
Angehörigen wieder ins Bett schicken zu dürfen,
was ausnahmslos gewährt wird, und bietet seine
Dienste als Cicerone an.

Es ist unnötig, nach den Wünschen des Be-
suchers zu fragen. Es genügt, wenn man ihn
an den Schreibtisch führt, die rechte Schublade,
in der die Miete liegt, aufschließt und sich darauf
in den Hintergrund des Zimmers zurückzieht.
Alles andere besorgt der Gast schon selbst.

Wenn es geht, probiere man den Trik, deni
Besucher einen Scheck auszuschreiben. Wenn der
ihn dann am andern Morgen durch einen Mes-
sengerbop präsentieren läßt, so besteht die Aus-
sicht, wenigstens den Messengerboy festnehmen zu
lassen, während der Scheckinhaber, der in einer
Haustür vis-ä-vis gestanden hat, voraussichtlich
das nächste Auto in Benutzung nehmen wird.
Schön ist der ganze Scheckschwindel natürlich nicht,
und auch nur Anfänger fallen darauf herein.

Hat der Gast genug zusammengepackt — über
das „genug" entscheidet er, nicht du! — so frage
ihn nach seiner Adresse und knüpfe hieran das
Anerbieten, ihm das Paket inorgen franko ins
Haus zu senden. Er wird zwar voraussichtlich
keinen Gebrauch davon machen, aber wenigstens
wird er sich über den kleinen Scherz freuen imd
deine gastliche Wohnung in guter Laune, in den
meisten Fällen nt i t Paket, verlassen.

Alsdann ziehe ein frisches Nachthemd an und
lege dich wieder schlafen mit dem frohen Be-
wußtsein den guten Ton in allen Lebenslagen
vorbildlich zu beherrschen.

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Paul Rosenhayn: Über den korrekten Verkehr mit Einbrechern
 
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