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iTJüncbner Sonett

Sonettl» mach« moanst dös waar a Kunst,
Dö kann >na net mit unsra Münchna

Sprach?

O Jaffas, Bruada Preis;! Das; i net lach!
Sa hast ja du von dera Sprach koa» Dunst!

A Sprach, aus der i Lebaknödl sunst,
Brat-, Weifiwürscht, Blunzu,

Schwartumagn mach -
Do waar d'r weiters uet a weugcrl schwach,
Wannst draus net aa Soncttln mach«

kunntst!

Paß auf: damit i d'r's nur quasi zoaq:

Da nimmst an Bahn Manraloabitoag,
Den nudelst zu 'r a Wurscht ans auf

an Brett,

Machst draus zwoa Bretzn-Schloafn,

wickelst drauf

Do Schwänzln z'samma, legst as öden

»auf —

find siehgst: akrat a so is a Sonett!

H. De Hora

Gefährdete Post

Karl Spitzweg f

Du bist gebenebeiet unter Den Uleibem..

Einmal durften wir iu den Ferien zu
der Schneiderbas. Die Schneiderbas war
von der Mutter eine Base, die einen Schnei-
der geheiratet hatte. Wo die Schneider-
bas zuhause mar, da gab es Wiesen,
Acker, wieder Wiesen, wieder Acker, und
dazwischen ein paar Häuser.

Das Haus der Schneiderbas stand nicht
gar weit von der Wallfahrtsstraße. Da
geschah es täglich, daß wir Besuch be-
kamen. Die Besucher hatten Lebensart.
Sie kamen nicht ins Haus gefallen, sie
meldeten sich an, damit wir vorbereitet
wären. Gut hundert Meter vorher kam
die Meldung durch die Luft:

„Gegrüßt seist du, Maria,

Der Herr ist mit dir,

Du bist gcbenedeiet unter den

Weibern. ."

Schon bei ,gegrüßt' spitzte die Schnei-
derbus die Ohren. Bei ,der Herr ist mit
dir' fuhr sie eifrig in der Küche heruni
nach einem Almosen in Naturalien oder
in Kupferpfennigen. Und bei ,gebencdeiet
unter den Weibern' war schon alles auf
dem Fensterbrette für den Besucher parat
gerichtet: Ein Zweiring (so hießen dort
zwei Pfennig), oder ein Stück Brot, oder
ein Stück Käs, oder ein Teller Suppe,
aus dem der Löffel mit dem Stiele gegen
die Besuche zielte, oder irgend sonst etwas.

Und dann kamen die Besucher, alte
Männlein oder Weiblein, standen still un-
term Fenster, blickten andächtig auf den
Löffel und den Rauch, der aus der Suppe
stieg, griffen aber nicht gleich zu — nein,
durchaus nicht. Das täte» Bettelleute,
Bettelleute ohne Lebensart. Nein, unsere
Besucher verdienten sich das Darge-
reichte mit drei Vaterunser». Das war
feste Vorschrift. Auch das war üblich, daß
das Zeitmaß dieser Vaterunser sich ver-
jüngte, je mehr's dem Ende zuging. Nicht
daß etwas ausgelassen wurde. Nein, be-
trügen taten diese Leute nicht. Aber bei
dem letzten Vaterunser schoben sich die
Einzelteile lautlich derart ineinander, daß
es irgend etwas heißen konnte.

Dann nahmen sie die Gabe, steckten sie
ein oder aßen sie, murmelten ein
Register
Carl Spitzweg: Gefährdete Post
A. De Nora: Münchner Sonett
Fritz Müller: Du bist gebenedeiet unter den Weibern...
 
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