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nehmen der Branche.

Vollkommen Honkumnzloi

F. Heubner

JIus einem Berliner EimaturRolleg

Meine Dcimen und Herren! Wir kommen
jetzt zu Fischart. Dieser wurde — verzeihen Sie
das harte Wort! — geboren um 1545. Seine
Sprache ist derb, ja mitunter zynisch, zum Beispiel
— ach, möchten nicht die Damen hinausgehen? —
zum Beispiel also — nein, ich kann es auch vor
den Herren nicht sagen! Meier, holen Sie die
Damen wieder herein! — Seid Ihr alle da?
(Auditorium: ja!) Wir kommen jetzt zu Ulrich
von Hutten. Hutten — ach, vielleicht gehe» die
Damen doch besser wieder hinaus! — Hutten
wurde — hm, ich kann Ihnen gar nicht sagen,
wie peinlich es mir ist, über diesen Menschen reden
zu müssen — Ulrich von Hutten — ach, nein,
seine Biographie ist wirklich nichts für junge Leute!
Meier, holen Sie die Damen wieder herein! —
Guten Morgen, meine Damen! — Ulrich von
Hutten schrieb die epistola — hm, sehr unan-
genehm, das Wort e p i s t o 1 a vor Damen aus-
sprechen zu müssen — die epistola obseurorum
virorum, welche — meine Damen, es ist vielleicht
doch besser, Sie hören wo anders Literatur-
geschichte! (Die Damen hatten schon längst diese
Empfindung. Auch einige Herren, die noch Erich
Schmidt gehört hatten.) Karichen

*

Das schwarze Regiment

In einer Notiz über den Antrittsbesuch des
Herzogspaares von Braunschweig in München
weiß das „Neue Mannheimer Volksblatt" zu
melden: „Der Herzog wird dann auch zu dem
vom 20. bis 22. Juni stattfindenden hundert-
jährigen Jubiläum des 1. schwarzen Reiter-
regiments nach München kommen."

Gemeint ist jedenfalls jene Truppe, deren
Kommandeur kürzlich die Kardinals-Epau-
letten bekommen hat. c. Fr.

Antisemitismus im Wandervogel

von eme alde Zrankforder

Wann ich die „Wandervögel" guck,

Dann gibbt derrsch vor Bergniege
Meist» Herzi jedes Mal en Ruck,

Wie je so frehlich fliege!

Mir is es fchdets, wann ich fe feh
In Felder, Wälder, Wiese,

Als dhäte noch emal so schee
Die bunte Blumme sprieße!

Ietz odder fiehl ich bitter» Harm
Unn Schmerz, en ferchterliche:

Es hawwe sich in Bogelschwarin
Paar Dreckspätz ei'geschliche!

Unn möchte bletzlich hinnerwärts
Infame Zwietracht stifte,

Manch Lerch- unn Nachtigalleherz
Mit Lug unn Haß vergifte!

Ihr Wandervögel, frisch unn schnell,

Ihr dhut nach Schönheit lechze,

Drum singt st' jugendfroh unn hell,

Unn liebt kää Eulekrächze!

Dhut herzerhewend, so wie jetz,

Wald, Wies' unn Flur dorchstreife,

— Unn wann e Dreckspatz Euch verhetzt,
Dann dhut eni ebbes peife!

*

Der neue Vogel

O lieber Frühling! Leises Blütterrauschen!

Ich ging ins Holz, der Vögel Sang zu lauschen.
Der Buchfink sollte mir sein Sprüchlein sagen,
Die Nachtigall ihr süßes Leid mir Klagen,

Der wilde Täuber nichts als Liebe gurren;

Doch stille war es in dem Waldrevier . . .

Nur hoch im Raume hört ich über mir

Die Rumplertaube ihr Triumphlied surren.

Adolf JEy.

F. Heubner

Kervotität

„Pardon, monsieur, haben Sie vielleicht
das verschwundene Unterseeboot bei sich...?"

Aus dem Tagebuch eines Globetrotters

In Budapest war der Platz vor dem Statisti-
schen Zentralamt nach dem Elektrotechniker An-
dreas Mechwart benannt worden, dessen Denk-
mal den Platz ziert. Plötzlich aber wurde der
Platz umgetauft: die Direktion des k. ung. Sta-
tistischen Zentralanites hatte erklärt, es sei für
das Statistische Amt geradezu beschä-
mend, auf einem nach einem Deutschen
benannten Platz zu stehen. — Natürlich
ist diese Motivierung nur ein Borwand. In
Wahrheit war es der Direktion des Statistischen
Amtes unerträglich, beständig durch den Namen
eines Elektrotechnikers an Licht, Beleuchtung, Er-
leuchtung erinnert zu werden. Der Direktion
steht übrigens eine umfangreiche Arbeit bevor:
sie soll eine Statistik aufstellen darüber, wie oft
sich gewisse ungarische Exzentriks alljährlich durch
blinden Deutschenhaß vor der ganzen Welt bla-
mieren. *

Es hat peinlichstes Aufsehen erregt, daß die
Berliner Handelshochschule ihrem verdienten Do-
zenten Iastrow in einer Form kündigte, die den
Wunsch, ihn los zu werden, allzudeutlich er-
kennen ließ, und daß dem Dozenten die Kündi-
gung durch einen Gerichtsvollzieher über-
reicht wurde. Da eines der Motive der Kündi-
gung das hohe „Salär" Iastrows gewesen sein
soll, soll die Berliner Handelshochschule fortan
den Namen erhalten: „Abhandelshochschule",
— oder, um die schneidige Form der Kündigung
zu verewigen: „Handelshochnäsigkeits-
schule". Karl dien

Der neue Jager aus Rurpfakz

Ein Jäger aus Kurpfalz,

Der reitet durch den Blätterwald.

Er späht nach einem Brief,

Den möcht' er gerne ändern bald,

In ja, ju ja, daß laut das Echo schallt.

Er denkt, es geht nicht schief.

Ju ja, ju ja, gar lustig ist die Fälscherei.

Er steht und schaut ringsum,

Die „Rundschau" war so „allgemein",

Da nimmt er schnell das Gift

Und fchnüert's an seinen Pfeil gar fein.

Ju ja, ju ja, dann schießt er grad hinein,

Er zielt und schießt und trifft.

Ju ja, ju ja, gar lustig ist die Fülscherei.

Des Jägers seine Lust,

Die hat fürwahr nicht lang gewährt,

Sie war gar bald gemischt,

Die Lust hat sich in Leid verkehrt.

Ju ja, ju ja, der Jäger nicht gut fährt,
Wenn man ihn, ha, erwischt.

In ja, ju ja, nicht lustig ist die Fälscherei.

Der Jäger aus Kurpfalz
Steht jetzt wie 'n Hund begossen da
Und gar nicht mehr so forsch.

Dem Jäger hat die Finger ja
Ju ja, ju ja, geklopfet mit Hurra
Im Parlament der Porsch.

Ju ja, ju ja, gar traurig ist die Fälscherei!

Frido

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Register
Friedrich (Fritz) Heubner: Illustration zum Text "Aus einem Berliner Literaturkolleg"
Friedrich (Fritz) Heubner: Nervösität
Friedrich (Fritz) Heubner: Literaturbazar
Karlchen: Aus dem Tagebuch eines Globetrotters
Frido: Der neue Jäger aus Kurpfalz
Karlchen: Aus einem Berliner Literaturkolleg
Karl Julius Adolf Ey: Der neue Vogel
Der alde Frankforder: Antisemitismus im Wandervogel
C. Fr.: Das schwarze Regiment
 
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